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Lazare, Bernard: Unterschied zwischen den Versionen

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Lazare entstammte einerjüdischen Familie in Südfrankreich. Diese war weitgehend assimiliert, wenn auch noch gewisse Bräuche und Formen des Judentums praktiziert wurden. Es scheint, dass diese Assimilation nicht mit der in vielen jüdischen Familien Deutschlands üblichen vergleichbar war.
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Lazare entstammte einer jüdischen Familie in Südfrankreich. Diese war weitgehend assimiliert, wenn auch noch gewisse Bräuche und Formen des Judentums praktiziert wurden. Es scheint, dass diese Assimilation nicht mit der in vielen jüdischen Familien Deutschlands üblichen vergleichbar war.
 
Nach Beendigung der Schulzeit geht Lazare, wie viele seiner Altersgenossen, zu Studien nach Paris, die Stadt, die damals für viele junge Franzosen der geistige, politische und kulturelle Mittelpunkt Frankreichs war. Er beginnt seine Studien an der Universität (L’Ecole Superieur Normale) und belegt u. a. Kurse über semitische Religionen. In dieser Zeit nähert sich Lazare, wohl beeinflusst durch seinen Freund und Verwandten Efraim Michael, dem Kreise der [[Symbolismus | Symbolisten]], einer stark politisch gefärbten kulturellen und libertären Literaturströmung, die sich u.a. um den französischen Schriftsteller Stephane Mallarmé scharte. Diese Strömung wies gewisse Ähnlichkeiten mit der Romantik auf, obwohl sie in diesen Jahren um vieles politischer war als die deutsche Romantik. Sehr oft trug sie auch ausgesprochen anarchistische Züge.
 
Nach Beendigung der Schulzeit geht Lazare, wie viele seiner Altersgenossen, zu Studien nach Paris, die Stadt, die damals für viele junge Franzosen der geistige, politische und kulturelle Mittelpunkt Frankreichs war. Er beginnt seine Studien an der Universität (L’Ecole Superieur Normale) und belegt u. a. Kurse über semitische Religionen. In dieser Zeit nähert sich Lazare, wohl beeinflusst durch seinen Freund und Verwandten Efraim Michael, dem Kreise der [[Symbolismus | Symbolisten]], einer stark politisch gefärbten kulturellen und libertären Literaturströmung, die sich u.a. um den französischen Schriftsteller Stephane Mallarmé scharte. Diese Strömung wies gewisse Ähnlichkeiten mit der Romantik auf, obwohl sie in diesen Jahren um vieles politischer war als die deutsche Romantik. Sehr oft trug sie auch ausgesprochen anarchistische Züge.
 
Die Symbolisten befanden sich in ständigem Widerspruch zu der vorherrschenden Literaturströmung der Literaten des Parnass (Les Parnassiens). Lazare kam in ein „fieberndes“ Paris. Die Hauptstadt der Dritten Republik ist nach den Ereignissen der [[Pariser Kommune | Pariser Kommune]] (1871), nach dem Panamaskandal, nach der Affäre Boulanger, der Dreyfus-Affäre – Vorkommnisse, die ganz Frankreich erschüttern – in Aufruhr. Dies sind gleichfalls die Jahre, in denen die katholische Kirche um ihren politischen und rechtlichen Status in der französischen Republik ringt; die Armee, besonders ihr Generalstab, unternimmt alles um sich und das Militär zu rehabilitieren und damit wiederum Einfluss im politischen Leben Frankreichs zurückzugewinnen. Die Frage der Demokratie steht ohne Unterlass zur Diskussion, die fast heilige Tradition der [[Französische Revolution | Französischen Revolution]] kommt langsam ins Wanken. Dies war eine Zeit reicher und vielfältiger Publizistik: Zeitschriften und Pamphlete tauchten ohne Zahl auf und gingen zu einem großen Teil nach kurzer Zeit wieder ein.
 
Die Symbolisten befanden sich in ständigem Widerspruch zu der vorherrschenden Literaturströmung der Literaten des Parnass (Les Parnassiens). Lazare kam in ein „fieberndes“ Paris. Die Hauptstadt der Dritten Republik ist nach den Ereignissen der [[Pariser Kommune | Pariser Kommune]] (1871), nach dem Panamaskandal, nach der Affäre Boulanger, der Dreyfus-Affäre – Vorkommnisse, die ganz Frankreich erschüttern – in Aufruhr. Dies sind gleichfalls die Jahre, in denen die katholische Kirche um ihren politischen und rechtlichen Status in der französischen Republik ringt; die Armee, besonders ihr Generalstab, unternimmt alles um sich und das Militär zu rehabilitieren und damit wiederum Einfluss im politischen Leben Frankreichs zurückzugewinnen. Die Frage der Demokratie steht ohne Unterlass zur Diskussion, die fast heilige Tradition der [[Französische Revolution | Französischen Revolution]] kommt langsam ins Wanken. Dies war eine Zeit reicher und vielfältiger Publizistik: Zeitschriften und Pamphlete tauchten ohne Zahl auf und gingen zu einem großen Teil nach kurzer Zeit wieder ein.
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Auch veröffentlichte er Artikel in jüdischen und zionistischen Zeitschriften (in einer etwas späteren Epoche) wie z.B. „Die Welt“, das offizielle Organ der Zionistischen Organisation und in „Le Flambeau“, eine Publikation, die er mit Jaques Béhar, einem der ersten französischen Zionisten, gründete. „Kadimah“, eine Zeitschrift ähnlicher Art, „Der jüdische Arbeiter“ (Wien, hg. von Samuel Landau) usw.
 
Auch veröffentlichte er Artikel in jüdischen und zionistischen Zeitschriften (in einer etwas späteren Epoche) wie z.B. „Die Welt“, das offizielle Organ der Zionistischen Organisation und in „Le Flambeau“, eine Publikation, die er mit Jaques Béhar, einem der ersten französischen Zionisten, gründete. „Kadimah“, eine Zeitschrift ähnlicher Art, „Der jüdische Arbeiter“ (Wien, hg. von Samuel Landau) usw.
 
Außer dieser schriftstellerischen Tätigkeit ist auch Lazares umfangreiche Korrespondenz wichtig, z.B. mit Theodor Herzl in Lazares zionistischen Jahren, oder mit den Anarchisten [[Nettlau, Max | Max Nettlau]] und [[Grave, Jean | Jean Grave]]. Zu seinem engsten Freundeskreis gehörte Charles Peguy, mit dem er korrespondierte und viel diskutierte. Ch. Peguy begleitete Lazare zeitlebens. Ihre Freundschaft hat Ch. Peguy in seiner posthum veröffentlichten Schrift „Notre Jeunesse“ (Unsere Jugend) verewigt. Es ist Ch. Peguy, der katholische Sozialist, der Lazare „Un Prophete d’Israel“ nannte. Diese Bezeichnung wurde später von vielen übernommen. Es scheint auch, dass die prophetische Auffassung des Judentums, die auch gewisse anarchistische Züge trug, eine entscheidende Rolle in Lazares jüdischer und gesellschaftspolitischer Weltanschauung sowie seiner Lebensauffassung spielte.
 
Außer dieser schriftstellerischen Tätigkeit ist auch Lazares umfangreiche Korrespondenz wichtig, z.B. mit Theodor Herzl in Lazares zionistischen Jahren, oder mit den Anarchisten [[Nettlau, Max | Max Nettlau]] und [[Grave, Jean | Jean Grave]]. Zu seinem engsten Freundeskreis gehörte Charles Peguy, mit dem er korrespondierte und viel diskutierte. Ch. Peguy begleitete Lazare zeitlebens. Ihre Freundschaft hat Ch. Peguy in seiner posthum veröffentlichten Schrift „Notre Jeunesse“ (Unsere Jugend) verewigt. Es ist Ch. Peguy, der katholische Sozialist, der Lazare „Un Prophete d’Israel“ nannte. Diese Bezeichnung wurde später von vielen übernommen. Es scheint auch, dass die prophetische Auffassung des Judentums, die auch gewisse anarchistische Züge trug, eine entscheidende Rolle in Lazares jüdischer und gesellschaftspolitischer Weltanschauung sowie seiner Lebensauffassung spielte.
 
  
 
==Politischer Werdegang==
 
==Politischer Werdegang==

Version vom 24. April 2007, 11:44 Uhr

Lexikon der Anarchie: Personen


Bernard Lazare


Bernard Lazare (eigentl. Lazare Bernard), geb.: 14.6.1865, Nimes/Frankreich; gest.: 1.9.1903, jüdisch-libertärer Publizist.



Äußere Daten

Lazare entstammte einer jüdischen Familie in Südfrankreich. Diese war weitgehend assimiliert, wenn auch noch gewisse Bräuche und Formen des Judentums praktiziert wurden. Es scheint, dass diese Assimilation nicht mit der in vielen jüdischen Familien Deutschlands üblichen vergleichbar war. Nach Beendigung der Schulzeit geht Lazare, wie viele seiner Altersgenossen, zu Studien nach Paris, die Stadt, die damals für viele junge Franzosen der geistige, politische und kulturelle Mittelpunkt Frankreichs war. Er beginnt seine Studien an der Universität (L’Ecole Superieur Normale) und belegt u. a. Kurse über semitische Religionen. In dieser Zeit nähert sich Lazare, wohl beeinflusst durch seinen Freund und Verwandten Efraim Michael, dem Kreise der Symbolisten, einer stark politisch gefärbten kulturellen und libertären Literaturströmung, die sich u.a. um den französischen Schriftsteller Stephane Mallarmé scharte. Diese Strömung wies gewisse Ähnlichkeiten mit der Romantik auf, obwohl sie in diesen Jahren um vieles politischer war als die deutsche Romantik. Sehr oft trug sie auch ausgesprochen anarchistische Züge. Die Symbolisten befanden sich in ständigem Widerspruch zu der vorherrschenden Literaturströmung der Literaten des Parnass (Les Parnassiens). Lazare kam in ein „fieberndes“ Paris. Die Hauptstadt der Dritten Republik ist nach den Ereignissen der Pariser Kommune (1871), nach dem Panamaskandal, nach der Affäre Boulanger, der Dreyfus-Affäre – Vorkommnisse, die ganz Frankreich erschüttern – in Aufruhr. Dies sind gleichfalls die Jahre, in denen die katholische Kirche um ihren politischen und rechtlichen Status in der französischen Republik ringt; die Armee, besonders ihr Generalstab, unternimmt alles um sich und das Militär zu rehabilitieren und damit wiederum Einfluss im politischen Leben Frankreichs zurückzugewinnen. Die Frage der Demokratie steht ohne Unterlass zur Diskussion, die fast heilige Tradition der Französischen Revolution kommt langsam ins Wanken. Dies war eine Zeit reicher und vielfältiger Publizistik: Zeitschriften und Pamphlete tauchten ohne Zahl auf und gingen zu einem großen Teil nach kurzer Zeit wieder ein. In dieser Frühzeit seines Lebens in Paris schrieb Lazare zusammen mit E. Michael sein Erstlingswerk „La Fiancee de Corinthe“. In fast allen Zeitschriften humanistisch-libertären Charakters finden wir seine Aufsätze, z. B. in „La Nation“, „Le Figaro“ (Supplement litteraire), „L’Aurore“, „L’Echo de Paris“ etc. und in Zeitschriften wie „Le Mercure de France“, „La Revue Blanche“ und „La Revue Bleue“, „Les Entretiens politiques et litteraires“ – Lazare war eine zeitlang Herausgeber dieser Zeitschrift „La Revolte“, eine anarchistische Zeitschrift, „Les Temps Nouveaux“, „Pro Armenia“, „Les Cahiers de la Quinzaine“ u.a.m. Auch veröffentlichte er Artikel in jüdischen und zionistischen Zeitschriften (in einer etwas späteren Epoche) wie z.B. „Die Welt“, das offizielle Organ der Zionistischen Organisation und in „Le Flambeau“, eine Publikation, die er mit Jaques Béhar, einem der ersten französischen Zionisten, gründete. „Kadimah“, eine Zeitschrift ähnlicher Art, „Der jüdische Arbeiter“ (Wien, hg. von Samuel Landau) usw. Außer dieser schriftstellerischen Tätigkeit ist auch Lazares umfangreiche Korrespondenz wichtig, z.B. mit Theodor Herzl in Lazares zionistischen Jahren, oder mit den Anarchisten Max Nettlau und Jean Grave. Zu seinem engsten Freundeskreis gehörte Charles Peguy, mit dem er korrespondierte und viel diskutierte. Ch. Peguy begleitete Lazare zeitlebens. Ihre Freundschaft hat Ch. Peguy in seiner posthum veröffentlichten Schrift „Notre Jeunesse“ (Unsere Jugend) verewigt. Es ist Ch. Peguy, der katholische Sozialist, der Lazare „Un Prophete d’Israel“ nannte. Diese Bezeichnung wurde später von vielen übernommen. Es scheint auch, dass die prophetische Auffassung des Judentums, die auch gewisse anarchistische Züge trug, eine entscheidende Rolle in Lazares jüdischer und gesellschaftspolitischer Weltanschauung sowie seiner Lebensauffassung spielte.

Politischer Werdegang

Sich von einem französischen Israeliten zu einem bewussten französischen Juden zu entwickeln war nicht einfach. In den ersten Jahren seiner schriftstellerischen und damit auch politischen Tätigkeit finden wir bei Lazare starke Neigungen zum Katholizismus und seiner Mystik. Vielleicht ist dies damit erklärbar, dass in der Mystik sehr oft anarchische Gedankengänge enthalten sind. Er beschäftigt sich auch viel mit Jesus von Nazareth und mit Baruch Spinoza und dessen Philosophie. Hier gibt es eine gewisse Parallele zu Gustav Landauer, dem jüdisch-anarchistischen Denker in Deutschland. In dieser Frühzeit war Lazare Sicht jüdischer Fragen auf Frankreich begrenzt. Trotzdem scheint es, dass seine jüdische Substanz sich schon in diesen Jahren mehr und mehr bemerkbar machte. Noch vor der Dreyfus-Affäre hattte Lazare Artikel über jüdische Fragen veröffentlicht, z.B. über Antisemitismus. 1894 erschien sein Buch über „Die Ursachen und die Geschichte des Antisemitismus“ (L’Antisemitisme ses causes et son histoire; eine Teilübersetzung kam in Hebräisch kurz nach der Veröffentlichung in Wilna / Litauen heraus). Das Buch löste eine heftige Diskussion aus. Viele Kritiker sahen in Lazare einen Bejaher des Antisemitismus, andere einen übertriebenen Philosemiten. Die Einzigen die sein Werk als objektiv werteten, war der Kreis um die „Libre Parole“, einer fanatischen antisemitischen Hetzzeitung, die von Edouard Drumont herausgegeben wurde. Lazare selbst betonte, dass er eine objektive, soziologische und historische Arbeit geschrieben habe, aber er räumte auch ein, dass vielleicht gewisse Teile des Werkes überarbeitet werden müssten. Außerdem habe er den Plan, ein besonderes Buch zu schreiben, in dem er die wichtige und entscheidende Rolle der Juden in der Menschheitsgeschichte auf allen Gebieten aufzeigen werde. Zur Verwirklichung dieses Planes ist es nicht gekommen. In der Dreyfus-Affäre wurde Lazare zu einem der ersten, die sich der Sache des verurteilten Kapitän Alfred Dreyfus annahmen. Die Öffentlichkeit schwieg oder wollte sich nicht mit der Affäre abgeben. Auch das französische Judentum (die Israeliten) nahm sich der Sache nicht an. Lazare verstand die Tragik und politische Bedeutung der Situation und wollte darüber eine Broschüre veröffentlichen – noch vor Émile Zola und Jean Jaures. Die öffentliche Meinung, die großenteils dreyfusfeindlich war, erschwerte das Herausgeben einer sich für Dreyfus aussprechenden Schrift in Paris. So entschloss sich Lazare dieselbe in Brüssel zu veröffentlichen und von dort aus die erwünschten Adressanten zu erreichen. Spätere Schriften zum gleichen Problem wurden dann doch in Paris veröffentlicht. In diesen Jahren trifft Lazare mit Th. Herzl zusammen. Dies sind auch die Jahre, in denen sich seine nationale Einstellung zum Judentum vertieft und mehr und mehr herauskristallisiert. Lazare nahm am zweiten Zionistischen Kongress teil und wurde dort sehr gefeiert, aber noch auf diesem Kongress zeigten sich erste Auseinandersetzungen zwischen Lazare und Th. Herzl. Nach Lazares Auffassung leitete Th. Herzl die zionistische Organisation zu autoritatär. Der Briefwechsel zwischen Th. Herzl und Lazare zeigt diese scharfe Diskussion. Lazare verlässt die zionistische Organisation, ohne diese Idee aufzugeben. Gleichzeitig beginnt bei ihm eine Annäherung an das unterdrückte proletarische Judentum. Er sieht in diesen Jahren in dem Kampf für die Emanzipation der Juden Rußlands und Rumäniens seine Lebensaufgabe. Er besuchte die Juden in Osteuropa und im Osmanischen Reich. Er lernte ihre Lebenssituationen und ihre Friedhöfe kennen. Dies vertiefte seine Verbindungen zu diesem Judentum und bewirkte eine vollkommen neue Einschätzung desselben. In seinem fragmentarischen Buch „Le furnier de Job" (Hiobs Müll) beschreibt er diese Begegnung eindrucksvoll. Aber auch auf anderen Gebieten kämpfte er unermüdlich für Gerechtigkeit. So setzte er sich für die Armenier ein, die im ottomanischen Reich verfolgt wurden. Ebenso kämpfte er für die Rechte der Neukaledonier; und nach der in Frankreich erfolgten Trennung von Kirche und Staat auch für die Rechte der katholischen Kongregationen. Wie schon ausgeführt, sind Lazares jüdischeund soziale Auffassungen besonders in ihrer anarchistischen Betonung denen von G. Landauer ähnlich. Darauf hat Hans Kohn in einem Aufsatz in der von Martin Buber herausgegeben Zeitschrift „Der Jude“ hingewiesen. Auch Michael Loewy hat in seinem Buch über libertäre Strömungen in Mitteleuropa erneut dieses Thema aufgenommen. Lazare schrieb über Michail Bakunin, Pierre-Joseph Proudhon, wie auch über Peter Kropotkin. Ebenso beschäftigte ihn die tragische Ravachol-Affäre, sowohl aus menschlicher wie politischer Betroffenheit. Im Nachlass von Lazare, der sich in dem Archiv der „Israelitischen Allianz“ (Alliance Universelle Israelite) in Paris befindet, sind einige besonders wertvolle Aufzeichnungen Lazares, in denen er sich über die Möglichkeiten einer anarchistischen Theologie Gedanken macht, ebenso auch über eine „Antikratie“ und eines utopischen Millenarismus.

Literatur u. Quellen: Werke

Zusammen mit E. Michael: La Fiancee de Corinthe, Dalon 1888

Le Miroir des Legendes, Lemerre 1892

Figures Contemporains Ceux de Demain, Ceux d’Aujourdhui, Perrin 1895

La Porte d’lvoire, Collin 1897

Les Porteurs de Torches, Collin 1897

L’Antisemitisme, son Histoire et ses Causes, Leon Chailley 1894 (Es bestehen moderne Ausgaben La Librairie Francaise. Documents et Temoignages 1969 und eine englische erschienen bei Briton Publishing Company, London 1969)

Contre L’Antisemitisme. L’Histoire d’un Polemique, Stock, Paris 1896 (Dies ist eine Zusammenfassung seiner Artikel die im Jahre 1896 in Le Voltaire gegen Edouard Drumont erschienen sind)

Une Erreur judiciaire. La verite sur L’Affaire Dreyfus, Brüssel 1896

Comment on condammne un Innocent, Stock, Paris 1898

Le Furnier de Job (Hiobs Müll) auf Englisch Job’s Dunghaep (Ein fragmentarisches Buch, das sich im Archiv der Alliance Universelle in Paris im Nachlass Lazare befindet. Auf französisch zum ersten Mal durch seine Familie bei dem Verlag Rieder 1928 veröffentlicht. Die englische Ausgabe bei Schocken, New York 1948).


Zeitschriftenbeiträge

„Necessite du Socialisme”, L’Endehors, l. Mai 1892

„Entente possible et impossible”, Revue Anarchiste, 15.-30. August 1893

„Bakounine”, Revue Blanche, 15 Fevrier 1895

„LeSocialisme allemaand et ses divisions”, Revue Parisienne, 10. Mai 1895

„Artikel über den Sozialisten-Kongress London 1896”, Echo de Paris, 25. Juli bis 4. August 1896.


Einige Artikel die in dem von Lazare begründeten Wochenblatt, „L’Action sociale” erschienen:

„Federalisme et Revolution”, 22 et 29 Fevrier 1896

„Les Dupes”, 22 Fevrier 1896

„Analogies”, 29 Fevrier 1896


In der Zeitschrift „Tribunes Politiques”, Paris:

„Principes radicaux”, 21. Mai 1896

„DuMai-xisrne”, 21. August 1896

„Fetichisme”, 2. Oktober 1896


„Justice Militaire et Justice Sociale”, in: „Le Voltaire”, 4. April 1896;

„Emancipation des Femmes”, in: „Le Voltaire”, 17. April 1896

„La Loi et les congregations”, in: „Cahiers de la Quinzaine”, iii, 21. Aug. 1903


Artikel über die Dreyftisaffäre (Auswahl): „Le Nouveau Ghetto”, in „La Justice”, 17 Novembre 1894

„Lettre Omerte”, in: „Lintransigeant”, 23 Novembre 1896

„Interview with Bernard Lazare”, in: „Die Jüdische Presse”, Berlin, 25. Mai 1898

„Lettre ouverte a M. Tarieux”, in „L’Aurore”, 7. Juni 1899

„Autour du Proces. Interview avec Bernard Lazare”, in: „L’Aurore”, 8. Aug. 1899. Außerdem noch eine ganze Reihe von Quellen in: Archives de la Prefecture de Police: Dossier Lazare Markus Manasse Bernard und Archives Nationales: Dossiers sur l’Affaire Dreyfus, etc.


Artikel auf jüdischem und zionistischem Gebiet (Auswahl):

„Juifs et IsraeCites”, in: „Entretiens Politiques et Litteraires”, Septembre 1890

„La Solidante juive”, in: „Entretiens Politiques et Litteraires” Octobre 1890

„L’Esprit Revolutionnaire dans Le Judaisrne”, in: „Revue Bleue”, Mai 1893

„Antisemitisme et Revolution”, in: „Les Lettres Proletariennes”, No. 1, 1895, Neudr. durch den „Cercle Bernard Lazare Paris” mit Einf. v. Rabi, Paris, o. J.

„Le Proletariat juif devant L’Antisemitisme”, in: „Le Flambeau”, No. l, Jamvier 1899, (Lecture donne 13 Fevrier 1897)

„Le Nationalisme juif”, in: „Publications du Kadimah”, No l, Stock, Paris, 1898 (Lecture donne a l’Assocition des etudiants israelites, 6 Mars 1897)

„Special Interview with Bernard Lazare with the Jewish World”, London, 3. June 1898

„La conception sociale du Judaisme et le Peuple juif”, in: „La Grande Revue”, Septembre 1899

„Letter to Max Nordau”, in: „Die Welt”, Vienna, No 35, August 1900

„Le Congres sioniste et Le Sultan”, in „Pro Armenia”, Nr. 4, Janvier 1902

„Les Juifs en Roumanie", in: „Cahiers de la Quinzaine”, iii, 8 Fevrier 1902


Quellen

Werke über Lazare (Auswahl):

H. Arendt: „The Jew as a Pariah”, New York 1944, Vol 6, No. 2

J. D. Bredin: „Bernard Lazare de L’Anarehie au Prophetisme”, Les Cahiers de L’Alliance Universelle Israelite, Aout 1992, No 3, Nouvelle serie

J. D. Bredin: Bernard Lazare, Paris, Editions de Fallois, 1992

L. Chouraqui: Contribution a la connaisance de la pensee litteraire, morale et politique de Bernard Lazare, These de Doctorat, t. l et 2, Aix en Provence 1991

J. Guillon: Bernard Lazare, These de Doctorat, Universite Nice 1967

B. Hagani: Bernard Lazare, Paris, Les Forgerons, 1919

A. Hertzberg: „Bernard Lazare”, The Zionist Idea, Routledge, New York 1959, page 469

H. Kohn: „Bernard Lazare und die Dreyfus-Affäre“, Der Jude, 8. Jahrg., 1924

S. R. Landau: Sturm und Drang im Zionismus, Vienne 1937

D. Lindenberg: „Bernard Lazare. Job Heroique?”, Les cahiers nouveaux, No 86, Automne 1986

M. Loewy: „Une Exception francaise: Bernard Lazare”, Redemption et Utopie. Le Judaisrne libertaire en Europe centrale, Presses Universitaires de France, Paris, 1988 (dt. „Erlösung und Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäres Denken“ Berlin 1997, hier das Kapitel 9: Eine französische Ausnahme: Bernard Lazare (S. 241-268)

M. R. Marrus: The Politics of Assmilation, Oxford U. P. 1971

J. M. Muslack: „Bernard Lazare”, Revue des Etudes juives, Paris 1945, Nouvelle Serie, tome vi

C. Seeligmann: „Bernard Lazare, humaniste francais, juif et sioniste”, Perspectives, Edite par l’Institut Tabenkin, Israel, Automne 1993

E. Silberner: „Lazare et le sionisme”, Jerusaleme 1955, (Hebräisch mit Briefauswahl auf Französisch)

J. Viard: „Bernard Lazare et les Socialistes de son temps”, Les cahiers nouveaux, No 93, Ete 1988

N. J. Wilson: Controverses et Polerniques dans l’oeuvre de Bernard Lazare, These de Doctorat, Uni. Paris, 1958

N. J. Wilson: „Bernard Lazare’s Jewish Journey”, Jewish social Studies, July 1964

N. J. Wilson: „Bernard Lazare ennemi des lois etpassione de justice”, L’esprit republicain, Kinksieck 1972

N.J. Wilson: „Le vrai visage de Bernard Lazare”, Les Nouveaux Cahiers, Nr. 35 hiver 1973/74

N. J. Wilson: Bernard Lazare. Antisemitism and the problem of Jewish Identity in late 19th Century France, Oxford Uni., Cambridge 1978

R. S. Wistrich: „Bernard Lazare Dreyfusard Prophet”, Revolutionary Jews from Marx to Trotzky, London 1976



Autor: Chaim Seeligmann

Quelle: Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie: Encyclopaedia of Anarchy. Lexique de l'anarchie. - Hrsg. von Hans Jürgen Degen. - Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993-1996 (5 Lieferungen). - Loseblattsammlung in 2 Ringbuchordnern (alph. sortiert, jeder Beitrag mit separater Paginierung). Für die vorliegende Ausgabe wurde er überarbeitet.

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