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+ | Zwischen 2017 und 2020 kommt das linke Spektrum kaum aus dem Würdigen der Revolutionen heraus – russische, französische, deutsche, bayrische und mexikanische Revolution sowie der Geburtstag von Karl Marx. Eine wichtige Revolution und Bewegung wird dabei häufig ausgelassen – die ungarische Rätebewegung. Genau jenem Thema widmet sich Gerhard Senft in seiner neuen Publikation. | ||
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+ | "Endlich!", möchte man ausrufen, erfährt Gustav Landauer in Deutschland etwas Aufmerksamkeit – dafür brauchte es immerhin den 100. Todestag des libertären Sozialisten. Dabei ist das Spektrum der Aktivitäten Landauers so zahlreich, wie bei kaum einen anderen politischen Aktivisten seiner Zeit. | ||
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+ | Eine kleine aber feine Ausstellung im Rathaus Kreuzberg vom 28. März bis 9. Mai 2019 eröffnet eine ganze Reihe von Aktivitäten rund um den 100. Todestag Landauers am 2. Mai in Berlin. | ||
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+ | Mit einem biografischen Nachwort von Natasha Walter. Herausgegeben, neu aus dem Englischen übersetzt, mit einem Geleitwort, Anmerkungen und einer kommentierten Anarchismus-Bibliografie versehen von Jochen Schmück. Potsdam: Libertad Verlag, 2018 (3. aus d. Engl. neu übersetzte und erweiterte Ausgabe). Paperback, 200 Seiten, ISBN: 978-3922226284. | ||
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+ | Knapp 50 Jahre nach der erstmaligen Publikation von Nicolas Walters „Betrifft: Anarchismus“, „seinem Herzensprojekt“, in der britischen Zeitschrift Freedom erscheint nun eine Neuübersetzung jenes Klassikers, der bereits 1979 erstmalig auf Deutsch erschien - schon damals vom heutigen Verleger publiziert - und mittlerweile in etliche Sprachen übersetzt wurde. Die vorliegende Ausgabe wurde 2002 mit einem Nachwort seiner Tochter Natasha Walter, einer feministischen Journalistin, herausgegeben und hier zum ersten Mal in deutscher Sprache publiziert. | ||
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+ | Der studierte Historiker Nicolas Walters (1934-2000), der u.a. Gründungsmitglied der antimilitaristischen Gruppe Spies for Peace in Großbritannien war, schrieb die erste Fassung des vorliegenden Beitrages im Jahr 1969 für die 100. Ausgabe von Freedom. | ||
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+ | Zur Abwechslung möchten wir in der aktuellen DadA-Empfehlung diesmal kein Buch, sondern eine interessante Website zur Geschichte der anarchosyndikalistischen Bewegung in Köln vorstellen. | ||
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+ | "Nur die Karte" ist ein unabhängiges, unkommerzielles Open Source – Projekt. Historische Karten von Köln aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen werden auf eine Openstreet-Map projiziert und darauf Punkte eingezeichnet, die im Zusammenhang mit der antiautoritären Arbeiterbewegung - insbesondere der anarchosyndikalistischen "Freien Arbeiter Union Deutschlands" - stehen; z.B Wohnorte von damals aktiven Personen, bekannte Treffpunkte und weitere Ereignisse, wie Arbeitskämpfe. | ||
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+ | Die Darstellung der gesammelten Informationen mit modernen Mitteln bietet einen intuitiven Zugang, wodurch die wissenschaftliche Arbeit einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Nicht zuletzt soll damit an die Menschen, deren Ideen erinnert und damit zu kritischen Gedanken anregt werden. | ||
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+ | Der Titel des Projekts ist angelehnt an den Ausruf "Nur die Tat kann uns helfen!", der bei einem Streik in Leverkusen 1921 fiel. Unter diesem Titel erschien 2016 "'Nur die Tat kann uns helfen!' Die FAUD im Raum Köln" beim Verlag Syndikat A. Die gesammelten Informationen beruhen auf der Recherchearbeit im Zuge der Veröffentlichung, wurden und werden laufend durch weitere Daten ergänzt. Bei Interesse zur Mitarbeit an Recherche und/oder technischer Optimierung kann gerne Kontakt aufgenommen werden. | ||
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+ | Herausgegeben und übersetzt aus dem Französischen von Lutz Roemheld, eingeleitet von Albrecht Götz von Olenhusen. | ||
+ | Marburg: Metropolis Verlag, 2014. Broschur, 215 Seiten. ISBN-13: 978-3731610953. 24,80 €. | ||
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+ | Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865) hat sich so intensiv wie wohl wie kein anderer Anarchist nach ihm mit der Frage des Eigentums beschäftigt. 1862 veröffentlichte Proudhon als Beitrag zur zeitgenössischen Debatte über den Begriff des "Geistigen Eigentums" seine Schrift "Les Majorats litteraires" (Die literarischen Majorate"), die 2014 in neuer deutscher Übersetzung von Dr. Lutz Roemheld im Metropolis Verlag erschienen ist. Eine erste deutsche Übersetzung war bereits 1862 anonym in Leipzig veröffentlicht worden und macht deutlich, dass Proudhons Schrift recht bald auch im Ausland auf Interesse gestoßen war. | ||
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+ | Zu der nun vorliegenden Neuveröffentlichung des Werkes hat Dr. Albrecht Goetz von Olenhusen, einer der renommiertesten zeitgenössischen Experten in Fragen des Urheber-, Verlags- und Medienrechtes, eine kenntnisreiche Einleitung beigesteuert, die die Bedeutung der Proudhon-Schrift im Kontext der seinerzeitigen Entwicklung des Urheberrechts aufzeigt. | ||
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+ | Herausgegeben von Egon Günther. Ostheim/Rhön: Verlag Peter Engstler, 2015, Nr. 1. Broschur, 112 Seiten, 48 Abbildungen. ISBN-13: 978-3941126718. 18,00 €. | ||
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+ | Die dieser Tage erschienene erste Ausgabe des „Feuerstuhl - Zeitschrift für Brot & Rosen” markiert den Start eines ambitionierten Projektes zur Schaffung einer deutschsprachigen libertären Kulturzeitschrift. | ||
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+ | Vom Selbstverständnis der Herausgeber her ist der "Feuerstuhl" eine entschieden antiautoriäre Zeitschrift, "ein befeuerndes Scheit Holz, benannt nach einer mexikanischen Geschichte aus dem Roman „Regierung“ des geheimnisvollen B. Traven." | ||
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+ | Im Oktober 1844 erschien in Leipzig das Buch von Max Stirner "Der Einzige und sein Eigentum", ein Buch, an dem sich bis heute die Geister scheiden, und das zu Anfang des 20. Jahrhunderts das philosophische Fundament für den sich auf Stirner berufenden individualistischen Anarchismus bildete. | ||
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+ | Max Stirner (d.i. Johann Casper Schmidt, 1806-1856) verstand sich selbst allerdings niemals als Anarchist, und er gebrauchte den Begriff „Anarchie“ nur äußerst selten. Dort wo er ihn wie in seiner Kritik des Liberalismus benutzte, hat er ihn in seiner negativen Bedeutung verwandt. Statt der Anarchie propagierte Stirner in seinem Hauptwerk "Der Einzige und sein Eigentum" einen radikalen Egoismus, der allerdings unverkennbar anarchistische Züge trägt. | ||
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− | ===[[Albert Camus: Libertäre Schriften 1948-1960)]]=== | + | ===[[Albert Camus: Libertäre Schriften (1948-1960)]]=== |
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Herausgegeben von Lou Marin. Hamburg: Laika Verlag, 2013 (Laikatheorie; Band.28). Broschur, 384 Seiten. ISBN-13 978-3942281560. 24,90 €. | Herausgegeben von Lou Marin. Hamburg: Laika Verlag, 2013 (Laikatheorie; Band.28). Broschur, 384 Seiten. ISBN-13 978-3942281560. 24,90 €. | ||
Albert Camus (1913-1960) ist zweifellos einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine literarisch-philosophischen Werke – erwähnt seien nur „Der Fremde“, „Die Pest“ sowie „Der Mythos des Sisyphos“ – sind in (fast) alle Sprachen der Welt übersetzt worden. Weit weniger bekannt sind seine politische Publizistik, seine Beschäftigung mit dem Anarchismus und sein Engagement in der libertären Bewegung Frankreichs. Diesen anderen, in der öffentlichen Wahrnehmung bislang eher unbekannt gebliebenen, libertären Publizisten möchte Lou Marin mit seinem zu Camus‘ 100. Geburtstag im Laika Verlag herausgegebene Buch „Albert Camus – Libertäre Schriften (1948-1060)“ vorstellen und seinen Lesern näher bringen. | Albert Camus (1913-1960) ist zweifellos einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine literarisch-philosophischen Werke – erwähnt seien nur „Der Fremde“, „Die Pest“ sowie „Der Mythos des Sisyphos“ – sind in (fast) alle Sprachen der Welt übersetzt worden. Weit weniger bekannt sind seine politische Publizistik, seine Beschäftigung mit dem Anarchismus und sein Engagement in der libertären Bewegung Frankreichs. Diesen anderen, in der öffentlichen Wahrnehmung bislang eher unbekannt gebliebenen, libertären Publizisten möchte Lou Marin mit seinem zu Camus‘ 100. Geburtstag im Laika Verlag herausgegebene Buch „Albert Camus – Libertäre Schriften (1948-1060)“ vorstellen und seinen Lesern näher bringen. | ||
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Diese Fragen stehen im Zentrum der von Maurice Schuhmann vorgelegten Studie „Radikale Individualität Zur Aktualität der Konzepte von Marquis de Sade, Max Stirner und Friedrich Nietzsche“. Es sind Fragen, die seit Anfang der 1970er Jahre in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung eine regelrechte Renaissance erlebt haben. Verantwortlich waren hierfür soziale und politische Prozesse in den westlichen Industrienationen, die auf eine Atomisierung – im Sinne einer Entwurzelung des Individuums – und Anonymisierung des Einzelnen hinausliefen. Am deutlichsten zeigen sich die Folgen dieser Prozesse in der zunehmenden Negierung traditioneller Bindungen wie Familie, Schichtzugehörigkeit, Betriebszugehörigkeit usw. Dadurch sind die Fragen nach dem Stellenwert von „Individualität" und die Auswirkungen von Individualisierungstendenzen zunehmend stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. | Diese Fragen stehen im Zentrum der von Maurice Schuhmann vorgelegten Studie „Radikale Individualität Zur Aktualität der Konzepte von Marquis de Sade, Max Stirner und Friedrich Nietzsche“. Es sind Fragen, die seit Anfang der 1970er Jahre in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung eine regelrechte Renaissance erlebt haben. Verantwortlich waren hierfür soziale und politische Prozesse in den westlichen Industrienationen, die auf eine Atomisierung – im Sinne einer Entwurzelung des Individuums – und Anonymisierung des Einzelnen hinausliefen. Am deutlichsten zeigen sich die Folgen dieser Prozesse in der zunehmenden Negierung traditioneller Bindungen wie Familie, Schichtzugehörigkeit, Betriebszugehörigkeit usw. Dadurch sind die Fragen nach dem Stellenwert von „Individualität" und die Auswirkungen von Individualisierungstendenzen zunehmend stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. | ||
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Aktuelle Version vom 31. Mai 2019, 07:29 Uhr
Bücher und andere Veröffentlichungen
Auf dieser Seite stellen wir regelmäßig interessante Neuerscheinungen vor. Die DadA-Empfehlung bietet damit AutorInnen und Verlagen die Möglichkeit, ihre Publikationen einem erweiterten internationalen Publikum zu präsentieren. Die Redaktion der DadA-Empfehlung ist per eMail erreichbar unter redaktion<ät>dadaweb.de.
Inhaltsverzeichnis
- 1 "Auf uns sind die Blicke der Welt gerichtet . . ."
- 2 "Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind"
- 3 Nicolas Walter & Jochen Schmück: Betrifft: Anarchismus. Leitfaden in die Herrschaftslosigkeit
- 4 "Nur die Karte": www.die-karte.org
- 5 Pierre-Joseph-Proudhon: Die Literarischen Majorate
- 6 Feuerstuhl - Zeitschrift für Brot & Rosen
- 7 Jochen Knoblauch: Marx vs. Stirner
- 8 Albert Camus: Libertäre Schriften (1948-1960)
- 9 „Antisemit, das geht nicht unter Menschen“
- 10 Fritz Brupbacher: Marx und Bakunin
- 11 Volin: Die unbekannte Revolution
- 12 Gustav Landauer: Literatur, Band 2
- 13 Gustav Landauer: Literatur, Band 1
- 14 Birgit Seemann: Mit den Besiegten
- 15 Unter dem Pflaster liegt der Strand - Band 16
- 16 Arno Münster: Utopie – Emanzipation – Praxis
- 17 Schritt für Schritt ins Paradies
- 18 eurobuch.com - die Büchersuchmaschine
- 19 Michael Schmidt / Lucien van der Walt: Black Flame
- 20 Erich Mühsam: Tagebücher - Band 2: 1911-1912
- 21 David R. Graeber: Schulden - Die ersten 5000 Jahre
- 22 Gustav Landauer: Philosophie und Judentum
- 23 Uwe Timm: Gegen das Geschäft mit dem Klimawandel
- 24 Nathan Jun: Anarchism and Political Modernity
- 25 Maurice Schuhmann: Radikale Individualität
"Auf uns sind die Blicke der Welt gerichtet . . ."
Wien: edition fza, 2019. 152 S., ISBN: 978-3-903104-10-5, Preis: 15,90 €.
Zwischen 2017 und 2020 kommt das linke Spektrum kaum aus dem Würdigen der Revolutionen heraus – russische, französische, deutsche, bayrische und mexikanische Revolution sowie der Geburtstag von Karl Marx. Eine wichtige Revolution und Bewegung wird dabei häufig ausgelassen – die ungarische Rätebewegung. Genau jenem Thema widmet sich Gerhard Senft in seiner neuen Publikation. ( ... mehr).
"Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind"
Gustav Landauer in Berlin 1889-1917. Ausstellungskatalog.
Herausgegeben von der Gustav-Landauer-Denkmalinitiative. Berlin: Gustav-Landauer-Denkmalinitiative, 2019. Broschüre, 59 Seiten. 5,00 €
"Endlich!", möchte man ausrufen, erfährt Gustav Landauer in Deutschland etwas Aufmerksamkeit – dafür brauchte es immerhin den 100. Todestag des libertären Sozialisten. Dabei ist das Spektrum der Aktivitäten Landauers so zahlreich, wie bei kaum einen anderen politischen Aktivisten seiner Zeit.
Eine kleine aber feine Ausstellung im Rathaus Kreuzberg vom 28. März bis 9. Mai 2019 eröffnet eine ganze Reihe von Aktivitäten rund um den 100. Todestag Landauers am 2. Mai in Berlin. ( ... mehr).
Nicolas Walter & Jochen Schmück: Betrifft: Anarchismus. Leitfaden in die Herrschaftslosigkeit
Mit einem biografischen Nachwort von Natasha Walter. Herausgegeben, neu aus dem Englischen übersetzt, mit einem Geleitwort, Anmerkungen und einer kommentierten Anarchismus-Bibliografie versehen von Jochen Schmück. Potsdam: Libertad Verlag, 2018 (3. aus d. Engl. neu übersetzte und erweiterte Ausgabe). Paperback, 200 Seiten, ISBN: 978-3922226284. 12,80 €.
Knapp 50 Jahre nach der erstmaligen Publikation von Nicolas Walters „Betrifft: Anarchismus“, „seinem Herzensprojekt“, in der britischen Zeitschrift Freedom erscheint nun eine Neuübersetzung jenes Klassikers, der bereits 1979 erstmalig auf Deutsch erschien - schon damals vom heutigen Verleger publiziert - und mittlerweile in etliche Sprachen übersetzt wurde. Die vorliegende Ausgabe wurde 2002 mit einem Nachwort seiner Tochter Natasha Walter, einer feministischen Journalistin, herausgegeben und hier zum ersten Mal in deutscher Sprache publiziert.
Der studierte Historiker Nicolas Walters (1934-2000), der u.a. Gründungsmitglied der antimilitaristischen Gruppe Spies for Peace in Großbritannien war, schrieb die erste Fassung des vorliegenden Beitrages im Jahr 1969 für die 100. Ausgabe von Freedom.
( ... mehr).
"Nur die Karte": www.die-karte.org
Eine interaktive historische Karte zur Geschichte der antiautoritären Arbeiterbewegung in Köln
Zur Abwechslung möchten wir in der aktuellen DadA-Empfehlung diesmal kein Buch, sondern eine interessante Website zur Geschichte der anarchosyndikalistischen Bewegung in Köln vorstellen.
"Nur die Karte" ist ein unabhängiges, unkommerzielles Open Source – Projekt. Historische Karten von Köln aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen werden auf eine Openstreet-Map projiziert und darauf Punkte eingezeichnet, die im Zusammenhang mit der antiautoritären Arbeiterbewegung - insbesondere der anarchosyndikalistischen "Freien Arbeiter Union Deutschlands" - stehen; z.B Wohnorte von damals aktiven Personen, bekannte Treffpunkte und weitere Ereignisse, wie Arbeitskämpfe.
Die Darstellung der gesammelten Informationen mit modernen Mitteln bietet einen intuitiven Zugang, wodurch die wissenschaftliche Arbeit einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Nicht zuletzt soll damit an die Menschen, deren Ideen erinnert und damit zu kritischen Gedanken anregt werden.
Der Titel des Projekts ist angelehnt an den Ausruf "Nur die Tat kann uns helfen!", der bei einem Streik in Leverkusen 1921 fiel. Unter diesem Titel erschien 2016 "'Nur die Tat kann uns helfen!' Die FAUD im Raum Köln" beim Verlag Syndikat A. Die gesammelten Informationen beruhen auf der Recherchearbeit im Zuge der Veröffentlichung, wurden und werden laufend durch weitere Daten ergänzt. Bei Interesse zur Mitarbeit an Recherche und/oder technischer Optimierung kann gerne Kontakt aufgenommen werden. ( ... mehr).
Pierre-Joseph-Proudhon: Die Literarischen Majorate
Herausgegeben und übersetzt aus dem Französischen von Lutz Roemheld, eingeleitet von Albrecht Götz von Olenhusen. Marburg: Metropolis Verlag, 2014. Broschur, 215 Seiten. ISBN-13: 978-3731610953. 24,80 €.
Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865) hat sich so intensiv wie wohl wie kein anderer Anarchist nach ihm mit der Frage des Eigentums beschäftigt. 1862 veröffentlichte Proudhon als Beitrag zur zeitgenössischen Debatte über den Begriff des "Geistigen Eigentums" seine Schrift "Les Majorats litteraires" (Die literarischen Majorate"), die 2014 in neuer deutscher Übersetzung von Dr. Lutz Roemheld im Metropolis Verlag erschienen ist. Eine erste deutsche Übersetzung war bereits 1862 anonym in Leipzig veröffentlicht worden und macht deutlich, dass Proudhons Schrift recht bald auch im Ausland auf Interesse gestoßen war.
Zu der nun vorliegenden Neuveröffentlichung des Werkes hat Dr. Albrecht Goetz von Olenhusen, einer der renommiertesten zeitgenössischen Experten in Fragen des Urheber-, Verlags- und Medienrechtes, eine kenntnisreiche Einleitung beigesteuert, die die Bedeutung der Proudhon-Schrift im Kontext der seinerzeitigen Entwicklung des Urheberrechts aufzeigt. ( ... mehr).
Feuerstuhl - Zeitschrift für Brot & Rosen
Herausgegeben von Egon Günther. Ostheim/Rhön: Verlag Peter Engstler, 2015, Nr. 1. Broschur, 112 Seiten, 48 Abbildungen. ISBN-13: 978-3941126718. 18,00 €.
Die dieser Tage erschienene erste Ausgabe des „Feuerstuhl - Zeitschrift für Brot & Rosen” markiert den Start eines ambitionierten Projektes zur Schaffung einer deutschsprachigen libertären Kulturzeitschrift.
Vom Selbstverständnis der Herausgeber her ist der "Feuerstuhl" eine entschieden antiautoriäre Zeitschrift, "ein befeuerndes Scheit Holz, benannt nach einer mexikanischen Geschichte aus dem Roman „Regierung“ des geheimnisvollen B. Traven." ( ... mehr).
Jochen Knoblauch: Marx vs. Stirner
Oder: Ein Versuch über dieses & jenes. Lich: Verlag Edition AV, 2014. Broschur, 96 Seiten. ISBN 978‐386841120. 14,00 €.
Im Oktober 1844 erschien in Leipzig das Buch von Max Stirner "Der Einzige und sein Eigentum", ein Buch, an dem sich bis heute die Geister scheiden, und das zu Anfang des 20. Jahrhunderts das philosophische Fundament für den sich auf Stirner berufenden individualistischen Anarchismus bildete.
Max Stirner (d.i. Johann Casper Schmidt, 1806-1856) verstand sich selbst allerdings niemals als Anarchist, und er gebrauchte den Begriff „Anarchie“ nur äußerst selten. Dort wo er ihn wie in seiner Kritik des Liberalismus benutzte, hat er ihn in seiner negativen Bedeutung verwandt. Statt der Anarchie propagierte Stirner in seinem Hauptwerk "Der Einzige und sein Eigentum" einen radikalen Egoismus, der allerdings unverkennbar anarchistische Züge trägt. ( ... mehr).
Albert Camus: Libertäre Schriften (1948-1960)
Herausgegeben von Lou Marin. Hamburg: Laika Verlag, 2013 (Laikatheorie; Band.28). Broschur, 384 Seiten. ISBN-13 978-3942281560. 24,90 €.
Albert Camus (1913-1960) ist zweifellos einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine literarisch-philosophischen Werke – erwähnt seien nur „Der Fremde“, „Die Pest“ sowie „Der Mythos des Sisyphos“ – sind in (fast) alle Sprachen der Welt übersetzt worden. Weit weniger bekannt sind seine politische Publizistik, seine Beschäftigung mit dem Anarchismus und sein Engagement in der libertären Bewegung Frankreichs. Diesen anderen, in der öffentlichen Wahrnehmung bislang eher unbekannt gebliebenen, libertären Publizisten möchte Lou Marin mit seinem zu Camus‘ 100. Geburtstag im Laika Verlag herausgegebene Buch „Albert Camus – Libertäre Schriften (1948-1060)“ vorstellen und seinen Lesern näher bringen. ( ... mehr).
„Antisemit, das geht nicht unter Menschen“
Anarchistische Positionen zu Antisemitismus, Zionismus und Israel. Band 1: Von Proudhon bis zur Staatsgründung. Herausgegeben und eingeleitet von Jürgen Mümken und Siegbert Wolf. Lich: Verlag Edition AV, 2013. Broschur, 301 Seiten. ISBN-13: 978-3868410884, 18,00 €.
Die von Siegbert Wolf und Michael Mümken im Verlag Edition AV herausgegebene und auf mehrere Bände angelegte Dokumentation entstand aus einer Unzufriedenheit über den geringen Stellenwert, dem eine ernsthafte und anhaltende Beschäftigung mit dem Antisemitismus heute in der anarchistischen Bewegung zukommt - von Ausnahmen einzelner Personen und wenigen Gruppen abgesehen.
Ebenso wie die frühsozialistische und marxistische war und ist auch die libertäre Bewegung nicht frei von antijüdischen Ressentiments. Bereits die beiden ideologischen Begründer des Anarchismus, Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865) und Michael Bakunin (1814-1876), waren durch antisemitische Entgleisungen unangenehm aufgefallen. ( ... mehr).
Fritz Brupbacher: Marx und Bakunin
Ein Beitrag zur Geschichte der Internationalen Arbeiterassoziation. Hrsg. von Jochen Schmück, mit einer Einleitung von Philippe Kellermann. Potsdam: Libertad Verlag (=Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte; 8), 2013, 300 Seiten, ISBN-13: 9783-922226253, 22,80 €.
Ende Dezember 2013 ist im Libertad Verlag ein erweiterter Neudruck des Buches "Marx und Bakunin" des Schweizer Anarchisten [Fritz Brupbacher] (1874-1945) erschienen. Ergänzend zur Originalveröffentlichung aus dem Jahr 1913 enthält die Neuausgabe eine fundierte Einleitung zu Autor und Buch von Philippe Kellermann, eine den heutigen Forschungsstand berücksichtigende Bibliografie zum Thema sowie ein Register der Personen und Periodika.
Die Bedeutung, die Brupbachers Buch nach Ende des Ersten Weltkrieges für den deutschen Anarchismus bekam, beschreibt der deutsche Anarchosyndikalist Helmut Rüdiger (1903-1966) wie folgt: "Die kleine, aber bedeutungsvolle Schrift sollte dann in Deutschland von 1918 bis 1933 eine große Rolle spielen. ( ... mehr).
Volin: Die unbekannte Revolution
Berlin: Die Buchmacherei, 2013, 672 Seiten, 25,65 €. ISBN-13: 978-3000430572.
Seit dem Auftreten des Anarchismus als einer politischen Ideologie und Bewegung, etwa z.Z. der Französischen Revolution, hat es kaum eine revolutionäre Erhebung auf der Welt gegeben, an der sich die Anarchisten nicht beteiligt haben. Das historische Dilemma des Anarchismus ist nur: Das, was die Anarchisten wollen, ist revolutionär; aber jede Revolution, an der sie sich beteiligten, hat bisher die Niederlage der anarchistischen Bewegung zur Folge gehabt. In der Geschichte der internationalen anarchistischen Bewegung markiert die russische Revolution von 1917/18 einen tiefen Einschnitt, den der libertäre amerikanische Historiker Paul Avrich folgendermaßen charakterisiert:
„Die Revolution von 1917 war die erste Gelegenheit, bei der die Anarchisten den Versuch unternahmen, ihre Theorien in einem größeren (gesellschaftlichen) Maßstab praktisch umzusetzen. Mit den Mitteln der 'direkten Aktion', der Enteignung und der Arbeiterkontrolle, des Guerillakrieges sowie der Errichtung von freien Kommunen bemühten sie sich, nach libertären Grundsätzen eine neue Gesellschaft aufzubauen und ihre staatslose Vision Wirklichkeit werden zu lassen.” ( ... mehr).
Gustav Landauer: Literatur, Band 2
Gustav Landauer: Ausgewählte Schriften - Band 6.2. Herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch. Lich: Verlag Edition AV, 2013, 383 Seiten, 18,00 €. ISBN-13: 978-3868410914.
Gustav Landauer war ein detaillierter Kenner der deutsch-sprachigen und internationalen Literatur. Zugleich verstand er sich immer auch als Literaturvermittler und Entdecker zeitgenössischer Autoren und Autorinnen. Seine zahlreichen, noch heute lesenswerten Essays, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Vorträge, Buch- und Theaterbesprechungen belegen dies deutlich. Landauer erkannte rasch, welche gesellschaftliche Sprengkraft etwa der Vermittlung von Dramen - Tragödien und Komödien - vor allem des englischen Schriftstellers William Shakespeare in Schrift und Vortrag sowie auf der Theaterbühne innewohnt. ( ... mehr).
Gustav Landauer: Literatur, Band 1
Gustav Landauer: Ausgewählte Schriften - Band 6.1. Herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch. Lich: Verlag Edition AV, 2013, 365 Seiten, 18,00 €. ISBN-13: 978-3868410907.
Im Rahmen von Gustav Landauers libertärem Entwurf einer grundlegenden Umgestaltung gesellschaftlichen Lebens der Menschen im Verhältnis untereinander und zur Natur gebührt der Literatur und dem Theater eine zentrale Funktion. Dies vor allem deshalb, weil Landauer eine ausschließlich politische oder ökonomische Umwälzung der bestehenden Herrschaftsstrukturen mitnichten für ausreichend hielt, um tatsächlich zu einer dauerhaften Menschwerdung zu gelangen. Daraus erklärt sich auch seine grundlegende Skepsis gegen die so genannte Objektivität und den Alleinvertretungsanspruch der Wissenschaft, die sich in seiner Sprach- und Erkenntniskritik abbildet. ( ... mehr).
Birgit Seemann: Mit den Besiegten
Hedwig Lachmann (1865-1918) – deutsch-jüdische Schriftstellerin und Antimilitaristin. Gustav Landauer: Ausgewählte Schriften - Band 9. Herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch. Lich: Verlag Edition AV, 2012, 172 Seiten, 16,00 €. ISBN-13: 978-3868410730.
Im Interview (2008) bekannte der US-amerikanische Filmregisseur Mike Nichols: "Ich bin vorbelastet. Meine Großmutter Hedwig Lachmann schrieb das Libretto zu "Salome". Sie übersetzte Oscar Wilde (…) ins Deutsche und arbeitete mit Richard Strauss am Libretto".
Die Schriftstellerin, Lyrikerin, Übersetzerin und Antimilitaristin Hedwig Lachmann (1865–1918) war lange vergessen. Das Buch zeichnet ihre geistige und künstlerische Entwicklung nach: das jüdische Elternhaus und die Beziehung zum Vater, dem Kantor und Musikgelehrten Isaak Lachmann, die kulturellen Erfahrungen in England und Ungarn, der Kreis um den 'Dichterfürsten' Richard Dehmel, das Engagement gegen den Ersten Weltkrieg. ( ... mehr).
Unter dem Pflaster liegt der Strand - Band 16
Herausgegeben von Hans Peter Duerr und Bernd Kramer. Berlin: Karin Kramer Verlag, 2013. Paperback, 177 Seiten, 18,00 €. ISBN-13: 978-3879563739.
Nach fast 30 Jahren Pause ist jetzt ein neuer Band der Reihe "Unter dem Pflaster liegt der Strand" erschienen. Die von dem renomierten Ethnologen und Kulturhistoriker Hans Peter Duerr von 1974 bis 1985 im Berliner Karin Kramer Verlag herausgegebene Buchreihe "Unter dem Pflaster liegt der Strand" umfasste bisher 15 Bände. Die Buchreihe, die noch bis zum 3. Band mit dem Untertitel "Anarchismus heute" und ab der 5. Ausgabe als "Zeitschrift für Kraut & Rüben" erschien, vereint Texte zu einer Neubestimmung des Anarchismus (Goodman, Chomsky, Bookchin und Ward) mit Beiträgen zu den Themen Wissenschaftskritik, Anthropologie, Ethnologie, Kunst und Literatur, Parapsychologie und Magie. ( ... mehr).
Arno Münster: Utopie – Emanzipation – Praxis
Sozialphilosophische Interventionen: Adler – Bloch – Bourdieu – Habermas – Proudhon – Sartre – Stirner Berlin: Karin Kramer Verlag, 2013. Broschur, 208 Seiten. 19,80 €. ISBN: 978-3879563722.
Unterscheidet sich die kritische Sozialphilosophie des 19. und 20. Jahrhunderts von den vorherrschenden Trends der offiziellen politischen Philosophie u.a. dadurch, dass sie die bestehende Gesellschaft samt all ihrer sozio-ökonomischen und politischen Widersprüche zum Gegenstand hat und diese dialektisch bewusst in der Perspektive ihrer möglichen Veränderung analysiert, so verfolgen die hier veröffentlichten sozial-philosophischen Interventionen, d.h. Vorträge, Essays und Radiointerviews der letzten zehn Jahre, die Absicht, anhand der Analyse des Werks einzelner hervorragender Repräsentanten dieses kritischen Denkens in Deutschland, Österreich und Frankreich, die jeweils unterschiedlichen Ansätze beim Entwurf einer emanzipatorischen Alternative zur bestehenden bürgerlichen Gesellschaft und zum Kapitalismus herauszuarbeiten. ( ... mehr).
Schritt für Schritt ins Paradies
Handbuch zur Freiheit. Herausgegeben von Karsten Krampitz und Klaus Lederer Berlin: Karin Kramer Verlag, 2013. Broschur, 250 Seiten. 18,00 €. ISBN: 978-3879563746.
Kaum ein Wort, das in unserer Zeit gleichermaßen verhunzt und missbraucht wird: Freiheit – auch bekannt als Kaufkraft, Überlegenheit des Westens oder als Möglichkeit, sich ohne Zwang entscheiden zu können. Und allzu oft sorgen gerade jene für Unfreiheit, die die Freiheit im Namen führen.
Es ist an der Zeit, Konservativen und Wirtschaftsliberalen die Deutungshoheit für den Freiheitsbegriff abzusprechen. Für Linke und DIE LINKE beinahe noch wichtiger: Zukunft braucht Herkunft! In der Geschichte hat es nicht nur Sozialdemokratie und Staatssozialismus gegeben. Etliche der vorliegenden Texte beschäftigen sich daher mit dem Anarchismus – der Idee vom Gesetz ohne Herrschaft ... ( ... mehr).
eurobuch.com - die Büchersuchmaschine
Die unabhängige Metasuche für Bücher unter: www.eurobuch.com
Zur Abwechslung möchten wir in der aktuellen DadA-Empfehlung diesmal kein Buch vorstellen, sondern eine Online-Büchersuchmaschine, die uns als Hilfsmittel beim Aufbau und der Pflege unserer Literatur-Datenbank und unseres Archives in den letzten Jahren von großem Nutzen gewesen ist. Die Rede ist von eurobuch.com, die als die wichtigste Metasuchmaschine für Bücher in Europa betrachtet werden kann. ( ... mehr).
Michael Schmidt / Lucien van der Walt: Black Flame
The Revolutionary Class Politics of Anarchism and Syndicalism. Oakland, CA/USA: AK Press, 2009. Originalausgabe. Kartoniert, 395 Seiten. 22,90 €. ISBN-13: 978-1904859161.
Eine Empfehlung für ein Buch zu verfassen, das bereits vor vier Jahren (Februar 2009) erschienen ist, spricht vermutlich schon für die herausragende wissenschaftliche Qualität desselben. Black Flame, ein gemeinsames Werk der südafrikanischen Anarchismus-Forscher Lucien van der Walt und Michael Schmidt, begibt sich auf eine Neuerkundung anarchistisch-syndikalistischer Theorie- und Bewegungsgeschichte, die es in sich hat – im wahrhaft doppelten Wortsinn. Denn ihre dokumentarische, wenngleich tendenziöse Darstellung bietet nicht nur einen ungeheuren Fundus an Quellen, sondern wird zudem noch begleitet von einem höchst kontroversen Definitionsversuch der „broad anarchist tradition“. Dieser Versuch operiert am Körper des seit Beginn des 20. Jahrhunderts publizistisch gepflegten anarchistischen Selbstbildnisses: dem Kanon des Anarchismus. ( ... mehr).
Erich Mühsam: Tagebücher - Band 2: 1911-1912
Erich Mühsam: Tagebücher, Band 2. 1911-1912. Hrsg. von Chris Hirte und Conrad Piens. Berlin: Verbrecher Verlag, 2012. Leinenband mit Lesebändchen, 375 Seiten. 28,00 €. ISBN-13: 978-3940426789.
Die von Chris Hirte und Conrad Piens im Berliner Verbrecher-Verlag herausgegebenen Mühsam-Tagebücher haben im letzten Jahr nach Veröffentlichung des ersten Bandes eine ausgesprochen wohlwollende, ja geradezu euphorische Rezeption in den Feuilletonseiten der großen bürgerlichen Zeitungen und Zeitschriften erfahren. Dabei ist der Anarchismus des Anarchisten Erich Mühsam eher am Rande abgehandelt worden. Weit intensiver haben sich die Rezensenten auf das desperate Liebesleben des Bohemiens Erich Mühsams fokussiert. „Sex sells“ – das gilt auch für das bürgerliche Kulturfeuilleton. So verwundert es nicht, wenn der „SPIEGEL“ seinen von Volker Hage verfassten Artikel zur Edition der Mühsam-Tagebücher mit „Der Anarchist und die Mädchen“ aufmachte. Jens Bisky von der „Süddeutsche Zeitung“ wurde da schon eindeutiger und titelte: „Ich trank viel und küsste alle Mädchen und Frauen.“ Und Frank Willmann von der „Kultur-Redaktion“ des Onlinejournals „Weltexpress International“ wollte dies noch toppen und titelte: „Schlüpferstürmer Erich Mühsam lässt erneut die Laute jaulen - Der Erotiker unter den Anarchisten schlägt uns … in den Lesebann.“ ( ... mehr).
David R. Graeber: Schulden - Die ersten 5000 Jahre
Stuttgart: Klett-Cotta, 2012. Gebunden, 536 Seiten, 26,95 €. ISBN: 978-3608947670.
Der amerikanische Anthropologe David R. Graeber hat mit seinem im Frühjahr 2012 in deutscher Übersetzung erschienenen Werk "Schulden - Die ersten 5000 Jahre" eine grundsätzliche Studie über das Wesen von Geld, Kredit und Macht vorgelegt.
Der bis dahin hierzulande fast nur in anthropologischen und ethnologischen Fachkreisen bekannte Autor hat mit seinem systemkritischen Buch den Nerv der Zeit getroffen. Vor dem Hintergrund der nicht enden wollenden globalen Finanzkrise wurde der bekennende Anarchist Graeber zu einem gefragten Interviewpartner der großen deutschen Tageszeitungen und Fernsehanstalten, und sein Buch schaffte es in die Spiegel-Bestsellerliste. ( ... mehr).
Gustav Landauer: Philosophie und Judentum
Gustav Landauer: Ausgewählte Schriften - Band 5. Herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch. Lich: Verlag Edition AV, 2012, 445 Seiten, 22,00 €. ISBN-13: 978-3868410686.
Die Erkundungsreise in das Werk von Gustav Landauer (1870-1919) geht weiter. Beschäftigten sich die bisher erschienenen ersten vier Bände der von Siegbert Wolf herausgegebenen Edition der Ausgewählten Schriften Gustav Landauers mit den Themen Antipolitik, Anarchismus, Internationalismus, Nation, Krieg und Revolution, so berücksichtigt der nun vorliegende fünfte Band speziell Landauers Schriften zur Philosophie und zum Judentum.
Für Gustav Landauer war die Beschäftigung mit Philosophie, ebenso wie auch die mit Literatur und dem Theater, nie Selbstzweck gewesen. Vielmehr sollte sich Philosophie unmittelbar an der gesellschaftlichen Praxis ausrichten und das Ziel einer globalen Menschwerdung auf der Grundlage von Freiheit, Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit verfolgen. ( ... mehr).
Uwe Timm: Gegen das Geschäft mit dem Klimawandel
Plädoyer für eine freie und soziale Gesellschaft. Hilterfingen: Edition Anares Bern. 2012 (Espero-Sonderheft; 13). Broschur, 100 Seiten. Preis: 12,00 €. ISBN: 978-3905052756.
Libertäre vertrauen auf sich selbst, auf ihre eigene geistige Selbstständigkeit, ihren Intellekt und beanspruchen ihr eigenes Recht auf Freiheit, auf die Autonomie des Individuums.
Mehrheitlich sind die Staatsbürger verständlicherweise von der Notwendigkeit des Staates sowie einer zentralen Regierung überzeugt, leben in der Sehnsucht, "gut" regiert zu werden, glauben unkritisch daran, dass der Staat ihnen Freiheit und Sicherheit bietet. Freiheitliche Bestrebungen lösen Ängste aus, und als Freiheitsfreunde müssen wir die Angst der Bürger vor der Freiheit ernst nehmen.
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Nathan Jun: Anarchism and Political Modernity
New York: Continuum Books, 2012 (= Contemporary Anarchist Studies). 272 Seiten. Preis: 23,99 €. ISBN: 978-1441166869.
Die Postmoderne – ein alter Hut im Anarchismus? Nathan Jun ist dieser Auffassung und deshalb versucht er mit seinem Buch nachzuweisen, dass das, was wir aus der postmodernen Theoriebildung kennen, z.B. eine radikale Neukonzeption des Subjekts oder die Kritik an Repräsentation, eigentlich schon viel früher in Erscheinung trat und zwar als gerade mal die so genannte Moderne ohne ihr „post-“Anhängsel angebrochen war. Anarchistisches Denken stelle in seinen Ursprüngen den ersten politischen „postmoderne Impuls“ dar. Eine umfassende Kritik an der Moderne, die üblicherweise mit Friedrich Nietzsche assoziiert wird, sei bereits zu einem früheren Zeitpunkt von Proudhon und anderen anarchistischen Theoretikern hervorgebracht worden. ( ... mehr).
Maurice Schuhmann: Radikale Individualität
Zur Aktualität der Konzepte von Marquis de Sade, Max Stirner und Friedrich Nietzsche. Bielefeld: transcript Verlag; (November) 2011 (= Edition Moderne Postmoderne), Broschur, 392 Seiten. 34,80 €. ISBN: 978-3837617191.
Was ist das Individuum und in welcher Beziehung steht das Individuum zum Kollektiv (also zur Gemeinschaft oder neudeutsch: zur Community und im erweiterten Sinne zur Gesellschaft)? Und welches Verständnis hat das Individuum von sich selbst, was macht seine Individualität aus?
Diese Fragen stehen im Zentrum der von Maurice Schuhmann vorgelegten Studie „Radikale Individualität Zur Aktualität der Konzepte von Marquis de Sade, Max Stirner und Friedrich Nietzsche“. Es sind Fragen, die seit Anfang der 1970er Jahre in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung eine regelrechte Renaissance erlebt haben. Verantwortlich waren hierfür soziale und politische Prozesse in den westlichen Industrienationen, die auf eine Atomisierung – im Sinne einer Entwurzelung des Individuums – und Anonymisierung des Einzelnen hinausliefen. Am deutlichsten zeigen sich die Folgen dieser Prozesse in der zunehmenden Negierung traditioneller Bindungen wie Familie, Schichtzugehörigkeit, Betriebszugehörigkeit usw. Dadurch sind die Fragen nach dem Stellenwert von „Individualität" und die Auswirkungen von Individualisierungstendenzen zunehmend stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. ( ... mehr).