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Karin Kramer - Gedenkseite

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Karin Kramer ist tot

Karin Kramer (links) auf der Buchmesse in Frankfurt am Main 2007. (c) Ralf Landmesser, Berlin

Am 20. März 2014 ist in Berlin die anarchistische Verlegerin Karin Kramer im Alter von 74 Jahren gestorben. Karin Kramer hatte seit Anfang der 1970er Jahre zusammen mit ihrem Mann Bernd Kramer den nach ihr benannten Buchverlag in Berlin-Neukölln betrieben, der für viele seiner Leserinnen und Leser zum Synonym für anarchistische Literatur werden sollte. Über vier Jahrzehnte haben Karin und Bernd mit ihren Buchveröffentlichungen maßgeblich dazu beigetragen, dass auch im deutschen Sprachraum neu und vermehrt über Anarchie und Anarchismus nachgedacht und diskutiert wurde. Niemals zuvor war das Angebot an deutschsprachiger anarchistischer Literatur so groß und thematisch vielfältig wie heute, und das verdanken wir nicht zuletzt auch Karin Kramer und dem nach ihr benannten Verlag.

Die Autorinnen und Autoren des DadAWeb sowie des Lexikons der Anarchie trauern um eine liebe Freundin und kämpferische Weggefährtin. Karin, wir vermissen Dich schmerzlich! Und Dir, Bernd, wünschen wir viel Kraft in dieser schweren Zeit, in der Du auf unsere Solidarität zählen kannst.

Die Beerdigung von Karin Kramer findet auf Wunsch der Familie im kleinen Kreis statt.

Wer seine Erinnerungen an Karin Kramer mit uns teilen möchte, kann sie auf der Diskussions-Seite veröffentlichen. Wir übernehmen dann die Texte hier auf die Karin-Kramer-Gedenkseite.

Falls jemand Probleme mit dem Schreiben auf der Diskussions-Seite haben sollte, der kann uns seinen Text und gerne auch Fotos zur Veröffentlichung auf der Gedenkseite per E-Mail schicken an: redaktion@dadaweb.de.

Jochen Schmück
Redaktion DadAWeb.de



Karin Kramer. Unvergessen.

Am 20. März 2014 starb Karin Kramer nach langem Kampf mit dem Krebs.

Karin war immer die Seele des Verlages, eines Verlages der bereits unter dem Namen "Underground Press" ein Teil meiner politischen Sozialisation war. Und als ich Anfang der 1970er Jahre eine Teestube eröffenen wollte – das war damals modern – schrieb ich auch an den Karin Kramer Verlag, weil ich unbedingt deren Bücher verkaufen wollte, doch ich erhielt einen freundlichen Brief, dass ich mich an den Maulwurf Buchvertrieb wenden müßte. Von hier aus liefen die Kontakte, Freunde, Bekannten usw. für meine nächsten Jahre sternförmig auseinander, bis ich in den frühen 1980er Jahre zurück nach Berlin beim Regenbogen-Buchvertrieb im Kollektiv arbeitete – und Bücher aus dem Karin Kramer Verlag verkaufte. In dieser Zeit fällt auch eine meiner peinlichsten Geschichten: Eine meiner ersten Vertretersitzungen (hier werden die Verlagsprogramme vorgestellt) war beim Kramer Verlag in Neukölln abends, und ich hatte schon einiges an Alkohol getrunken. Prompt schlief ich am Tisch während der Sitzung ein. Vor zwei Wochen, als ich die Geschichte Bernd erzählte lachte er nur. Im Nebenzimmer lag Karin und schlief nach einem anstrengenden Tag.

Da, wo Bernd laut, trinkend, polternd daher kommt, in seiner Art, wie er nun mal ist, da hat Karin immer Ruhe bewahrt. Sie hatte immer ein prinzipielles Interesse an den Menschen, ohne zu tratschen, ohne sich an Gerüchte zu beteiligen.

Von meinen ersten Buchmessen in Frankfurt/M. Anfang der 1980er Jahre, über die Zeit bei Regenbogen sowie die Zeit, als ich selbst dann den AurorA-Buchvertrieb hatte (wo ich zwar keine Kramer-Bücher mehr vertrieb, aber im Buchladen verkaufte) bis zu den Besuchen bei Bernd und Karin im Verlag oder auch bei ihnen zu Hause, so gab es doch eine Lektion, die bei mir hängen geblieben, und mir von Karin erteilt worden ist: Ich übergab Karin einen Text von mir mit den Worten, dass der unbedingt korrekturgelesen werde müsse, da ich ja nur Hauptschüler sei. Daraufhin "stauchte" mich Karin zusammen, dass es egal sei, welchen Schulabschluss jemand habe, es hindere niemanden daran – wenn es einen interessiert – sich eine ordentliche Rechschreibung beizubringen. Das war natürlich mehr als nur auf Rechtschreibung gemünzt, es war die anarchistische Haltung, dass jedeR für sein Tun verantwortlich ist.

Es folgten weitere Gespräche über Bücher, Autoren und Projekte, Treffen auf Veranstaltungen, an Büchertischen, den Linke Buchtagen usw. Es war immer eine Bereicherung. Karin, ich werde Dich vermissen.

Lieber Bernd, die Zeiten werden schwierig. Wenn wir helfen können, dann melde Dich einfach.

knobi


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