Gustav Landauer: Internationalismus: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Ohne Zweifel haftet der neuzeitlichen anarchistischen Bewegung seit der Französischen Revolution von 1789 eine internationalistische Note an. Zugleich muss kritisch festgehalten werden, dass AnarchistInnen im Rahmen der einzelnen Nationalstaaten dem nationalistischchauvinistischen Sog ausgesetzt waren und sich mitunter nur mühsam davon lösen konnten (z.B. zu Beginn des Ersten Weltkriegs). Landauer hat diese ‚Leerstelle’ innerhalb der anarchistischen Bewegung frühzeitig erkannt und in Artikeln, Reden und Briefen konsequent für ein die nationalstaatlichen Grenzen überschreitendes Denken und Handeln geworben. Gegen Nationalismus und nationalstaatliche Begrenzung forderte er die bewusste Vergesellschaftung in Richtung einer universellen sozialen und kulturellen Emanzipation des Individuums, ob Frauen, Kinder oder Männer. Anarchistische Herrschaftskritik wie auch das Postulat sozialer Freiheit positionieren sich so als universalistisch. Damit ist mitnichten Gleichmacherei gemeint, sondern es soll, etwa mittels des Föderalismus und einer Dezentralisierung der Gesellschaft, allen Menschen ungehinderter Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen ermöglicht werden und somit Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde weltweit Einzug halten. Voraus setze dies ein anhaltendes Interesse an und Solidarität mit den sich weltweit in sozialen Bewegungen organisierenden Menschen in Verbindung mit den eigenen Freiheitskämpfen. Landauers umfassende Kenntnisse des Weltgeschehens und der internationalen anarchistischen Bewegung eröffneten ihm Wege, um zu einer internationalistisch-anarchistischen Regeneration zu gelangen und so die Begrenzung auf Nationalstaaten durch eine globale Dimension zu ersetzen. | ||
Gustav Landauer war umfassend über soziale, vor allem anarchistische Bewegungen weltweit informiert, von Russland, Italien, England und Frankreich über Asien (Japan) bis nach Nord- und Lateinamerika (USA, Mexico). Seine zahlreichen informativen, bis heute lesbaren Artikel Abhandlungen, Rezensionen, Protestschreiben, Vor- und Nachbemer-kungen, Übersetzungen, Gedenkaufsätze belegen Landauers detaillierte Kenntnisse über Entwicklungen, Organisationsstruktur und Publikationen innerhalb der internationalen anarchistischen Bewegung, die ihn in die Lage versetzten, jederzeit publizistisch zu intervenieren. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Artikel ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik. | Gustav Landauer war umfassend über soziale, vor allem anarchistische Bewegungen weltweit informiert, von Russland, Italien, England und Frankreich über Asien (Japan) bis nach Nord- und Lateinamerika (USA, Mexico). Seine zahlreichen informativen, bis heute lesbaren Artikel Abhandlungen, Rezensionen, Protestschreiben, Vor- und Nachbemer-kungen, Übersetzungen, Gedenkaufsätze belegen Landauers detaillierte Kenntnisse über Entwicklungen, Organisationsstruktur und Publikationen innerhalb der internationalen anarchistischen Bewegung, die ihn in die Lage versetzten, jederzeit publizistisch zu intervenieren. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Artikel ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik. | ||
− | Eine biographisch-chronologische Zeittafel, ein Überblick über Landauers Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur ermöglichen einen ersten raschen Einstieg. Eine Bibliographie mit den Primärquellen, den Publikationen Landauers (Erstauflagen), seinen Übersetzungen (Buchausgaben) und seiner Herausgebertätigkeit sind angefügt. | + | Eine biographisch-chronologische Zeittafel, ein Überblick über Landauers Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur ermöglichen einen ersten raschen Einstieg. Eine Bibliographie mit den Primärquellen, den Publikationen Landauers (Erstauflagen), seinen Übersetzungen (Buchausgaben) und seiner Herausgebertätigkeit sind angefügt. |
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Version vom 10. Oktober 2008, 08:00 Uhr
Die DadA-Buchempfehlung | In Arbeit
Buchcover: | |
Autor/en: | Gustav Landauer |
Titel: | Internationalismus |
Editoriales: | (= Ausgewählte Schriften, Bd. 1). Herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch |
Verlag: | Verlag Edition AV |
Erscheinungsort: | Lich/Hessen |
Erscheinungsjahr: | 2008 |
Umfang, Aufmachung: | Originalausgabe. Broschur. 342 Seiten. |
ISBN: | (ISBN-13:) 978-3-936049-96-1 |
Preis: | 17,00 EUR |
Beschreibung
Gustav Landauers kommunitärer Anarchismus ist immer ein Aufruf an die gesamte Menschheit und richtet sich daher nie ausschließlich an eine einzige Klasse, Ethnie oder ideologische bzw. religiöse Glaubensrichtung. Neben seinen ausformulierten Ansätzen einer grundlegenden Transformation der Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Aufbau völlig neuer sozialer Arrangements im Verhältnis der Menschen untereinander und zur tierischen und pflanzlichen Natur steht, hat die globale Perspektive eine nachhaltige Bedeutung für das Verständnis von Landauers Anarchismus. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Texte ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik.
Ohne Zweifel haftet der neuzeitlichen anarchistischen Bewegung seit der Französischen Revolution von 1789 eine internationalistische Note an. Zugleich muss kritisch festgehalten werden, dass AnarchistInnen im Rahmen der einzelnen Nationalstaaten dem nationalistischchauvinistischen Sog ausgesetzt waren und sich mitunter nur mühsam davon lösen konnten (z.B. zu Beginn des Ersten Weltkriegs). Landauer hat diese ‚Leerstelle’ innerhalb der anarchistischen Bewegung frühzeitig erkannt und in Artikeln, Reden und Briefen konsequent für ein die nationalstaatlichen Grenzen überschreitendes Denken und Handeln geworben. Gegen Nationalismus und nationalstaatliche Begrenzung forderte er die bewusste Vergesellschaftung in Richtung einer universellen sozialen und kulturellen Emanzipation des Individuums, ob Frauen, Kinder oder Männer. Anarchistische Herrschaftskritik wie auch das Postulat sozialer Freiheit positionieren sich so als universalistisch. Damit ist mitnichten Gleichmacherei gemeint, sondern es soll, etwa mittels des Föderalismus und einer Dezentralisierung der Gesellschaft, allen Menschen ungehinderter Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen ermöglicht werden und somit Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde weltweit Einzug halten. Voraus setze dies ein anhaltendes Interesse an und Solidarität mit den sich weltweit in sozialen Bewegungen organisierenden Menschen in Verbindung mit den eigenen Freiheitskämpfen. Landauers umfassende Kenntnisse des Weltgeschehens und der internationalen anarchistischen Bewegung eröffneten ihm Wege, um zu einer internationalistisch-anarchistischen Regeneration zu gelangen und so die Begrenzung auf Nationalstaaten durch eine globale Dimension zu ersetzen.
Gustav Landauer war umfassend über soziale, vor allem anarchistische Bewegungen weltweit informiert, von Russland, Italien, England und Frankreich über Asien (Japan) bis nach Nord- und Lateinamerika (USA, Mexico). Seine zahlreichen informativen, bis heute lesbaren Artikel Abhandlungen, Rezensionen, Protestschreiben, Vor- und Nachbemer-kungen, Übersetzungen, Gedenkaufsätze belegen Landauers detaillierte Kenntnisse über Entwicklungen, Organisationsstruktur und Publikationen innerhalb der internationalen anarchistischen Bewegung, die ihn in die Lage versetzten, jederzeit publizistisch zu intervenieren. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Artikel ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik.
Eine biographisch-chronologische Zeittafel, ein Überblick über Landauers Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur ermöglichen einen ersten raschen Einstieg. Eine Bibliographie mit den Primärquellen, den Publikationen Landauers (Erstauflagen), seinen Übersetzungen (Buchausgaben) und seiner Herausgebertätigkeit sind angefügt.
INHALT
Gesamteinleitung von Siegbert Wolf
Einleitung von Siegbert Wolf: „Barcelona ist immer noch besser als Wilmersdorf“ – Gustav Landauers Blick in die Welt
ALBANIEN
- Bairam und Schlichting
BELGIEN
- Belgien auf der Wacht
BRASILIEN
- „Aus der Zeit“
FRANKREICH
- Zur Ehrenrettung Séverine’s
- Frankreich geht voran
- Der Dichter als Ankläger
- Die Agrarfrage und der französische Arbeiterkongress
- Die beiden Märztage
- Frankreich
- Die französischen Syndikalisten
- Zum 40. Gedenktag der Pariser Kommune
- Vorbemerkung
- Der Aufruhr in der Champagne
GROßBRITANNIEN
- England 102
- Die englische Ausbeutungspolitik in Indien 103
ITALIEN
- Italien
JAPAN
- Ein Tendenzprozess in Japan
- Brief Gustav Landauers an Baron Sutemi Chinda
- Japan
- In Japan
MAROKKO
- Marokko
MEXICO
- Zur Revolution in Mexiko
- Aus Mexiko
- Mexico
ÖSTERREICH
- Jakob Reumann, Die Heimarbeit in Österreich
- Die Erdolchung der Kaiserin von Österreich
- Die Erschießung des österreichischen Thronfolgers
PALÄSTINA
- Brief Gustav Landauers an Martin Buber
- Briefwechsel Gustav Landauer/Nahum Goldmann
- Brief Gustav Landauers an Martin Buber
RUSSLAND
- Memoiren eines Revolutionärs
- Über Michael Bakunin. Ein Nachwort
- Proudhon und Bakunin. Eine Charakteristik
- Nachwort
- Zur Vorgeschichte von Tolstois Rede gegen den Krieg
- Lew Nikolajewitsch Tolstoi
- Tolstoi und die Hinrichrung Alexanders II.
- Bogroff
- Alexander Herzen
- Peter Kropotkin
- Brief Gustav Landauers an Max Nettlau
- Kiew
SCHWEIZ
- Zum Berner Krawall
- Dem größten Schweizer
- Gruß an James Guillaume
- Fritz Brupbacher, ein Symptom
- Das Amt der Schweiz an der Menschheit
SERBIEN
- Veitstag
SPANIEN
- Die Anarchistenhetze in Spanien
- Ferrer
- Die Ferrerbewegung
- Spanien
- Über den Tod Canalejas
USA
- Zum elften November
- An die Lebenden. Zum 11. November
- Zu Robert Reitzels Gedächtnis
- Tuckers Eröffnung
- Organisierte Reaktionen
- Mac Namara
- Alexander Berkmans Gefängnismemoiren
- Internationale Arbeiterchronik
- Friedensvertrag und Friedenseinrichtung
- Brief Gustav Landauers an Auguste Hauschner
ANHANG
- Lernt nicht Esperanto!
- Zeittafel
- Primär- und Sekundärbibliographie 323
- Siglen und Abkürzungen
- Anarchistische Zeitungen und Zeitschriften
- Namenregister