Marius Jacob: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Marius Jacob stand auch für den Meisterdieb Arsène Lupin des französischen Schriftstellers Maurice Leblanc (1854-1941) Pate. Leblanc schuf die fiktionale Figur 1905 - inspiriert von dem zu jener Zeit laufenden Prozess gegen die Bande von Abbeville - und schrieb insgesamt 20 Romane, zwei Theaterstücke und etliche Kurzgeschichten mit ihm in der Hauptrolle, von denen mehrere verfilmt wurden. Das Thema Anarchie / Anarchismus spielt in diesen lediglich eine untergeordnete Rolle. In der Studie von Philippe de Côme fehlt der Begriff gänzlich. | + | Marius Jacob stand auch für den Meisterdieb Arsène Lupin des französischen Schriftstellers Maurice Leblanc (1854-1941) Pate. Leblanc schuf die fiktionale Figur 1905 - inspiriert von dem zu jener Zeit laufenden Prozess gegen die Bande von Abbeville - und schrieb insgesamt 20 Romane, zwei Theaterstücke und etliche Kurzgeschichten mit ihm in der Hauptrolle, von denen mehrere verfilmt wurden. Das Thema Anarchie / Anarchismus spielt in diesen lediglich eine untergeordnete Rolle. In der Studie von Philippe de Côme fehlt der Begriff gänzlich. Der französische Existenzialist Jean-Paul Sartre äußerte sich zu Lupin auch in seinem autobiographischen Text "Die Wörter". |
Arsène Lupin entstand ebenso wie die Figur des Fantômas im Jahr 1911 im Kontext der Angst vor dem Anarchismus und seinen Protagonist*innen. | Arsène Lupin entstand ebenso wie die Figur des Fantômas im Jahr 1911 im Kontext der Angst vor dem Anarchismus und seinen Protagonist*innen. |
Version vom 25. August 2018, 17:54 Uhr
Lexikon der Anarchie: Personen
Marius Jacob, eigentlich Alexandre Jacob (* 29. September 1879 in Marseille; + 28. August 1954 in Reuilly), war ein Anhänger des illegalistischen Anarchismus und Meisterdieb, der für die Romanfigur Arsène Lupin Pate stand. In Frankreich wurde er zeitweilig zu einem "anarchistischen Robin Hood" verklärt.
Inhaltsverzeichnis
Äußere Daten
Jacob besuchte kurzweilig eine Klosterschule, bevor er mit 11 1/2 als Matrose anheuerte. Nach mehreren Vergewaltigungsversuchen gegen ihn durch ältere Matrosen desertiert er in Australien und schließt sich bald darauf einer Gruppe von Piraten an. Mit 17 wird er als Gefangener zurück nach Frankreich gebracht. Er kommt bald darauf durch einen Zimmernachbarn mit dem Anarchismus, vornehmlich dem illegalistischen Anarchismus, in Berührung. Zu seinen Lektüren zählen im Laufe der Zeit Texte von Bakunin, Proudhon, Kropotkin, Errico Malatesta, Louise Michel, Max Stirner und Elisée Reclus. Er druckt die Zeitschrift "L'Agitateur" und fällt durch antiklerikale Taten auf. Seine anarchistischen Umtriebe bringen ihm 1897 eine sechsmonatige Gefängnisstrafe wegen Sprengstoffbesitz ein. Er macht sich ein Namen als Einbrecher, wobei immer ein Teil der Beute als Spende an die Bewegung gehen.
Im Jahre 1905 kommt es zu einem Großprozess gegen die sog. Bande von Abbeville - 2die Arbeiter der Nacht -, als dessen Anführer Jacob gilt. Den Angeklagten werden Polizistenmord und über hundert Einbrüche vorgeworfen. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt und auf die Gefängnisinsel Saint-Martin-de-Ré verbannt. Mehrere Fluchtversuche scheitern Sein erster Gnadengesuch wurde abgelehnt; später erhält er immerhin die Gnade, die letzten fünf Jahre seiner Haftstrafe in Frankreich abzusitzen. Er kommt nach 25 Jahren aus dem Gefängnis. Nach seiner Entlassung schreibt er u.a. für die anarchistische Zeitschrift "Le Libertaire". Einer seiner Beiträge behandelt den Fall von Sacco und Vanzetti.
Zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges läßt er seine Kontakte spielen und soll für einen Waffendeal zu Gunsten der Anarchisten in Spanien gesorgt haben. Er kaufte sich dann ein kleines Haus, in dem er Widerstandskämpfer im II. Weltkrieg Unterschlupf gewährt. Später arbeitet er zeitweilig als Verkäufer in Paris' Luxuskaufhaus Printemps sowie als fliegender Händler. Unter einem Pseudonym schreibt er auch noch Beiträge für "L'Unique" von E. Armand. Im Jahr 1954 beging er mit Hilfe einer Dosis Morphium Selbstmord. Er hatte bereits zwei Jahre zuvor begonnen, sich mit Gift zu beschäftigen.
Arsène Lupin
Marius Jacob stand auch für den Meisterdieb Arsène Lupin des französischen Schriftstellers Maurice Leblanc (1854-1941) Pate. Leblanc schuf die fiktionale Figur 1905 - inspiriert von dem zu jener Zeit laufenden Prozess gegen die Bande von Abbeville - und schrieb insgesamt 20 Romane, zwei Theaterstücke und etliche Kurzgeschichten mit ihm in der Hauptrolle, von denen mehrere verfilmt wurden. Das Thema Anarchie / Anarchismus spielt in diesen lediglich eine untergeordnete Rolle. In der Studie von Philippe de Côme fehlt der Begriff gänzlich. Der französische Existenzialist Jean-Paul Sartre äußerte sich zu Lupin auch in seinem autobiographischen Text "Die Wörter".
Arsène Lupin entstand ebenso wie die Figur des Fantômas im Jahr 1911 im Kontext der Angst vor dem Anarchismus und seinen Protagonist*innen.
Titelmelodie zur TV-Serie: [Gentleman Cambrioleur (Jacques Dutronc)]
Museum
In der Geburtsstadt von Marius Jacob gibt es ein kleines Museum in der Tourismusinformation, was über das Leben von ihm informiert. Nähere Infos (auf französisch): Tourismusinformation
Literatur (Auswahl)
Von/Über Marius Jacob
- Jacob, Marius: Extermination à la française – lettres de prison et du bagne à sa mère, L'Insomniaque Montreuil 2000.
- Ders.: Lebensgeschichte eines anarchistischen Diebes, herausgegeben von Michael Halfbrodt, Syndikat A Moers 1994.
- Marion, Jean: Le mouvement anarchiste en France, Gallimard Paris 1992.
- Thomas, Bernhard: Die vielen Leben des anarchistischen Diebes Alexandre Jacob, Edition AV Lech a. M. 2015.
Arsène Lupin
- Arsène Lupin kontra Herlock Sholmes, Diogenes Verlag Zürich 1987.
- Arsène Lupin und der Schatz der Könige von Frankreich, Matthes & Seitz Verlag Berlin 2008.
- Der Kristallstöpsel oder Die Missgeschicke des Arsène Lupin, Aufbau Verlag Berlin (Ost) u.a. 1979.
- Der Zahn des Tigers. Die drei verbrechen des Arsène Lupin, Alle Epoque Verlag Dettenhausen 2018.
Über Arsène Lupin
- Côme, Philippe de: Arsène Lupin de A à Z, Pascal Galodé Editeurs Saint-Malo 2012.
- Kalifa, Dominique: Illegalisme et littérature, le cas Arsène Lupin, in: Cahiers pour la littérature populaire, Vol 13. / 1991, S. 7-21.
Websites
- Französischsprachiger Blog über Marius Jacob: Blog
Autor: Maurice Schuhmann
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