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Ferrer, Francisco: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Francisco Ferrer''' (geb.: 1859 in Alella, gest.: 1909 in Barcelona). Anarchistischer Pädagoge.
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'''Francisco Ferrer Guardia''' (geb.: 1859 in Alella, gest.: 1909 in Barcelona). Anarchistischer Pädagoge.
  
  
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Der spanische Schulreformer hat als einziger unter den libertären Pädagogen ein praktisches Werk von derartigen Ausmaßen geschaffen. Gleichzeitig hat er sich politischen Fragen nicht verschlossen und versucht, Pädagogik und Schule aus einer libertären Gesinnung heraus zu denken. Dabei umreißt er, erster Vertreter einer „libertären Reformpädagogik“, Ziele und Programm einer anarchistischen Pädagogik. Die Aufgabe der Escuela Modema insbesondere ist es laut Ferrer, die ihr anvertrauten Kinder unbesehen ihres Geschlechts zu selbständig denkenden, die Gerechtigkeit liebenden Männern und Frauen zu erziehen, wie er sagt. Dies soll in der Absicht geschehen, die besonderen Fähigkeiten jedes Kindes zu wecken, zu fördern und zu kultivieren. Seine angeborenen Begabungen sollen einen weiten Spielraum erhalten, so daß jeder Schüler und jede Schülerin zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft erzogen werden kann. Erziehung ist für ihn das politische Kernproblem. Sie darf nicht auf einem nationalistischen oder religiösen Konsens bauen, muß koedukativ verlaufen, antietatistisch und aetatistisch sein. Kindliches Spiel ist zentral, Unterricht geht vom Kind aus und wird individualisierend gegeben. In der „Modernen Schule“ gibt es weder Preise noch Strafen, weder Prüfungen noch Wettbewerbe.
 
Der spanische Schulreformer hat als einziger unter den libertären Pädagogen ein praktisches Werk von derartigen Ausmaßen geschaffen. Gleichzeitig hat er sich politischen Fragen nicht verschlossen und versucht, Pädagogik und Schule aus einer libertären Gesinnung heraus zu denken. Dabei umreißt er, erster Vertreter einer „libertären Reformpädagogik“, Ziele und Programm einer anarchistischen Pädagogik. Die Aufgabe der Escuela Modema insbesondere ist es laut Ferrer, die ihr anvertrauten Kinder unbesehen ihres Geschlechts zu selbständig denkenden, die Gerechtigkeit liebenden Männern und Frauen zu erziehen, wie er sagt. Dies soll in der Absicht geschehen, die besonderen Fähigkeiten jedes Kindes zu wecken, zu fördern und zu kultivieren. Seine angeborenen Begabungen sollen einen weiten Spielraum erhalten, so daß jeder Schüler und jede Schülerin zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft erzogen werden kann. Erziehung ist für ihn das politische Kernproblem. Sie darf nicht auf einem nationalistischen oder religiösen Konsens bauen, muß koedukativ verlaufen, antietatistisch und aetatistisch sein. Kindliches Spiel ist zentral, Unterricht geht vom Kind aus und wird individualisierend gegeben. In der „Modernen Schule“ gibt es weder Preise noch Strafen, weder Prüfungen noch Wettbewerbe.
  

Aktuelle Version vom 21. Juli 2018, 20:56 Uhr

Lexikon der Anarchie: Personen


Francisco Ferrer Guardia (1859-1909)

Francisco Ferrer Guardia (geb.: 1859 in Alella, gest.: 1909 in Barcelona). Anarchistischer Pädagoge.


Äußere Daten

Ferrer wird als Sohn kleiner Landwirte in Alella geboren. Schon in seiner Jugend wird er Republikaner und Vertrauter des im Exil lebenden republikanischen Führers Ruiz Zorilla. Als Einundzwanzigjähriger arbeitet er als Streckenwärter bei der Nordbahn. Er nimmt an der niedergeschlagenen Erhebung des Generals Villacampa (1886) teil und flüchtet dann nach Paris, wo er Sprachunterricht erteilt. Nebenbei führt Ferrer einen Weinladen, heiratet und hat mit seiner Frau drei Töchter. Mit Soledad Villafranca, seiner „Lebensgefährtin“, wird er dann bis zu seinem Tod zusammenbleiben. Aus einem Legat finanziert Ferrer den Aufbau der „Escuelas Modernas“, der „Modernen Schulen“, deren erste 1901 eröffnet wird. Während des Aufstandes von 1909 arbeitet Ferrer – zurückgekehrt – an der Übersetzung von Peter Kropotkins Werken ins Spanische. Obschon er weder an der Vorbereitung noch an der Erhebung selber teilnimmt, wird er unter dem Verdacht, ein Rädelsführer zu sein, im September verhaftet, kriegsgerichtlich verfolgt und trotz großem öffentlichen Drucks auf die spanische Regierung zum Tode verurteilt. Unter den Kugeln des Exekutionskommandos stirbt Ferrer am 13.10.1909.

Politischer Werdegang

Überzeugt von der Idee, ohne vorangehende Erziehung sei jede Freiheitsbewegung zum Scheitern verurteilt, versucht Ferrer die Theorie eines „vernunftgemäßen Unterrichts“ in einer „rationalistischen Schule“ zu entwerfen. Anstelle des traditionellen spanischen Systems sieht Ferrer eine freiheitliche Erziehung, antiklerikal ausgerichtet und antimilitaristisch begründet. Fünfzehn Jahre nach der ersten Initiative in Barcelona gibt es in Spanien bereits fünfzig rationalistische Schulen. Zwischen 1907 und 1909 soll Ferrer überdies die Idee eines nationalen Erziehungsplanes konkretisiert haben. 1907 gründete er mit Paul Robin zusammen die „Internationale Liga zur vernunftgemäßen Erziehung der Kinder“ und gibt deren Zeitschrift „L’Ecole Rénovée“ heraus. Ferrers Attacken richten sich gegen korrupte katholische Geistliche, gegen reiche Orden, Beamtenwirtschaft und gegen die Ausbeutung der Landbevölkerung durch den Landadel. Diese Angriffe tragen durchaus die Handschrift eines militanten Anarchisten. 1907 gründet Ferrer mit anderen Libertären die „Solidaridad Obrera“, die in den Dreißigerjahren als Organ der CNT die bekannteste spanische Zeitung werden sollte. In seiner Kritik gegen alles Freiheitsfeindliche schließt Ferrer das traditionelle Schulsystem immer ein.

Stellenwert Ferrers innerhalb des libertären Spektrums

Erinnerungstafel für die Schule Ferrers in Barcelona

Der spanische Schulreformer hat als einziger unter den libertären Pädagogen ein praktisches Werk von derartigen Ausmaßen geschaffen. Gleichzeitig hat er sich politischen Fragen nicht verschlossen und versucht, Pädagogik und Schule aus einer libertären Gesinnung heraus zu denken. Dabei umreißt er, erster Vertreter einer „libertären Reformpädagogik“, Ziele und Programm einer anarchistischen Pädagogik. Die Aufgabe der Escuela Modema insbesondere ist es laut Ferrer, die ihr anvertrauten Kinder unbesehen ihres Geschlechts zu selbständig denkenden, die Gerechtigkeit liebenden Männern und Frauen zu erziehen, wie er sagt. Dies soll in der Absicht geschehen, die besonderen Fähigkeiten jedes Kindes zu wecken, zu fördern und zu kultivieren. Seine angeborenen Begabungen sollen einen weiten Spielraum erhalten, so daß jeder Schüler und jede Schülerin zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft erzogen werden kann. Erziehung ist für ihn das politische Kernproblem. Sie darf nicht auf einem nationalistischen oder religiösen Konsens bauen, muß koedukativ verlaufen, antietatistisch und aetatistisch sein. Kindliches Spiel ist zentral, Unterricht geht vom Kind aus und wird individualisierend gegeben. In der „Modernen Schule“ gibt es weder Preise noch Strafen, weder Prüfungen noch Wettbewerbe.



Literatur und Quellen:

Die wichtigsten Werke

  • Auswahl: Bulletin de l’Ecole Ferrer, Paris 1901-1906
  • L’Ecole Rénovée, Paris 1907 ff.
  • L’Ecole Moderne, Paris 1911
  • Die Schule, Berlin 1975

Quellen

  • W. et al. Archer: F. Ferrer, Anzenhausen 1982
  • E. Cauderlier. Hommage à Ferrer. Bruxelles 1910
  • S. Ferrer: Le véritable F. Ferrer, par sa fille, Paris 1948
  • H. U. Grunder: Anarchistische Erziehung. Geschichte-Modelle–Beispiele, Baltmannsweiler 2007
  • U. Klemm: Francisco Ferrer – Ein libertärer Schulreformer im Kontext der Bildungsgeschichte. Bern 2004
  • P. Ramus: F. Ferrer. Sein Leben und Werk, Paris 1910
  • P. Sola: Las escuelas racionalistas en Cataluna 1909-1939, Barcelona 1976
  • J. Spring: A Primer of Libertarian Education, New York 1975




Autor: Hans Ulrich Grunder


Quelle: Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie: Encyclopaedia of Anarchy. Lexique de l'anarchie. - Hrsg. von Hans Jürgen Degen. - Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993-1996 (5 Lieferungen). - Loseblattsammlung in 2 Ringbuchordnern (alph. sortiert, jeder Beitrag mit separater Paginierung). Für die vorliegende Ausgabe wurde er überarbeitet.

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