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Georges Brassens

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Lexikon der Anarchie: Personen


Darstellung von Georges Brassens auf einer Tür in Avignon

Georges-Charles Brassens (*21. Oktober 1921 in Sété; + 29. Oktober 1981 in Saint-Guly-du-Fesc) war ein wichtiger Chansonier, Poet, Schauspieler und Anarchist aus Frankreich.

Leben und Werk

Anfang der 1940er beginnt der 1921 in Sété geborene Brassens erste Lieder zu schreiben. Zu diesem Zeitpunkt leistet er seinen Arbeitsdienst in Deutschland ab. Sein großes Vorbild als Chansonier ist Charles Trenet. Neben eigenen Chansons gehören zu seinem Repertoire auch bald eine Reihe von Vertonungen klassischer und moderner Dichter - sei es François Villon, Victor Hugo oder Louis Aragon. Seine eigene Chansons sind durch eine sperrige Grammatik geprägt, während gleichzeitig der Refrain einfach und einprägsam ist. Einer seiner größten Hits ist "Brave Margot", ein etwas anzügliches Lied über eine junge Bäuerin, die eine kleine Katze an ihren Brüsten saugen läßt und damit die dörfliche Männerwelt aus der Fassung bringt.

Zwischen 1946 und 1947 schreibt er z.T. schwarzhumorige Beiträge für die anarchistische Zeitschrift "Le Libertaire" (Vorläufer von: "Le Monde Libertaire") - u.a. unter den Pseudonymen Jo la Cédille, Gilles Corbeau und Pépin Cadavre. Sie wurden von Marc Wilmet im Rahmen von "Brassens libertaire" noch einmal wiederveröffentlicht. Zu den Lektüren Brassens' in jener Epoche zählen die Klassiker des Anarchismus - Proudhon, Bakunin und Kropotkin. Maurice Joyeux, einer der führenden Köpfe der Fédération Anarchiste, bemerkt darüber allerdings kritisch: "Brassens war ein charmanter und gutmütiger Mensch; aber man muß sagen, dass wenn er zu Libertaire kam, er keine große Sache gemacht hat. Immer war er nur am Reimen von Spitzen statt die Artikel zu korrigieren. Dies provozierte endlose Diskussionen..." Es war die gleiche Zeit, in der auch viele Vertreter des Surrealismus sich dem Anarchismus zuwandten.

Gut zwanzig Jahre später antwortet Brassens in einem Gespräch mit Léo Ferré und Jacques Brel auf die Frage, was Anarchismus sei. (vgl. Aufnahme des Gesprächs). "Es ist schwer zu erklären, was Anarchie ist. Die Anarchisten selber sind schlecht darin, es zu erklären. [...] Es ist eine Moral, eine Lebenshaltung, glaube ich, und dass dem Individuum der Vorrang gegeben wird."

In den 60er Jahren spielt er eine Reihe von Solidaritätskonzerten für die Fédération Anarchiste - u.a. am 10. November 1965 im Mutualité. Im Jahre 1971 erläutert er erneut in einem Radiointerview sein Bild vom Anarchismus. "Für mich ist Anarchismus der Respekt vor den Anderen, eine gewisse, moralische Haltung."

Zwischenzeitlich versucht er sich weitgehend erfolglos als Schauspieler. Er hat eine Rolle in dem Film "La Porte de Lilas" (1956) und steuert für noch mindestens einen weiteren Film einen Chanson bei. Neben den Chansons gilt die Vorliebe von Brassens aber auch der Poesie. Er schreibt mehre Romane - u.a. "La Tour des Miracles". Im Jahr 1967 erhielt Brassens den renommierten "Prix de la poesie" von der Academie Française.

Bis kurz vor seinem Tod steht er noch regelmäßig auf der Bühne. Insgesamt 14 Alben veröffentlicht er zu Lebzeiten. Im Jahre 1981 verstirbt er - kurz nach einer Krebs-OP.

Im Gegensatz zu Léo Ferré gibt es keine Chansons von Brassens, in denen er sich direkt auf den Anarchismus beruft. Sein Anarchismus zeigt sich aber in seinem Antimilitarismus ("Hécatombe", "La Guerre de 14-18"), der Kritik der Todesstrafe ("Le Gorille"), antibürgerlicher Haltung ("La Mauvaise Réputation"), seinem Individualismus und dem Atheismus ("Le mécréant"). Sein Anarchismus ist dabei ein gefühlsmäßiger Anarchismus, ein Anarchismus vom Herzen, und weniger ein ideologischer Anarchismus. Lediglich einmal - in "Hécatombe" - findet sich ein direkter Bezug zum Anarchismus ("Vive l'anarchi'"). Ein Auszug des Liedes wurde auch zeitweilig von der anarchistischen Zeitschrift "Le Monde Libertaire" als Werbeslogan genutzt.

Seine Lieder wurden auch von Hannes Wader ins Deutsche und von dem anarchistischen Sänger Fabrizio de André ("Le Gorille") ins Italienische übertragen.

Museum und posthume Ehrungen

Gedenktafel für Georges Brassens in Paris

In seiner Geburtsstadt Sété, wo er auch auf dem Armenfriedhof auf eigenen Wunsch hin beerdigt wurde, erinnert heute ein Museum an ihn.

Dutzende von Straßen, Plätzen und Zentren sind nach ihm benannt. In Paris selber ist ein Park zu seinen Ehren nach ihm benannt. Des Weiteren findet sich an seiner ehemaligen Adresse ein Gedenktafel - gefolgt von der, von einem Musiker seiner Begleitband.

Weiterhin gibt es einen nach ihm benannten Literaturpreis (Link).

Libertäre Chansons (Auswahl)

Alben (Auswahl)

  • La Mauvaise Réputation (1952)
  • Le Pornographe (1958)
  • La Religieuse (1972)

Quellen (Auswahl)

  • Ich bitte nicht um deine Hand. Chansons, Suhrkamp Verlag Frankfurt a. M. 1989.
  • Texte. Band 1, Damokles Verlag Ahrensburg 1963.
  • Texte. Band 2, Damokles Verlag Ahrensburg 1965.
  • Texte. Band 3, Damokles Verlag Ahrensburg 1969.
  • La Tour des Miracles, Stock o.O. 1991.

Literatur (Auswahl)

  • Bonnafé, Alphonse: Georges Brassens, Editions Pierre Seghers o.O. 1963.
  • Calvert, Louis-Jean: Georges Brassens, Lieu Commun Saint-Quentin 1991
  • Robine, Marc / Séchan, Thierry: Georges Brasserie. Histoire d'une Vie, J'ai Lu Paris 1993.
  • Souchon, Gisèle: Georges Brassens. Anarchiste individualiste, in: L'Homme Libre Paris octobre - décembre 2003, S. 6.
  • Steinbeiß, Joseph: "Georges Brassens. Anarchiste", in: Graswurzelrevolution Nr. 271 (September 2002); Link zum Text
  • Stolberg, Rüdiger: Die Chansons von Georges Brassens und ihr Publikum. Vom Erfolg kleinbürgerlicher Ideologie, Peter Lang Verlag Frankfurt a.M / Bern / Las Vegas 1979.
  • Wilmet, Marc: Brassens libertaire, Editions Aden Bruxelles 2010.


Autor: Maurice Schuhmann

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