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Jörg-Anselm Asseyer - Gedenkseite: Unterschied zwischen den Versionen

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Jochen Schmück<br>
 
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Potsdam, den 28. Januar 2017
 
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==Weblinks==
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* [http://www.gleichsatz.de/b-u-t/221149/land2.html Jörg Asseyer: Jenseits von Grund und Ordnung] (Nachwort zu: Gustav Landauer: Skepsis und Mystik, Wetzlar 1978)
  
  
 
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Version vom 29. Januar 2017, 18:15 Uhr

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Jörg-Anselm Asseyer in den 1990er Jahren.

Jörg-Anselm Asseyer ist tot

Am 7. Januar 2017 ist unser Freund und Weggefährte Jörg-Anselm Asseyer im Alter von 68 Jahren an einer Hirnblutung gestorben. Asseyer, geb. am 30. März 1948 in Berlin, hat seit Ende der 1960er Jahren als Autor, Übersetzer, Lektor und Buchhändler zahlreiche Projekte der neuen anarchistischen bzw. antiautoritären linken Bewegung unterstützt.

Sein Tod macht uns traurig.

Wer seine Erinnerungen an Jörg-Anselm Asseyer mit uns teilen möchte, kann sie auf der Diskussions-Seite veröffentlichen. Wir übernehmen dann die Texte hier auf die Jörg-Anselm Asseyer-Gedenkseite.

Falls jemand Probleme mit dem Schreiben auf der Diskussions-Seite haben sollte, der kann uns seinen Text und gerne auch Fotos zur Veröffentlichung auf der Gedenkseite per E-Mail schicken an: redaktion@dadaweb.de.

Jochen Schmück
Redaktion DadAWeb.de

Erinnerungen an Jörg-Anselm Asseyer. Von Jochen Schmück

Dieser Tage habe ich erfahren, dass am 7. Januar 2017 Jörg-Anselm Asseyer gestorben ist. Er war niemand, der sich in den Vordergrund gedrängt hat, aber er hat seit Ende der 1960er Jahren als Autor, Übersetzer, Lektor und Buchhändler zahlreiche Projekte der neuen anarchistischen bzw. antiautoritären linken Bewegung unterstützt.

Geboren wurde Jörg-Anselm Asseyer in Berlin am 30. März 1948 als zweites von neun Kindern der protestantischen Pfarrersfamilie von Klaus und Marianne Asseyer. Nach dem Abschluss seines Abiturs 1967 auf einem altsprachlichen Gymnasium studierte er an der Freien Universität Berlin Geschichte und Politik.

Jörg-Anselm Asseyer (in der Mitte stehend) als Mitglied des Buchladenkollektivs vor dem Schaufenster der Buchhandlung "Das Politische Buch" am Savignyplatz in Berlin. In der 2. Reihe rechts der anarchistische Verleger Bernd Kramer.

Sein Studium fiel in die Zeit als die antiautoritäre Studentenrevolte in West-Berlin ihren Höhepunkt erlebte. Jörg-Anselm schloss zwar 1973 das Studium mit dem 1. Staatsexamen und einem anschließendem einjährigem Studienreferat ab, jedoch Lehrer wollte er nicht werden. Stattdessen war er ab Mitte der 1970er Jahre bis 1982 in Westberlin in verschiedenen linken Projekten aktiv, so in dem von einem Kollektiv betriebenen Buchladen "Das Politische Buch" am Savignyplatz, der zu der Zeit einer der wenigen linken Buchläden in der Westberliner Innenstadt gewesen ist. Als Übersetzer, Lektor und Autor unterstützte er einige libertäre Verlage, so den Karin Kramer Verlag, den Verlag der Mackay-Gesellschaft und auch den Verlag Büchse der Pandora. Doch einen Lebensunterhalt konnte er mit diesen Tätigkeiten schlecht bestreiten. Deshalb war er ab Mitte der 1980er Jahre – zumeist im Rahmen von zeitlich befristeten ABM-Jobs – u.a. als Archivar, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter in kommunalen oder auch kirchlichen Einrichtungen tätig.

Ich habe Jörg-Anselm Asseyer Ende der 1970er Jahre im Umfeld des Karin Kramer Verlages kennengelernt als ich mit meinem Freund Rolf Raasch und meinen beiden Brüdern Christian und Thomas den Libertad Verlag aufgebaut habe. Er hat uns damals als Buchhändler beim Vertrieb unserer ersten Verlagspublikationen sehr unterstützt. Aber auch persönlich hat er mich als gewissenhafter Korrektor meiner 1986 an der FU Berlin im Fachbereich Kommunikationswissenschaften/Publizistik eingereichten Magisterarbeit über den deutschsprachigen Anarchismus und seine Presse unterstützt, welche den Grundstock für das später entstandene Projekt „Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA)“ bildete.

Der 1984 im Karin Kramer Verlag erschienene Sammelband "Hiebe unter die Haut", in dem eine libertäre Marxismuskritik formuliert wurde. Neben Beiträgen von Hansjorg Viesel, Bernd Kramer und H. D Heilmann enthält das Buch den Beitrag von Jörg-Anselm Asseyer "Dem Marxismus eine Gasse? Über die Unzulänglichkeiten des paulinischen Marxismus".

Wir haben uns dann allmählich aus den Augen verloren. Nur einmal noch habe ich ihn - ich meine entweder kurz vor oder nach der Jahrtausendwende - getroffen, als ich ihn mit meiner Lebensgefährtin Angelika besucht habe, um einige Kisten mit undogmatisch linken bzw. anarchistischen Zeitschriften bei ihm abzuholen, die er dem Archiv des DadA-Projektes schenken wollte. Er lebte damals in einer kleinen Parterrewohnung in einer Seitenstraße des Hermannplatzes in Berlin-Neukölln und er bereitete sich auf das Rentenalter vor. Wir haben von den alten Zeiten geredet als wir noch jung und voller Hoffnung gewesen waren. Er erzählte uns auch von seinem Stress mit dem Arbeitsamt und wie er sich sein Leben als Rentner vorstellte, aber auch von seiner Leidenschaft für klassische Musik und wie sehr er seine regelmäßigen Besuche von Konzerten klassischer Musik genoss.

Danach habe ich ihn nicht mehr getroffen. Dass er noch lebte und auch noch in libertären Kreisen aktiv war, habe ich nur noch dadurch gesehen, dass ich gelegentlich über seinen Namen als Übersetzer in libertären Veröffentlichungen (wie z.B. in den von Wolfgang Eckhardt herausgegebenen „Ausgewählten Schriften“ von Michail Bakunin) gestolpert bin.

Nach Auskunft seiner Schwester Cordula hat es Jörg-Anselm Asseyer in seinem Leben gesundheitlich schwer gehabt, weil er unter der Erbkrankheit Neurofibromatose litt, die sich in seinen letzten Lebensjahren zunehmend verschlimmerte. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes musste er seine letzten beiden Jahre in einem Pflegeheim verbringen. Gestorben ist er am 7. Januar 2017 im Alter von 68 Jahren an einer Gehirnblutung.

Ich habe Jörg-Anselm Asseyer als einen überaus liebenswerten, sensiblen und hilfsbereiten Menschen erlebt, und ich bin traurig zu erfahren, dass er von uns gegangen ist.

Jochen Schmück
Potsdam, den 28. Januar 2017


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