Albert Camus: Libertäre Schriften (1948-1960): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. März 2014, 11:11 Uhr
Die DadA-Buchempfehlung
Buchcover: | |
Autor/en: | Albert Camus |
Titel: | Libertäre Schriften (1948-1960) |
Untertitel: | |
Editoriales: | Herausgegeben von Lou Marin. |
Verlag: | Laika Verlag (Laikatheorie; Bd. 28) |
Erscheinungsort: | Hamburg |
Erscheinungsjahr: | 2013 |
Umfang, Aufmachung: | 384 Seiten, Paperback. |
ISBN: | (ISBN-13:) 978-3942281560 |
Preis: | 24,90 EUR |
Direktkauf: | bei aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb |
Albert Camus und seine libertäre Publizistik
Albert Camus (1913-1960) ist zweifellos einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine literarisch-philosophischen Werke – erwähnt seien nur „Der Fremde“, „Die Pest“ sowie „Der Mythos des Sisyphos“ – sind in (fast) alle Sprachen der Welt übersetzt worden. Weit weniger bekannt sind seine politische Publizistik, seine Beschäftigung mit dem Anarchismus und sein Engagement in der libertären Bewegung Frankreichs. Diesen anderen, in der öffentlichen Wahrnehmung bislang eher unbekannt gebliebenen, libertären Publizisten möchte Lou Marin mit seinem zu Camus‘ 100. Geburtstag im Laika Verlag herausgegebene Buch „Albert Camus – Libertäre Schriften (1948-1060)“ vorstellen und seinen Lesern näher bringen.
Mit dem Anarchismus hatte sich Camus schon in seiner Jugend beschäftigt, so las er als Zwanzigjähriger Proudhon und Stirner und schrieb 1935 gemeinsam mit Freunden das Theaterstück „Revolte in Asturien“, das die blutige Niederschlagung des Bergarbeiteraufstandes in Asturien im Oktober 1934 thematisiert. In Kontakt zur organisierten anarchistischen und syndikalistischen Bewegung in Frankreich ist Camus allerdings erst in den 1940er Jahren gekommen, also zu einer Zeit in der Frankreich unter der deutschen Besatzung stand. Camus hatte sich der Résistance angeschlossen und schrieb in den Jahren 1942 bis 1946 Leitartikel für die von ihm auch mit herausgegebene Zeitschrift „Combat,“ das in Paris erscheinende Organ der gleichnamigen Résistance-Gruppe. Durch seine journalistische Arbeit für das Blatt „Paris-Soir“ lernte er die anarchistische Aktivistin Rirette Maitrejean und ihren Freund, den russischen Anarchosyndikalisten Victor Serge (d.i. Wiktor Lwowitsch Kibaltschitsch), kennen. Dieser war wie so viele andere seiner anarchistischen Genossen in seiner Heimat der politischen Verfolgung durch Bolschewiki ausgesetzt gewesen und war nach Frankreich ins Exil gegangen. Gemeinsam gaben Maitrejan, Serge und Camus die Zeitschrift „L‘Anarchie“ heraus, die 1905 von dem Individualanarchisten Albert Libertad gegründet worden war und in der anarchistischen Bewegung Frankreichs ein hohes Ansehen genoss. Durch seine Freundschaft zu Victor Serge entwickelte und vertrat Camus eine unabhängige politische Position gegenüber den Vereinnahmungsversuchen der Kommunisten. Aber auch innerhalb der libertären Bewegung vertrat Camus ein durchaus eigenständiges Anarchismusverständnis, das kaum Bezug auf die großen anarchistischen Klassiker Proudhon, Bakunin und Kropotkin nahm.
Engere Kontakte unterhielt Camus auch zu den französischen Anarchosyndikalisten um Pierre Monatte, und er hat für das von ihm herausgebende Blatt „Révolution Prolétarienne“ zahlreiche Artikel verfasst. Auf Initiative vom Camus wurde die "Gruppe internationale Verbindungen" (GLI) gegründet, welche sich in den Jahren 1948 bis 1940 publizistisch und auch materiell für die Verfolgten diktatorischer Regime einsetzte, vor allem republikanische Spanier, Dissidenten aus dem Ostblock sowie Opfer des Kolonialismus aus Afrika.
Beiträge von Camus finden sich in nahezu allen libertären Zeitungen, die zu dieser Zeit in Frankreich und der französischsprachigen Schweiz erschien, so in „Le Libertaire“, „Le Monde Libertaire“, „Franc-Tireur“, „Révolution Prolétarienne“ und „Temoins“, und auch in der spanischsprachigen Zeitung „Solidaridad Obrera“, dem Organ der anarchosyndikalistischen C.N.T. im Exil, sind Artikel von ihm erschienen.
Die vorliegende Aufsatzsammlung gibt einen guten Einblick in das politische Denken Camus’ zu Zeiten des Kalten Krieges, und es zeigt seine Entschlossenheit, weder der einen noch der anderen Großmacht nachzugeben. Seine politische Unterstützung galt vielmehr einem dritten unabhängigen Lager, dem der Kriegsdienstverweigerer, der Anti-Kolonialisten und der revolutionären Syndikalisten.
Sein Selbstverständnis als politischer als Schriftsteller hat Camus wie folgt beschrieben: „Die Schriftsteller waren immer an der Seite des Lebens – gegen den Tod. Wo wäre die Würde dieses lächerlichen Berufs, wenn nicht gerade in der unablässigen Fürsprache für die Sache des Menschen und des Glücks?«
Jochen Schmück
Potsdam, im März 2014
Inhalt
I.
- Mit Louis Lecoin, Andre Prudhommeaux und Louis Louvet [79]
- Albert Carnus: Dialog um des Dialogs willen [81]
- André Prunier: Breton oder Camus? Die Grenzen der Revolte [85]
- Komitee der Schirmherren zur Unterstützung unserer Aktion: Alles Menschliche steht auf unserer Seite. Vom Verbrechen, Kriegsdienstverweigerer zu sein [95]
- Hilfskomitee für Kriegsdienstverweigerer: Vorschlag eines Statuts für Kriegsdienstverweigerer [97]
- Hilfskomitee für Kriegsdienstverweigerer: Projekt einer Verordnung zur Überstellung von Pazifisten an den Service civil international oder den Zivilschutz [103]
- Albert Carnus: Betrifft Caligula [107]
- Abbé Pierre, der Maler Buffet, Carnus, Giono, Cocteau schreiben an Präsident Charles de Gaulle [111]
II.
- Mit Maurice Joyeux, Gaston Leval und Georges Fontenis [115]
- Gaston Leval: Bakunin und Der Mensch in der Revolte von Albert Camus, Teil I-IV [117]
- Albert Carnus: Antwort auf Gaston Leval [149]
- Jean Charlin: Evolution (Auszug) [155]
- Nationale Kommission der Fédération anarchiste: Erklärung der Nationalen Kommission der Federation anarchiste [157]
- Maurice Joyeux: Repression der Regierung gegen die Freien Kräfte des Friedens. Maurice Laisant ist verurteilt worden [159]
- Albert Camus: Spanien und der Donquijotismus [163]
- Albert Camus und der revolutionäre Syndikalismus [167]
III.
- Mit Jean-Paul Samson, Robert Proix und Rirette Maltrejean [171]
- Jean-Paul Samson: Lektüren: Albert Camus, Actuelles II [173]
- Gaston Leval/Jean-Paul Samson: Korrespondenz. [177]
- Albert Camus: Kalender der Freiheit [181]
- Die Verweigerung des Hasses [193]
- Antwort an Domenach [199]
- Simone Weil: Brief an Georges Bernanos [209]
- Jean-Paul Samson, Claude Le Maguet, Pierre Monatte, Bernard von Brentano, Gaston Leval, Louis Mercier, Albert Camus: Zum Brief von Simone Weil an Bernanos [217]
- Albert Camus: Préface/Vorwort [225]
- Antwort auf einen Appell ungarischer Intellektueller [229]
- Aktuelles (Auszüge) [233]
- Miklós Molnár: Offener Brief an Albert Camus [239]
- Albert Camus: Für Dostojewski [247]
- Nochmals Ungarn [249]
- Aufruf des Hilfskomitees für spanische Flüchtlinge [255]
- Robert Proix, Rirette Maîtrejean, Georges Roy, Maurice Lemaitre, Lemoine: Camus im Druckereibereich [257]
- Albert Camus: Seiten aus dem Tagebuch (1939) [267]
- Jean-Paul Samson/Rene Char: Der unverzeihliche Camus [275]
IV.
- Mit Pierre Monatte, Louis Mercier, Yves Dechezelles und Messali Hadj [283]
- Albert Camus: Das Europa der Treue [285]
- Franco - der Verteidiger der Kultur! [293]
- Den Wert der Freiheit wiederherstellen [297]
- Jene, die sich der Entehrung und dem Überläufertum verweigerten [307]
- Ehrung eines verbannten Journalisten [309]
- Post-scriptum [317]
- Red. La Révolution prolétarienne: Albert Camus bei den Drucksetzern [319]
- Albert Camus: Die proletarische Literatur [327]
- Yves Dechezelles: Zu einem Buch über Algerien. Offener Brief an Francis und Colette Jeanson [333]
- Red. La Révolution prolétarienne: Messali Hadj spricht zu uns über Afrika [341]
- Albert Sadik: Ein Freispruch, der Geschichte macht [345]
V.
- Epilog [347]
- Freddy Gómez: Brüderlichkeit im Kampfe, Treue in der Einsamkeit: Camus und die Solidaridad Obrera [349]
- Die letzte Nachricht von Albert Camus [363]
Namensindex [365]