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Karin Kramer - Gedenkseite: Unterschied zwischen den Versionen

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=="Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben". Nachruf  von Karsten Krampitz==
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Buchmesse im Frühjahr 2000: Die Veranstalter hatten die Lesezeiten verlost, im Programm stand für diesen Tag und diesen Raum: "10 Uhr bis 10.30 Uhr Karsten Krampitz, Affentöter'". Das Problem: Die Hallen öffneten erst um zehn. Und: Ich hatte auch gar kein Buch, der Roman über den Papierkrieg der Berliner Obdachlosenblätter war noch nicht gebunden; ich wollte aus den Fahnen lesen. Ja, nicht einmal meine Verlegerin war zugegen. In Leipzig hatte der Karin-Kramer-Verlag nie einen eigenen Stand, immer nur in Frankfurt am Main. Eine viertel Stunde, nicht länger, harrte ich der Leute, saß im Publikumsbereich und schaute auf die offene Tür. "Ist der Autor schon da?", fragte jemand im Türrahmen. "Nee", sagte ich.
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In der Woche darauf habe ich meiner Verlegerin Karin Kramer berichtet, was für eine wunderbare Lesung ich doch hatte, mit zwanzig Leuten, mindestens! Und dass sogar eine Frau vom Radio dagewesen wäre und dass die Leute noch diskutieren wollten, aber wir hatten ja keine Zeit. "So, so", sagte Karin, hob die Augenbrauen und wiederholte mit sonorer Stimme: "So, so." - Sie wusste es besser. Die Kollegen von der Auslieferung hatten ihr längst alles erzählt. (Die Sozialistische Verlagsauslieferung, die Sova, hat in Leipzig immer einen Sammelstand, wo u.a. auch ihr Frühjahrsprogramm vorgestellt wurde.) Nach so vielen Jahren weiß ich natürlich nicht mehr, worüber Karin und ich noch geredet haben, an dem Tag in ihrem Büro in Neukölln. Vielleicht über die zweite Buchpremiere im Kaffee Burger. Aber ich weiß noch, dass der Raum der vielen Regale wegen so wunderbar nach Büchern roch. Und ganz ehrlich: Ich bin nie wieder so glücklich gewesen.
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Am 20. März ist Karin Kramer gestorben. Im Berliner St. Hedwigs-Krankenhaus erlag sie im Alter von 74 Jahren einer schweren Krebserkrankung. Sie war ein ganz wunderbarer Mensch, sehr warmherzig, eine kluge Frau. Und was immer ich hier über sie schreibe, es wird ihrem Leben nicht gerecht. "Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben", heißt es in einem Gedicht von Mascha Kaléko. Weihnachten haben wir noch telefoniert, über neue Projekte geredet.
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Der kleine Verlag, den sie mit Bernd Kramer, ihrem Ehemann, betrieb, stand in den 1970er und 1980er Jahren wie kein anderer für das libertäre Erbe der 68er Bewegung, für die Utopie jenseits von Staatsozialismus oder Sozialdemokratie. Ein Gründungsdatum ist nicht belegt. Angefangen hat alles mit "Linkeck", einem recht bizarren Periodikum, benannt nach der gleichnamigen WG, das zwischen 1968 und 1970 in einer Stückzahl von mehreren Tausend Exemplaren erschien und immer wieder von der Polizei beschlagnahmt wurde. Für Bernd Drücke von der "Graswurzelrevolution" war "Linkeck" hierzulande die erste antiautoritäre Zeitschrift überhaupt. Ein neoanarchistisches Blatt mit blasphemischen Comics, jeder Menge Pornos und Pamphleten gegen die "Einheitsfrontscheiße" des SDS. Und wie bis heute kolportiert wird, soll sich im selben Zeitraum und in derselben Wohngemeinschaft in der Bülowstraße irgendwer ein Zubrot verdient haben mit dem Verkauf von Raubdrucken. Erst 1970 wurde das Gewerbe offiziell angemeldet.
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Im Verlagsprogramm fanden sich anarchistische Klassiker von Bakunin, Kropotkin, Landauer und Mühsam. Emma Goldman wurde gedruckt, ebenso Beiträge zur Auseinandersetzung mit Max Stirner. Auf die kritiklose Hingabe weiter Teile der Linken zu irgendwelchen Paradiesstaaten antwortete die Verlegerin mit Monografien zur russischen Revolution, zur autoritären Diktatur des Fidel Castro und selbstredend über die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg. Mit "Ein amerikanisches Gebet" von Jim Morrison gelang sogar ein veritabler Bestseller; über 20.000 verkaufte Exemplare!
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Jahr für Jahr wurden mindestens acht Bücher publiziert. Bei rund 340 Titeln und einer 1000er Auflage hat Karin Kramer bis heute also einige Hunderttausend libertäre Schmöker unter die Leute gebracht hat. Das wird ihr so schnell keiner nachmachen. Schade eigentlich. Niemand weiß, wie in hundert Jahren die Welt aussieht, in den Bibliotheken aber werden ihre Bücher stehen über ein Leben ohne Herrschaft und die Freiheit der Menschen nicht voneinander, sondern miteinander.
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Der vielleicht beste belletristische Titel des KKV ging leider völlig unter: Lionel Mareks "Nächstes Jahr in Auschwitz", eine Romansatire zur jüdischen Diaspora. Während sich in Frankreich das Feuilleton mit Hymnen überschlug, die "Libération" von "burleskem Ton"  schrieb und "kolossaler Finesse", gab es hierzulande nicht eine Rezension - die Neunziger...
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Keine Ahnung, was in dieser Zeit passiert ist, aber irgendetwas muss passiert sein: Die Buchhandelsketten verdrängten immer mehr die kleinen Läden, und irgendwann hörte die Linke einfach auf, Romane und Gedichte zu lesen. Dass ein kleiner anarchistischer Verlag aus Neukölln die letzten zwanzig Jahre überstanden hat, war ein kleines Wunder, an das Anarchisten aber nicht glauben - das zweite Wunder, dass die Verlegerin ihre Krankheit besiegt, blieb aus.
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Karsten Krampitz, Berlin
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[[Datei:978-3879563753 Anarchismus Hoch 2.jpg|thumb|links|300px|Die letzte noch zu Lebzeiten Karins veröffentlichte Buchpublikation im Karin Kramer Verlag: [http://www.alibro.de/product_info.php/info/p5599_Anarchismus-Hoch-2.html "Anarchismus Hoch 2"]]]
 
[[Datei:978-3879563753 Anarchismus Hoch 2.jpg|thumb|links|300px|Die letzte noch zu Lebzeiten Karins veröffentlichte Buchpublikation im Karin Kramer Verlag: [http://www.alibro.de/product_info.php/info/p5599_Anarchismus-Hoch-2.html "Anarchismus Hoch 2"]]]
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Lieber Bernd, die Zeiten werden schwierig. Wenn wir helfen können, dann melde Dich einfach.
 
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knobi
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Version vom 23. April 2014, 17:09 Uhr

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Karin Kramer ist tot

Karin Kramer (links) auf der Buchmesse in Frankfurt am Main 2007. (c) Ralf Landmesser, Berlin

Am 20. März 2014 ist in Berlin die anarchistische Verlegerin Karin Kramer (geb. Höpfner, 09.11.1939) im Alter von 74 Jahren gestorben. Karin Kramer hatte seit Anfang der 1970er Jahre zusammen mit ihrem Mann Bernd Kramer den nach ihr benannten Buchverlag in Berlin-Neukölln betrieben, der für viele seiner Leserinnen und Leser zum Synonym für anarchistische Literatur werden sollte. Über vier Jahrzehnte haben Karin und Bernd mit ihren Buchveröffentlichungen maßgeblich dazu beigetragen, dass auch im deutschen Sprachraum neu und vermehrt über Anarchie und Anarchismus nachgedacht und diskutiert wurde. Niemals zuvor war das Angebot an deutschsprachiger anarchistischer Literatur so groß und thematisch vielfältig wie heute, und das verdanken wir nicht zuletzt auch Karin Kramer und dem nach ihr benannten Verlag.

Die Autorinnen und Autoren des DadAWeb sowie des Lexikons der Anarchie trauern um eine liebe Freundin und kämpferische Weggefährtin. Karin, wir vermissen Dich schmerzlich! Und Dir, Bernd, wünschen wir viel Kraft in dieser schweren Zeit, in der Du auf unsere Solidarität zählen kannst.

Wer seine Erinnerungen an Karin Kramer mit uns teilen möchte, kann sie auf der Diskussions-Seite veröffentlichen. Wir übernehmen dann die Texte hier auf die Karin-Kramer-Gedenkseite.

Falls jemand Probleme mit dem Schreiben auf der Diskussions-Seite haben sollte, der kann uns seinen Text und gerne auch Fotos zur Veröffentlichung auf der Gedenkseite per E-Mail schicken an: redaktion@dadaweb.de.

Jochen Schmück
Redaktion DadAWeb.de


Die Beerdigung

Die Beerdigung von Karin Kramer fand am Donnerstag, dem 3. April 2014 auf dem Neuen Luisenstadt-Friedhof in Berlin-Neukölln unter Anteilnahme zahlreicher Freund_innen, Autor_innen und politischen Weggefährt_innen statt. Die Trauerrede hielt der als Dr. Seltsam bekannte Berliner Kabarettist Wolfgang Kröske.


Die Trauerrede von Wolfgang Kröske/Dr. Seltsam

Lieber Bernd, liebe Anverwandte, liebe Trauergemeinde!

Bevor ich beginne, teile ich euch eine E-mail mit von H. J. Viesel mit, der darauf hinweisen möchte, dass zur Zeit bis zum 6. April eine Fotoausstellung von Ruth Westerwelle stattfindet, darunter zwei schöne Porträtbilder von Karin, und zwar ausgerechnet in der SPD-Zentrale in der Wilhelmstraße.

Karin hatte vor Jahren in einem Interview mit der Zeitung Graswurzelrevolution gesagt: "Manches treibt einen zum Nonkonformismus. In unserer Familie gab es übrigens ein ganz frühes Berufsverbot. Mein Großvater, der in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts illegal SPD-Flugblätter in Hausbriefkästen verteilte, wurde denunziert und verlor seine Arbeit als Gärtner bei der Stadt Berlin."

Die Beerdigung von Karin Kramer am 3. April 2004 auf dem Neuen Luisenstadt-Friedhof in Berlin-Neukölln. Der aufgebahrte Sarg mit dem Leichnam Karins in der Friedhofskapelle. (c) Bernd Drücke 2014 / graswurzelrevolution

Karin Kramer - jeder von uns hier hat wohl ein oder mehrere Bücher aus dem Karin-Kramer-Verlag in seiner Bibliothek oder hat früher etwas aus dem Verlag gelesen, was unser Leben tiefgründig beeinflusst hat. Ich selber erinnere mich, als ich 1975 zum ersten Mal die linken Büchertische vor der TU sah, dass mir sofort die reptilienschwarzglänzend gebundenen Werke aufgefallen sind von Autoren, die durch die Hitlerei in Deutschland fast vergessen waren wie Bakunin, Malatesta, Kropotkin und Erich Mühsam. Ich las die Namen und die Titel und das allein ersetzte schon ein mehrsemestriges alternatives Studium, zum Beispiel Mühsam: "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat". Ist nicht jede rebellische linke Bewegung letztlich darauf gerichtet, die Gesellschaft vom Staat zu befreien?

Karin Kramers Verlag gehörte zu den großen linken Verlagen, die das literarische Weltbild der Nach-68er geprägt haben, aber der Karin- Kramer-Verlag hat länger als alle anderen durchgehalten, zum Beispiel der "Rote Stern" ist verschwunden, ebenso der "März-Verlag" oder "Trikont". Dass der KKV durch alle Fährnisse von Steuern und politischer Bedrohung durchgehalten hat, ist vor allem das Verdienst der ökonomischen Leitung Karins. Sie hat mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit für die Sorgen und ihren Durchhaltewillen bezahlt, damit wir linke Literatur lesen können. Der Name Karin-Kramer-Verlag war gut gewählt, er klingt gut, hat inneren Swing und ist ein Ausdruck weiblichen Selbstbewusstseins. Er kommt auch in der ersten frühen Enzyklopädie der 68er-Helden vor, bei Peter Mosler "Was wir wollten, was wir wurden." (Rowohlt 1977) Hier haben Bernd und Karin Kramer ein ganzes eigenes Kapitel, sie geben in ihrem Interview Aufschlüsse über ihre Anfänge und die tiefen Beweggründe ihres Lebens und, soweit wir selber Unverbogene sind, könnten es auch die unseren sein.

„Seit 1967 wohnte Bernd mit seiner Frau Karin in der „Linkeck“-Kommune Berlin. Es gab damals viele linke Szene-Blätter, so die „Oberbaum-Blätter“, doch die waren vielen zu brav. So kam s zu der Idee, eine Zeitung der Berliner Subkultur zu machen. In einer Eckkneipe rätselten die Genossen über den Namen des Blattes: Wenn es ein Rechteck gibt, muss es auch ein Linkeck geben! Damit war der Name für die Zeitung gefunden. Linkeck erscheint monatlich, Jahresabo 9,50 DM. Schüler, Jungarbeiter, Gammler bekommen Sonderrabatt. Linkeck ist Mitglied im European Underground Press Syndicate. Die erste Zeitung erschien mit BZ-Titel, aus einem nackten Arsch stiegen Furzwölkchen auf: „Dreigeteilt niemals!“ So wurde die reaktionäre Parole der Springerpresse verhöhnt.

Cover der von Karin und Bernd Kramer und anderen Mitgliedern der Berliner Linkeck-Kommune 1968 herausgegebenen liksradikalen Untergrundzeitschrift "linkeck"

Nach dem 2. Juni 1967 gingen sie immer zu Demonstrationen, fast jede Woche. Es war einfach notwendig hinzugehen, es gab keine Diskussionen darüber. Es ging nicht nur um Vietnam, Griechenland, Spanien oder Springer, sondern es gab einen Aufruhr im eigenen Körper, der sich Bahn brechen wollte. Dann standen sie in der Nacht im Strom Hunderter auf dem Kudamm, sahen Polizisten vor den Demonstranten davonlaufen, hörten Fensterscheiden klirren, Bauwagen quer über die Straße geschoben, irgendwo brannte es, dazwischen wie die Seele des Untergrunds ein kleiner drahtiger Genosse mit Bürstenschnitt, der die Fertigkeit besaß, mit einem faustgroßen Stein über dreißig Meter eine Straßenlaterne zu treffen. Alle hatten das Gefühl: Wir werden siegen, wir werden viele sein, die Straßen gehören uns, die Stadt gehört uns. Nirgends Angst, nirgends Furcht oder Beklemmung, es gab keine Bremse in diesen explosiven Zügen von Gewalttätigkeit und Siegesrausch. Wir dachten im Vorwärtsstürmen: Das muss die Freiheit sein, das Chaos! Das war es, diese ungeahnte Kraft und Energie, auch eine Blindheit vor der Polizei. Ein Genosse erzählte von dem Traum einer Demonstration, dreitausend Demonstranten und an der Spitze zwei Reiter auf schweren schwarzen Rossen mit einer schwarzen und einer roten Fahne. Sie fühlten damals, dass dort auf der Straße ein Teil der eigenen Lebensgeschichte abgehandelt wurde.

Ich denke diese Lebensgefühl hat auch Karin ein Leben lang getragen und die Hoffnung, solche Zeiten wieder zu erleben. 1968 gab es einen Aufsehen erregenden Beleidigungsprozess, der CDU-Abgeordnete Wohlrabe hatte sie verklagt. Das Gericht fand, „selbst einem besonders unbegabten und ungebildeten Leser ist beim Studium des Artikels klar, dass er nicht auf Tatsachen beruht, sondern eine satirische Arbeit darstellt...“ Insgesamt kostete der Prozess 7000 DM Strafe, aber das Verdikt Trockenpisser Wohlrabe blieb zeitlebens mit seinem Namen verbunden.

Die Linkeck-Kommune wurde immer mehr zur Wärmehalle und Drogenstation. Bernd und Karin hatten angefangen, Reprints zu drucken, Bücher die im normalen Buchladen zu teuer waren oder gar nicht mehr erhältlich. Irgendwie wurde aus dem Reprint-Unternehmen einVerlag, zunächst als Hobbyverein angemeldet, aber dann rutschten sie doch in die Professionalität und waren nun der stolze Karin Kramer Verlag und der Stolz der Berliner Linken. Sie hatten ihr knappes Auskommen, Reichtümer konnten sie mit dem Verlag nie erwerben, in den ersten Jahren gab es 718 DM Lohn für mehr als 45 Arbeitsstunden, aber Rückkehr und Unterwerfung unter das Fabrikregime und abhängige Beschäftigung kam für beide nicht mehr in Frage.

Der Karin Kramer Verlag hielt die Erinnerung wach an Freiheit und Revolte und machte sich alle zu Freunden, die ebenso fühlten. Das war die öffentliche Seite von Karins Leben, wofür wir ihr großen Dank schulden. Aber es gab ja auch noch die private Seite, den Sohn Daniel, der heute Soziologe in Australien ist, seine Frau Esther und die Enkel Daan und Ben, alles jüdische Namen, aber das hat keine religiöse Bedeutung, klingt halt gut. Gemeinsam mit ihrer Schwester Margit hat sich Karin immer auch der Familie gewidmet. Von Daniel habe ich einen Brief bekommen, worin er sich an die schönsten Zeiten mit Karin erinnert, den möchte ich jetzt zum Abschluss vortragen:

Karin und Bernd hatten in den 1970er Jahren gemeinsam mit Freunden einen Kinderladen gegründet, um ihren Kindern selbst etwas zu vermitteln, und dies nicht dem Staat zu überlassen. In großen Gruppen unternahmen wir mehrere Reisen nach Italien. Karin sprach Esperanto - hierin spiegelt sich ihr Interesse, ihre Neugierde und ihr Wunsch, andere Menschen aus anderen Kulturen kennen- und verstehen zu lernen.

Karin hielt mir - als ihrem Sohn - immer den Rücken frei und unterstützte mich in all meinen Wünschen, etwa den zahlreichen Reisen und meinem umfassenden Studium.

So stand sie mir auch zur Seite, als klar wurde, dass ich nach Australien auswandern werde. Obwohl sie dies natürlich bedauerte, und auch grade ihre beiden Enkelsöhne (meine Söhne - Ben und Daan) vermissen würde, wollte sie unseren Plänen auf keinen Fall entgegenstehen.

Und schließlich war sie mich im Januar 2013 in Australien besuchen, gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem Schwager. Es war ein tolles Zusammentreffen auf dem Fünften Kontinent und wir hatten eine wunderbare Zeit.

Ein großes Glück, denke ich, dass Karin vor ihrer Krankheit alle noch mal in Australien besuchen konnte. Nicht nur ihr Mann und ihre Familie werden sie in lieber Erinnerung behalten, auch wir linken Weggefährten werden sie nicht vergessen.

Quelle: (c) und mt freundlicher Genehmigung von Dr. Seltsam / Wolfgang Kröske, Berlin 2014



Nachrufe und Erinnerungen

"Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben". Nachruf von Karsten Krampitz

Buchmesse im Frühjahr 2000: Die Veranstalter hatten die Lesezeiten verlost, im Programm stand für diesen Tag und diesen Raum: "10 Uhr bis 10.30 Uhr Karsten Krampitz, Affentöter'". Das Problem: Die Hallen öffneten erst um zehn. Und: Ich hatte auch gar kein Buch, der Roman über den Papierkrieg der Berliner Obdachlosenblätter war noch nicht gebunden; ich wollte aus den Fahnen lesen. Ja, nicht einmal meine Verlegerin war zugegen. In Leipzig hatte der Karin-Kramer-Verlag nie einen eigenen Stand, immer nur in Frankfurt am Main. Eine viertel Stunde, nicht länger, harrte ich der Leute, saß im Publikumsbereich und schaute auf die offene Tür. "Ist der Autor schon da?", fragte jemand im Türrahmen. "Nee", sagte ich.

In der Woche darauf habe ich meiner Verlegerin Karin Kramer berichtet, was für eine wunderbare Lesung ich doch hatte, mit zwanzig Leuten, mindestens! Und dass sogar eine Frau vom Radio dagewesen wäre und dass die Leute noch diskutieren wollten, aber wir hatten ja keine Zeit. "So, so", sagte Karin, hob die Augenbrauen und wiederholte mit sonorer Stimme: "So, so." - Sie wusste es besser. Die Kollegen von der Auslieferung hatten ihr längst alles erzählt. (Die Sozialistische Verlagsauslieferung, die Sova, hat in Leipzig immer einen Sammelstand, wo u.a. auch ihr Frühjahrsprogramm vorgestellt wurde.) Nach so vielen Jahren weiß ich natürlich nicht mehr, worüber Karin und ich noch geredet haben, an dem Tag in ihrem Büro in Neukölln. Vielleicht über die zweite Buchpremiere im Kaffee Burger. Aber ich weiß noch, dass der Raum der vielen Regale wegen so wunderbar nach Büchern roch. Und ganz ehrlich: Ich bin nie wieder so glücklich gewesen.

Am 20. März ist Karin Kramer gestorben. Im Berliner St. Hedwigs-Krankenhaus erlag sie im Alter von 74 Jahren einer schweren Krebserkrankung. Sie war ein ganz wunderbarer Mensch, sehr warmherzig, eine kluge Frau. Und was immer ich hier über sie schreibe, es wird ihrem Leben nicht gerecht. "Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben", heißt es in einem Gedicht von Mascha Kaléko. Weihnachten haben wir noch telefoniert, über neue Projekte geredet.

Der kleine Verlag, den sie mit Bernd Kramer, ihrem Ehemann, betrieb, stand in den 1970er und 1980er Jahren wie kein anderer für das libertäre Erbe der 68er Bewegung, für die Utopie jenseits von Staatsozialismus oder Sozialdemokratie. Ein Gründungsdatum ist nicht belegt. Angefangen hat alles mit "Linkeck", einem recht bizarren Periodikum, benannt nach der gleichnamigen WG, das zwischen 1968 und 1970 in einer Stückzahl von mehreren Tausend Exemplaren erschien und immer wieder von der Polizei beschlagnahmt wurde. Für Bernd Drücke von der "Graswurzelrevolution" war "Linkeck" hierzulande die erste antiautoritäre Zeitschrift überhaupt. Ein neoanarchistisches Blatt mit blasphemischen Comics, jeder Menge Pornos und Pamphleten gegen die "Einheitsfrontscheiße" des SDS. Und wie bis heute kolportiert wird, soll sich im selben Zeitraum und in derselben Wohngemeinschaft in der Bülowstraße irgendwer ein Zubrot verdient haben mit dem Verkauf von Raubdrucken. Erst 1970 wurde das Gewerbe offiziell angemeldet.

Im Verlagsprogramm fanden sich anarchistische Klassiker von Bakunin, Kropotkin, Landauer und Mühsam. Emma Goldman wurde gedruckt, ebenso Beiträge zur Auseinandersetzung mit Max Stirner. Auf die kritiklose Hingabe weiter Teile der Linken zu irgendwelchen Paradiesstaaten antwortete die Verlegerin mit Monografien zur russischen Revolution, zur autoritären Diktatur des Fidel Castro und selbstredend über die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg. Mit "Ein amerikanisches Gebet" von Jim Morrison gelang sogar ein veritabler Bestseller; über 20.000 verkaufte Exemplare!

Jahr für Jahr wurden mindestens acht Bücher publiziert. Bei rund 340 Titeln und einer 1000er Auflage hat Karin Kramer bis heute also einige Hunderttausend libertäre Schmöker unter die Leute gebracht hat. Das wird ihr so schnell keiner nachmachen. Schade eigentlich. Niemand weiß, wie in hundert Jahren die Welt aussieht, in den Bibliotheken aber werden ihre Bücher stehen über ein Leben ohne Herrschaft und die Freiheit der Menschen nicht voneinander, sondern miteinander. Der vielleicht beste belletristische Titel des KKV ging leider völlig unter: Lionel Mareks "Nächstes Jahr in Auschwitz", eine Romansatire zur jüdischen Diaspora. Während sich in Frankreich das Feuilleton mit Hymnen überschlug, die "Libération" von "burleskem Ton" schrieb und "kolossaler Finesse", gab es hierzulande nicht eine Rezension - die Neunziger...

Keine Ahnung, was in dieser Zeit passiert ist, aber irgendetwas muss passiert sein: Die Buchhandelsketten verdrängten immer mehr die kleinen Läden, und irgendwann hörte die Linke einfach auf, Romane und Gedichte zu lesen. Dass ein kleiner anarchistischer Verlag aus Neukölln die letzten zwanzig Jahre überstanden hat, war ein kleines Wunder, an das Anarchisten aber nicht glauben - das zweite Wunder, dass die Verlegerin ihre Krankheit besiegt, blieb aus.

Karsten Krampitz, Berlin


Die letzte noch zu Lebzeiten Karins veröffentlichte Buchpublikation im Karin Kramer Verlag: "Anarchismus Hoch 2"

Karin Kramer. Unvergessen. Von Jochen Knoblauch

Am 20. März 2014 starb Karin Kramer nach langem Kampf mit dem Krebs.

Karin war immer die Seele des Verlages, eines Verlages der bereits unter dem Namen "Underground Press" ein Teil meiner politischen Sozialisation war. Und als ich Anfang der 1970er Jahre eine Teestube eröffenen wollte – das war damals modern – schrieb ich auch an den Karin Kramer Verlag, weil ich unbedingt deren Bücher verkaufen wollte, doch ich erhielt einen freundlichen Brief, dass ich mich an den Maulwurf Buchvertrieb wenden müßte. Von hier aus liefen die Kontakte, Freunde, Bekannten usw. für meine nächsten Jahre sternförmig auseinander, bis ich in den frühen 1980er Jahre zurück nach Berlin beim Regenbogen-Buchvertrieb im Kollektiv arbeitete – und Bücher aus dem Karin Kramer Verlag verkaufte. In dieser Zeit fällt auch eine meiner peinlichsten Geschichten: Eine meiner ersten Vertretersitzungen (hier werden die Verlagsprogramme vorgestellt) war beim Kramer Verlag in Neukölln abends, und ich hatte schon einiges an Alkohol getrunken. Prompt schlief ich am Tisch während der Sitzung ein. Vor zwei Wochen, als ich die Geschichte Bernd erzählte lachte er nur. Im Nebenzimmer lag Karin und schlief nach einem anstrengenden Tag.

Da, wo Bernd laut, trinkend, polternd daher kommt, in seiner Art, wie er nun mal ist, da hat Karin immer Ruhe bewahrt. Sie hatte immer ein prinzipielles Interesse an den Menschen, ohne zu tratschen, ohne sich an Gerüchte zu beteiligen.

Von meinen ersten Buchmessen in Frankfurt/M. Anfang der 1980er Jahre, über die Zeit bei Regenbogen sowie die Zeit, als ich selbst dann den AurorA-Buchvertrieb hatte (wo ich zwar keine Kramer-Bücher mehr vertrieb, aber im Buchladen verkaufte) bis zu den Besuchen bei Bernd und Karin im Verlag oder auch bei ihnen zu Hause, so gab es doch eine Lektion, die bei mir hängen geblieben, und mir von Karin erteilt worden ist: Ich übergab Karin einen Text von mir mit den Worten, dass der unbedingt korrekturgelesen werde müsse, da ich ja nur Hauptschüler sei. Daraufhin "stauchte" mich Karin zusammen, dass es egal sei, welchen Schulabschluss jemand habe, es hindere niemanden daran – wenn es einen interessiert – sich eine ordentliche Rechschreibung beizubringen. Das war natürlich mehr als nur auf Rechtschreibung gemünzt, es war die anarchistische Haltung, dass jedeR für sein Tun verantwortlich ist.

Es folgten weitere Gespräche über Bücher, Autoren und Projekte, Treffen auf Veranstaltungen, an Büchertischen, den Linke Buchtagen usw. Es war immer eine Bereicherung. Karin, ich werde Dich vermissen.

Lieber Bernd, die Zeiten werden schwierig. Wenn wir helfen können, dann melde Dich einfach.

knobi, Berlin


Verlegerin und Anarchistin. Von Michael Volk / Bibliothek der Freien

Die Verlegerin Karin Kramer auf der Frankfurter Buchmesse am Stand des nach ihr benannten Verlages (ca. 1992)

Uns Mitgliedern der Bibliothek der Freien war schon seit längerem bekannt, dass Karin Kramer schwer krank war. Über fast 45 Jahre war Karin die große Macherin des Verlages. Während ihr Mann Bernd oft als Ideengeber wirkte, war Karin Kramer diejenige, die alles zusammenhielt und die immer wieder den Verlag um die harten Klippen des Überlebens navigiert hat. Sie besorgte das Geld, hielt die Finanzen zusammen und hat schweren Zeiten standgehalten, wenn der Verlag fast am Ende war. Dass es den Verlag bis heute gibt, ist ihrem großen Geschick zu danken.

Die große Zeit des Kramer-Verlages sind die 1970er und 80er Jahre gewesen. Viele junge Menschen sind damals durch die Bücher des Verlages mit dem Anarchismus in Berührung gekommen. Viele junge Autoren haben durch den Kramer-Verlag eine Möglichkeit bekommen, ihr erstes Buch zu veröffentlichen und Karin hat vielen Mut gemacht.

Ich habe sie als Jung-Anarcho ungefähr im Jahre 1976 kennengelernt und zwar im ersten Libertären Forum (Eisenbahnstraße in Kreuzberg), in dem alle anarchistischen Gruppen Berlins vertreten waren. Karin war in diesen Jahren eine politisch aktive Verlegerin und Anarchistin, die die Buchproduktion als Teil der politischen Arbeit verstand. Bernd und Karin haben mir und meinen Mitkämpfern gezeigt, wie Flugblätter und Broschüren gemacht werden, wie eine Demo angemeldet wird und wie man mit der Polizei umgeht. Sehr viel habe ich von ihr über den Buchhandel gelernt. Das hat mir Mut gemacht, selbst in Buchläden mitzuarbeiten, der erste hatte den Namen Rhizom, der zweite Buchzeit. In beiden A-Buchläden war immer das komplette Programm des Kramer-Verlages erhältlich. Regelmäßig zur Buchmesse haben wir ein Kramer-Fenster gestaltet und Karin kam immer vorbei, um es zu begutachten.

In den über 20 Jahren der Bibliothek der Freien haben wir immer wieder Bücher des Verlages vorgestellt und standen in regelmäßigem Kontakt. Als sie wusste, dass es schlecht um sie steht, hat sie mit uns gesprochen und wir haben versprochen, die Geschichte des Verlages zu dokumentieren. Wir haben jetzt schon wichtige Verlagsmaterialien in unserem Archiv.

Wir wissen nicht, wie es mit dem Verlag weitergeht. Mit dem Tod von Karin Kramer geht jedenfalls ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte des libertären Verlagswesens zu Ende.

Die Bibliothek der Freien erinnert im Rahmen einer Veranstaltung am 16. Mai 2014 an die politisch aktive Verlegerin und Anarchistin, die uns über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden war.

Michael Volk
Bibliothek der Freien, Berlin


Karin und Bernd Kramer (rechts) mit Freunden 1997 auf einer Schiffahrt nach Hiddensee

Eine prägnante Vertreterin der Einmaligkeit eines Menschen. Von Rolf Raasch

Wenn Andere sterben, hat man Gelegenheit, sich Gedanken über die schnell vergangene Zeit zu machen und wie alt man selbst inzwischen geworden ist. Dies ging mir besonders nach dem Tod Karins so: Karin war 74 Jahre alt. Das konnte ich mir bis zum Zeitpunkt ihres Todes überhaupt nicht vorstellen. Sie wirkte mindestens 10 Jahre jünger. Bedenkt man die historische Bedeutung des nach ihr benannten Verlages, erscheint sie im Rückblick vom Alter her sogar irgendwie zeitlos.

Ohne sie hätte es den Karin-Kramer-Verlag so (und überhaupt) wohl nicht gegeben. Den gibt es inzwischen ja schon 45 Jahre lang.

Wahrscheinlich hätte es die 68er-Jugendrevolte und den Neoanarchismus ohne diesen Verlag in der Form wahrscheinlich auch nicht gegeben, wenn ich bedenke, wie wichtig uns Anfang der 1970er Jahre die Titel des Karin-Kramer-Verlages (Underground Press L) und besonders die Zeitschrift Linkeck gewesen sind.

Karin Kramer: Eine prägnante Vertreterin der Einmaligkeit eines Menschen.

Rolf Raasch, Berlin


Karin Kramer ist tot! Von Andreas W. Hohmann / Verlag Edition AV

Mit Entsetzen haben wir heute morgen erfahren, dass Karin Kramer gestorben ist. Karin war mit ihrem Verlag eine Wegbegleiterin unsere Jugend und belieferte uns mit den Büchern, die wir lesen mussten und wollten, sie war auch eine engagierte Kollegin und Freundin. Wir haben uns nie als Konkurrenten verstanden, sondern als Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen – eine freie glückliche Welt. Karin wird uns nicht nur als „Macherin“ fehlen, sie wird auch eine Lücke in unserem Leben hinterlassen.

Karin wird stets in unseren Gedanken bleiben.

Wir trauen um Karin Kramer und wünschen Bernd viel Kraft.

Andreas W. Hohmann und das Team von Verlag Edition AV


Eine Reaktion von Gerhard Senft

Bin sehr betroffen über das Ableben von Karin! Ich habe sie als stets offenen, gesprächsbereiten, warmherzigen und mutigen Menschen kennengelernt! Als Autor oder Herausgeber war man im Karin Kramer Verlag immer gut aufgehoben. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass sie nicht mehr unter uns weilt!

Prof. Dr. Gerhard Senft, Wien


Erinnerung von Bernd und Gisela vom lAubfroschvertrieb für freiheitliche Literatur

Als wir 1974 unsere ersten drei (Karlsruher!) Volkspreishefte beim Klaus in Wetzlar druckten, war selbstverständlich eine von mir gestaltete Anzeige des Karin Kramer Verlages, nein "unseres" Karin Kramer Verlages Berlin drin. Als wir dann unseren lAubfroschvertrieb für freiheitliche Literatur mit dem dazu gehörenden Büchertisch aufbauten, war selbstverständlich das Verlagsprogramm mit auf dem Tisch (in unserem Archiv sind heute noch 2,3 oder mehr Exemplare von nicht verkauften Büchern!).

Als ich in dieser Zeit mal wieder in Berlin war und (ehrlich!!) ehrfurchtsvoll über die prall gefüllten Bücherkisten beim Karin Kramer Verlag steigen mußte kam mir schon der Gedanke "wie finanzieren die das bloß"? (auf den ich bis heute keine Antwort weiß!)

Auch wenn wir uns in den nun vergangenen Zeiten nicht wieder gesehen oder gesprochen haben, versuchen wir doch den Verlust mit Allen und insbesondere mit Bernd Kramer zu teilen.

Bernd und Gisela aus Elmstein


Manchmal hatte ich Glück. Von Elke Marsueschke

Wenn ich vormittags zu Edeka ging, wechselte ich immer die Straßenseite. Hoffte ich doch Frau Kramer hinter den Fensterscheiben ihres Geschäftes zu entdecken. Manchmal hatte ich Glück. Und manches Mal sogar grosses. Das war, wenn wir uns sahen und zuwinkten.

Das ist jetzt vorbei. Und doch werde ich weiterhin die Straßenseite wechseln und am Geschäft vorbeigehen, und hoffe, dass ich dabei immer an sie denken werde.

Elke Marsueschke


Ein Ausstellungstipp von Hansjörg Viesel

Bis zum 6.4.14 läuft bei der SPD Stresemannstraße eine Ausstellung der Fotografin Ruth Westerwelle Die Frauen der APO- die weibliche Seite von 68.

Dort ist ein sehr schönes aktuelles Porträt von Karin zu sehen, zugleich ein sehr heiteres von 1968, Karin stopft Strümpfe.

Es lohnt sich. Eintritt frei, Personalausweis erforderlich.

Hansjörg Viesel



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