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2. Jahrbuch der Max Stirner-Gesellschaft

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Die DadA-Buchempfehlung

Buchcover: 978-3-933287-85-4 2 Jahrbuch MSG.gif
Titel: Die Kritik Stirners und die Kritik an Stirner
Unterttitel: Deutsch-portugiesisches Symposion im Oktober 2008 an der Universidade de Lisboa und am Goethe-Institut Lissabon
Editoriales: (= Der Einzige. Jahrbuch der Max Stirner-Gesellschaft, Band II/2009). Hrsg. von Bernd Kast
Verlag: Verlag Max Stirner Archiv / edition unica Leipzig 2009
Erscheinungsort: Leipzig
Erscheinungsjahr: 2009
Umfang, Aufmachung: Broschur, 274 S.
ISBN: (ISBN-13:) 978-3-933287-85-4
Preis: 25,00 EUR
Direktkauf: bei aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb

Beschreibung

Das Jahrbuch „Der Einzige“ hat 2008 die gleichnamige zwischen 1998 und 2006 publizierte Vierteljahresschrift des Max Stirner-Archivs abgelöst. Es wird von Bernd Kast im Auftrag der 2002 gegründeten Max Stirner-Gesellschaft mit dem Ziel herausgegeben, Beiträge zu Leben, philosophischem Denken und zur Rezeption Max Stirners zu veröffentlichen und schwer zugängliche Quellen zu erschließen und diese einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Das zweite Jahrbuch der Max Stirner-Gesellschaft enthält schwerpunktmäßig die Beiträge eines im Oktober 2008 gemeinsam von der Universidade de Lisboa, dem Goethe-Institut Lissabon und der Max-Stirner-Gesellschaft durchgeführten Symposions. Hierzu zählen u.a. Beiträge über Stirners kritische Philosophie des Nichts des Philosophen und Politikers José Barata-Moura, Beiträge zu Stirners Kritik an Pierre Joseph Proudhon (Maurice Schuhmann) und der politischen Ökonomie (Gerhard Senft), die Aktualität von Stirners Überlegungen zu Pressefreiheit und Zensur (José Manuel Silva) sowie Überschneidungen seiner Philosophie zu Aristoteles (Nikos Psarros), Georg Simmel (Bernd Kast) und zur Haltung Stirners zur Wissenschaft (Beate Kramer).

Stirners Kritikverständnis beschreibt der Bernd Kast, der Herausgeber des Jahrbuches, in seiner Einleitung wie folgt:

„Kritik, sagt Stirner, ist ein schneidendes Messer, ein Messer freilich, mit dem er nicht Amok läuft und nicht blindwütig auf alles und jeden einsticht, sondern mit dem er dem, wie er meint, Grundübel der Menschheit zu Leibe rückt, nämlich der Herrschaft fixer Ideen. Für Stirner sind das Gedanken und Vorstellungen, die unausrottbar scheinen und den Einzelnen permanent beherrschen: das Heilige, der Staat, die Tugend, das Recht, die Liebe, Prinzipien, Grundsätze, Wahrheiten, Voraussetzungen usw.

Für Stirner sind fixe Ideen Wahnvorstellungen, ganz im Sinne neuzeitlicher Neurologie und Psychiatrie: von fixen Ideen Besessene leiden seiner Meinung nach unter Psychosen, bilden sich ein Geisterreich und eine Götterwelt ein und haben dadurch eine gestörtes Verhältnis zu ihrer Umwelt, zur Realität schlechthin. Er scherze nicht, betont Stirner ausdrücklich, wenn er fast die ganze Welt für Narren halte und er sich wie im Tollhaus vorkomme.

Insofern trifft für ihn die Metapher vom schneidenden Messer zu, mit der die Kritik vorgehen muss, um aufzuklären und zu erklären. Dabei kritisiert Stirner auch radikal die Kritik und den so genannten kritischen Liberalismus z.B. eines Bruno Bauer, weil auch sie von Voraussetzungen ausgehen, vornehmlich einem fixen Bild des Menschen, wie er zu sein hat. Stirner kritisiert Descartes Cogito ebenso, wie Fichtes Ich-Konzept, er kritisiert Hegels Weltgeist, Feuerbachs Menschen, Marxens Gattungswesen, Bettina von Arnims Staatsverständnis. Kurz: Er kritisiert sie alle. Aber er kritisiert nicht um des Kritisierens willen, und er ist schon gar kein Kritikaster. Die Kritik ist sein Instrument, mit dem er seine Philosophie entwickelt und profiliert. Sie führt ihn zu der wichtigen Erkenntnis, dass sich nichts festsetzen, nichts unauflöslich werden darf. Damit gäbe er ein Stück weit seine Selbst- und Eigenständigkeit auf, würde besetzt, besessen und wäre nicht mehr Besitzender seines Eigentums. Stirner verwendet dafür die Begriffe stabil und Stabilität, denen er die Begriffe auflösen, neu schaffen gegenüberstellt. Stabilität ist Stillstand, Erstarrung, Konservativismus, Unbeweglichkeit, das genaue Gegenteil von Kreativität, Neuschöpfung, Prozess, Dynamik.

Stirner unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Typen von Kritik, nämlich „dienstbarer Kritik" (Besessenheit, Stabilität, eine von Voraussetzungen ausgehende Kritik: einer fixen Idee, einem Gedanken) und „eigener Kritik", das heißt eine Kritik, die nur das denkende Ich zur Voraussetzung, als Bedingung hat. Eigene Kritik gehört voll und ganz dem Einzigen und Eigner sie ist sein Eigentum. Nur so, vorurteilsfrei und voraussetzungslos, kritisiert der Einzige die Objekte. Jede Aussage wird auf diese Weise zu einer wahren Aussage, denn sie wird dem Objekt gerecht.“

Das vorliegende Jahrbuch bietet einen guten Einblick in den aktuellen Stand der internationalen Stirnerforschung. Neben den Konferenzbeiträgen des 2008 abgehaltenen Stirner-Symposiums beinhaltet das Jahrbuch als feste Rubriken ein Forum sowie Rezensionen. Ein Personenregister rundet die insgesamt sorgfältig editierte Ausgabe ab und ist hilfreich bei der Erschließung ihrer Inhalte.

Jochen Schmück, Potsdam


INHALT

  • Bernd Kast: Einleitung
  • José Barata-Moura: Stirner: von der Vernichtung bis zum subjektiven ethischen Moment
  • Frank-C. Hansel: "Wie hast Du's mit der Religion?"
  • Nikos Psarros: Anti-Koerzionismus bei Aristoteles und Max Stirner
  • Bernd Kast: Die Gesetzlosigkeit und Eigengesetzlichkeit Stirners und Simmels individuelles Gesetz
  • Beate Kramer: Stirner – Am Anfang wissenschaftlichen Denkens
  • Maurice Schuhmann: Max Stirners Kritik an Pierre-Joseph Proudhon
  • José Manuel Silva: Pressefreiheit, Zensur und Dominanz in der Kritik von Max Stirner
  • Gerhard Senft: Max Stirner und die Kritik der politischen Ökonomie
  • Jeff Spiessens: Des Menschen Interesse an Philosophie
  • A.B. Rukavišnikov: Die destruktive Anthropologie Max Stirners
  • Sigurd Wendland: Wie entsteht ein Stirner-Bild?
  • Rezensionen
  • Forum:
    • Frank Hansel: Ich will bloß ich sein
    • Claudia Schattach: Ich biete dir den Stirner, juchhe!
  • Personenregister

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