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'''Martin Buber '''
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'''[[Portal Personen|Lexikon der Anarchie: Personen]]'''
 
 
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'''Lexikon der Anarchie: Personen'''
 
 
 
 
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[[Bild:Martin_Buber.jpg|thumb|right|240px|Martin Buber (1878-1965)]]
 
'''Martin Buber''' (geb. 8. Februar 1878 in Wien; gest. 13. Juni 1965 in Jerusalem).
 
'''Martin Buber''' (geb. 8. Februar 1878 in Wien; gest. 13. Juni 1965 in Jerusalem).
Der freiheitliche Religions- und Kulturphilosoph gehört mit seinen Bemühungen um einen "Hebäischen Humanismus" und seiner Vision einer nicht entfremdeten Welt, eine konsequente Fortschreibung von Gustav Landauers Werk, zu den bedeutenden Denkern im 20. Jahrhundert.   
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Der freiheitliche Religions- und Kulturphilosoph gehört mit seinen Bemühungen um einen "Hebräischen Humanismus" und seiner Vision einer nicht entfremdeten Welt, eine konsequente Fortschreibung von [[Landauer, Gustav|Gustav Landauers]] Werk, zu den bedeutendsten Denkern im 20. Jahrhundert.   
  
Inhaltsverzeichnis
 
1 Leben und Werk
 
2 Judentum
 
3 Sozialphilosophie
 
4 Dialogik
 
5 Zur aktuellen Wirkung
 
6 Werke/Literatur
 
  
 
== Leben und Werk ==
 
== Leben und Werk ==
  
 
Aufgewachsen bei seinen wohlhabenden und hochgebildeten Großeltern im galizischen Lemberg, vermittelte ihm das von jüdischer Tradition und europäischer Aufklärung geprägte großelterliche Haus eine lebenslange Nähe zum Judentum - anfänglich vor allem zur Frömmigkeits- und Erweckungsbewegung des seit Mitte des 18. Jahrhunderts im osteuropäischen Judentum beheimateten Chassidismus. Dessen Botschaft verbreitete er in zahlreichen Nachdichtungen.
 
Aufgewachsen bei seinen wohlhabenden und hochgebildeten Großeltern im galizischen Lemberg, vermittelte ihm das von jüdischer Tradition und europäischer Aufklärung geprägte großelterliche Haus eine lebenslange Nähe zum Judentum - anfänglich vor allem zur Frömmigkeits- und Erweckungsbewegung des seit Mitte des 18. Jahrhunderts im osteuropäischen Judentum beheimateten Chassidismus. Dessen Botschaft verbreitete er in zahlreichen Nachdichtungen.
1896 begann Martin Buber in Wien mit dem Studium der Philosophie. Hinzu kamen in Leipzig, Berlin und Zürich die Fächer Kunst- und Literaturgeschichte, Psychologie, Germanistik, klassische Philologie und Nationalökonomie. In einer 1904 abgeschlossenen Dissertation „Zur Geschichte des Individuationsproblems: Nikolaus von Cues und Jakob Böhme“' legte er seine intensive Beschäftigung mit der Mystik der Renaissance und Reformation nieder.
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1896 begann Martin Buber in Wien mit dem Studium der Philosophie. Hinzu kamen in Leipzig, Berlin und Zürich die Fächer Kunst- und Literaturgeschichte, Psychologie, Germanistik, klassische Philologie und Nationalökonomie. In einer 1904 abgeschlossenen Dissertation „Zur Geschichte des Individuationsproblems: Nikolaus von Cues und Jakob Böhme“ legte er seine intensive Beschäftigung mit der Mystik der Renaissance und Reformation nieder.
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Noch während seines Studiums erfolgte Bubers lebenslanges Engagement für die von Theodor Herzl (1860-1904) begründete Bewegung des modernen Zionismus. Allerdings bewertete er den Zionismus im Gegensatz zu Herzl primär als Kulturbewegung zur geistigen Erneuerung des Judentums und nicht als politische, auf Palästina ausgerichtete Territorialidee.
 
Noch während seines Studiums erfolgte Bubers lebenslanges Engagement für die von Theodor Herzl (1860-1904) begründete Bewegung des modernen Zionismus. Allerdings bewertete er den Zionismus im Gegensatz zu Herzl primär als Kulturbewegung zur geistigen Erneuerung des Judentums und nicht als politische, auf Palästina ausgerichtete Territorialidee.
1899 heiratete er die aus Bayern stammende Germanistikstudentin Paula Winkler (1877-1958), die unter dem Pseudonym Georg Munk literarisches Ansehen erlangte.
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Im Frühjahr 1899 begegnete er der aus Bayern stammenden Germanistikstudentin Paula Winkler (1877-1958), die unter dem Pseudonym Georg Munk (seit 1912) literarisches Ansehen erlangte. Nachdem Paula Winkler Anfang 1907 rituell zum Judentum konvertiert war, heirateten beide noch im gleichen Jahr. 
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Aufgrund konträrer Auffassungen über die inhaltliche Ausgestaltung der zionistischen Idee trennte sich Buber 1903 von seinem Mentor Herzl und unterbrach zeitweise jegliche Aktivitäten für den Zionismus, blieb allerdings dessen kulturellen Aussagen weiterhin verbunden.
 
Aufgrund konträrer Auffassungen über die inhaltliche Ausgestaltung der zionistischen Idee trennte sich Buber 1903 von seinem Mentor Herzl und unterbrach zeitweise jegliche Aktivitäten für den Zionismus, blieb allerdings dessen kulturellen Aussagen weiterhin verbunden.
In der Folgezeit widmete sich Buber eingehend der jüdischen Überlieferung, vor allem dem Chassidismus und der Mystik: „Die Geschichten des Rabbi Nachmann“ (1906), „Die Legende des Baalschem“ (1908), „Drei Reden über das Judentum“ (1911). Schließlich übernahm er ein Lektorat beim Frankfurter Verlag „Rütten und Loening“ und edierte dort seit 1906 die insgesamt vierzigbändige sozialpsychologische Monographienreihe „Die Gesellschaft“.
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In der Folgezeit widmete sich Buber eingehend der jüdischen Überlieferung, vor allem dem Chassidismus und der Mystik: „Die Geschichten des Rabbi Nachman“ (1906), „Die Legende des Baalschem“ (1908), „Drei Reden über das Judentum“ (1911). Schließlich übernahm er ein Lektorat beim Frankfurter Verlag „Rütten und Loening“ und edierte dort seit 1906 die insgesamt vierzigbändige sozialpsychologische Monographienreihe „Die Gesellschaft“.
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Neben der Lebensgefährtin Paula Buber gehörte auch der libertäre Kulturphilosoph und Schriftsteller Gustav Landauer (1870-1919) zu seinen engsten Vertrauten. Mit Landauer verband ihn eine seit der Jahrhundertwende währende langjährige Freundschaft. Beide verkehrten damals in der zivilisationskritischen, am Landleben interessierten Berliner „Neuen Gemeinschaft“. Vor allem Bubers Sozialphilosophie, seine Dialogik und sein Gemeinschaftsdenken verdanken dem gedanklichen Einfluss Landauers viel.
 
Neben der Lebensgefährtin Paula Buber gehörte auch der libertäre Kulturphilosoph und Schriftsteller Gustav Landauer (1870-1919) zu seinen engsten Vertrauten. Mit Landauer verband ihn eine seit der Jahrhundertwende währende langjährige Freundschaft. Beide verkehrten damals in der zivilisationskritischen, am Landleben interessierten Berliner „Neuen Gemeinschaft“. Vor allem Bubers Sozialphilosophie, seine Dialogik und sein Gemeinschaftsdenken verdanken dem gedanklichen Einfluss Landauers viel.
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Trotz weitgehender öffentlicher Zurückgezogenheit und intensiven wissenschaftlichen Forschungen gehörte Martin Buber zu den ersten Mitstreitern des von Gustav Landauer 1908 gegründeten „Sozialistischen Bundes“ (SB). Diese libertäre Vereinigung zielte auf ein exemplarisches „Beginnen“ in Richtung einer freiheitlichen Gesellschaft. Ihre autonomen Ortsgruppen in Deutschland und der Schweiz organisierten sich nach den Grundsätzen freier Vereinbarung, genossenschaftlich und föderativ, ohne Zentralinstanz. Im Anschluss an die „Neue Gemeinschaft“ und den „Sozialistischen Bund“, an dessen Zusammenkünften Buber in Berlin bis 1911 teilnahm, stellte der „Forte-Kreis“ unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg das dritte Gemeinschaftsprojekt beider dar. Er sollte als eine transnationale Vereinigung die Menschheit Europas gegen den bevorstehenden Krieg wachrütteln. Allerdings verhinderte nationalistische Engstirnigkeit jegliche Wirksamkeit dieses Personenkreises, der sich unmittelbar nach Kriegsbeginn bereits wieder auflöste. Auch Buber entzog sich diesem Kriegstaumel anfänglich nicht. Jedoch rang er sich schließlich nach einer heftigen Kontroverse mit seinem Freund Gustav Landauer zu einer eindeutigen Antikriegshaltung durch.
 
Trotz weitgehender öffentlicher Zurückgezogenheit und intensiven wissenschaftlichen Forschungen gehörte Martin Buber zu den ersten Mitstreitern des von Gustav Landauer 1908 gegründeten „Sozialistischen Bundes“ (SB). Diese libertäre Vereinigung zielte auf ein exemplarisches „Beginnen“ in Richtung einer freiheitlichen Gesellschaft. Ihre autonomen Ortsgruppen in Deutschland und der Schweiz organisierten sich nach den Grundsätzen freier Vereinbarung, genossenschaftlich und föderativ, ohne Zentralinstanz. Im Anschluss an die „Neue Gemeinschaft“ und den „Sozialistischen Bund“, an dessen Zusammenkünften Buber in Berlin bis 1911 teilnahm, stellte der „Forte-Kreis“ unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg das dritte Gemeinschaftsprojekt beider dar. Er sollte als eine transnationale Vereinigung die Menschheit Europas gegen den bevorstehenden Krieg wachrütteln. Allerdings verhinderte nationalistische Engstirnigkeit jegliche Wirksamkeit dieses Personenkreises, der sich unmittelbar nach Kriegsbeginn bereits wieder auflöste. Auch Buber entzog sich diesem Kriegstaumel anfänglich nicht. Jedoch rang er sich schließlich nach einer heftigen Kontroverse mit seinem Freund Gustav Landauer zu einer eindeutigen Antikriegshaltung durch.
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1916 zog die vierköpfige Familie Buber von Berlin ins südhessische Heppenheim an der Bergstraße, wo sie bis zu ihrer erzwungenen Emigration aus NS-Deutschland 1938 lebte. Im gleichen Jahr gründete Buber die Monatsschrift „Der Jude“. Mit diesem von ihm acht Jahre lang herausgegebenen Periodikum zielte er auf eine Überwindung der bestehenden Gegensätze innerhalb des Judentums - West- und Ostjudentum, Assimilation, Zionismus - und warb zugleich für dessen Regeneration.
 
1916 zog die vierköpfige Familie Buber von Berlin ins südhessische Heppenheim an der Bergstraße, wo sie bis zu ihrer erzwungenen Emigration aus NS-Deutschland 1938 lebte. Im gleichen Jahr gründete Buber die Monatsschrift „Der Jude“. Mit diesem von ihm acht Jahre lang herausgegebenen Periodikum zielte er auf eine Überwindung der bestehenden Gegensätze innerhalb des Judentums - West- und Ostjudentum, Assimilation, Zionismus - und warb zugleich für dessen Regeneration.
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Um zu einem lebendigen, gemeinschaftlichen Judentum zu gelangen, legte er den Schwerpunkt seines Engagements auf die Erziehung. Vor allem die Erwachsenenbildung im Rahmen einer Reformierung des gesamten Bildungs- und Erziehungswesens nahm einen Hauptanteil in Bubers Denken und öffentlichem Wirken nach dem Ersten Weltkrieg ein. Davon zeugen umfassende Bemühungen - zum Beispiel die Lehrtätigkeiten am Freien Jüdischen Lehrhaus, an der Universität Frankfurt am Main sowie an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
 
Um zu einem lebendigen, gemeinschaftlichen Judentum zu gelangen, legte er den Schwerpunkt seines Engagements auf die Erziehung. Vor allem die Erwachsenenbildung im Rahmen einer Reformierung des gesamten Bildungs- und Erziehungswesens nahm einen Hauptanteil in Bubers Denken und öffentlichem Wirken nach dem Ersten Weltkrieg ein. Davon zeugen umfassende Bemühungen - zum Beispiel die Lehrtätigkeiten am Freien Jüdischen Lehrhaus, an der Universität Frankfurt am Main sowie an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
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Die zwanziger Jahre gestalteten sich für ihn zu einem überaus produktiven Lebensabschnitt: zahlreiche Lehrverpflichtungen (auch in der Schweiz und den Niederlanden), Buchveröffentlichungen - „Der große Maggid und seine Nachfolge“ (1922), „Ich und Du“ (1923), „Die chassidischen Bücher“ (1928) -, Übersetzungstätigkeiten sowie die Begründung einer dem inter-konfessionellen Religionsgespräch verpflichteten Zeitschrift: „Die Kreatur“ (1926-1930). Darüber hinaus begann er 1925 zusammen mit dem Philosophen und jüdischen Theologen Franz Rosenzweig (1886-1929) mit der „Verdeutschung“ (Buber) der hebräischen Bibel. Damit sollte das deutsche Judentum wieder an den hebräischen Originaltext herangeführt werden, um es auf eine kulturelle Renaissance hin vorzubereiten. 1961, im Alter von dreiundachtzig Jahren, konnte Martin Buber die als „Buber-Rosenzweig-Bibel“ bekannte Neuübersetzung schließlich vollenden.
 
Die zwanziger Jahre gestalteten sich für ihn zu einem überaus produktiven Lebensabschnitt: zahlreiche Lehrverpflichtungen (auch in der Schweiz und den Niederlanden), Buchveröffentlichungen - „Der große Maggid und seine Nachfolge“ (1922), „Ich und Du“ (1923), „Die chassidischen Bücher“ (1928) -, Übersetzungstätigkeiten sowie die Begründung einer dem inter-konfessionellen Religionsgespräch verpflichteten Zeitschrift: „Die Kreatur“ (1926-1930). Darüber hinaus begann er 1925 zusammen mit dem Philosophen und jüdischen Theologen Franz Rosenzweig (1886-1929) mit der „Verdeutschung“ (Buber) der hebräischen Bibel. Damit sollte das deutsche Judentum wieder an den hebräischen Originaltext herangeführt werden, um es auf eine kulturelle Renaissance hin vorzubereiten. 1961, im Alter von dreiundachtzig Jahren, konnte Martin Buber die als „Buber-Rosenzweig-Bibel“ bekannte Neuübersetzung schließlich vollenden.
 
Infolge der NS-Machtübernahme 1933 verlor Buber seine Honorarprofessur an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Zugleich hielt er bis zur Emigration unbeirrt an seinen Bemühungen um eine geistige Erneuerung des Judentums fest: So stand er ab Herbst 1933 in Frankfurt am Main dem „Freien Jüdischen Lehrhaus“ vor und initiierte darüber hinaus die bis 1938 geleitete „Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung“ bei der Reichsvertretung der deutschen Juden, dem damaligen Dachverband des deutschen Judentums.
 
Infolge der NS-Machtübernahme 1933 verlor Buber seine Honorarprofessur an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Zugleich hielt er bis zur Emigration unbeirrt an seinen Bemühungen um eine geistige Erneuerung des Judentums fest: So stand er ab Herbst 1933 in Frankfurt am Main dem „Freien Jüdischen Lehrhaus“ vor und initiierte darüber hinaus die bis 1938 geleitete „Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung“ bei der Reichsvertretung der deutschen Juden, dem damaligen Dachverband des deutschen Judentums.
Die Emigration nach Palästina 1938 ging einher mit einer dauerhaften Trennung vom deutschen Kulturraum. An der Hebräischen Universität in Jerusalem konzentrierte sich Buber sogleich auf seine akademische Lehrtätigkeit als Ordinarius für Sozialphilosophie und allgemeine Soziologie. Neben seinen dortigen wissenschaftlich-publizistischen und pädagogischen Aktivitäten - u.a. Gründung des „Seminars für Erwachsenenbildner“ (1949) - widmete er dem jüdisch-arabischen Konflikt im Nahen Osten wachsende Aufmerksamkeit. Wiederholt stellte Buber seine kulturzionistisch-humanistischen Ansichten einer friedlichen Koexistenz beider Bevölkerungen heraus. Sein Engagement einer gesamtpalästinensischen Perspektive bezog stets auch die arabische Bevölkerung mit ein. Soziale Regeneration, Ausbau des Kibbuzwesens und Neuzusammensetzung der jüdischen Gemeinschaft ließen sich für ihn ohne einen Modus Vivendi mit den palästinensischen AraberInnen nicht verwirklichen. Im 1925 gegründeten, von Gustav Landauer gedanklich beeinflussten „Brit Schalom“ („Friedensbund“), dem es um ein friedliches Miteinander von PalästinenserInnen und Juden/Jüdinnen ging, plädierte Martin Buber für ein binationales, die Gleichwertigkeit nationaler und bürgerlicher Rechte betonendes Gemeinwesen auf föderativer, mit Minderheitenstatus versehener Grundlage in Palästina. Für dieses Ziel engagierte er sich Ende der dreißiger Jahre auch in der Liga für jüdisch-arabische Verständigung sowie im „Ichud“ („Vereinigung“) (1942). Infolge der historischen Ereignisse der dreißiger und vierziger Jahre in Europa, vor allem des Machtantritts der Nationalsozialisten, der zu Auschwitz und damit zur Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden führte, nahm Buber schließlich die Realität des am 14. Mai 1948 proklamierten Staates Israel hin. Anstelle eines binationalen Palästina favorisierte er seitdem die Idee einer Nahostföderation mit einem internationalisierten Jerusalem.
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Die Emigration nach Palästina 1938 ging einher mit einer dauerhaften Trennung vom deutschen Kulturraum. An der Hebräischen Universität in Jerusalem konzentrierte sich Buber sogleich auf seine akademische Lehrtätigkeit als Ordinarius für Sozialphilosophie und allgemeine Soziologie.  
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Neben seinen dortigen wissenschaftlich-publizistischen und pädagogischen Aktivitäten - u.a. Gründung des „Seminars für Erwachsenenbildner“ (1949) - widmete er dem jüdisch-arabischen Konflikt im Nahen Osten wachsende Aufmerksamkeit. Wiederholt stellte Buber seine kulturzionistisch-humanistischen Ansichten einer friedlichen Koexistenz beider Bevölkerungen heraus. Sein Engagement einer gesamtpalästinensischen Perspektive bezog stets auch die arabische Bevölkerung mit ein. Soziale Regeneration, Ausbau des Kibbuzwesens und Neuzusammensetzung der jüdischen Gemeinschaft ließen sich für ihn ohne einen Modus Vivendi mit den palästinensischen AraberInnen nicht verwirklichen. Im 1925 gegründeten, von Gustav Landauer gedanklich beeinflussten „Brit Schalom“ („Friedensbund“), dem es um ein friedliches Miteinander von PalästinenserInnen und Juden/Jüdinnen ging, plädierte Martin Buber für ein binationales, die Gleichwertigkeit nationaler und bürgerlicher Rechte betonendes Gemeinwesen auf föderativer, mit Minderheitenstatus versehener Grundlage in Palästina. Für dieses Ziel engagierte er sich Ende der dreißiger Jahre auch in der Liga für jüdisch-arabische Verständigung sowie im „Ichud“ („Vereinigung“) (1942). Infolge der historischen Ereignisse der dreißiger und vierziger Jahre in Europa, vor allem des Machtantritts der Nationalsozialisten, der zu Auschwitz und damit zur Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden führte, nahm Buber schließlich die Realität des am 14. Mai 1948 proklamierten Staates Israel hin. Anstelle eines binationalen Palästina favorisierte er seitdem die Idee einer Nahostföderation mit einem internationalisierten Jerusalem.
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Die Zeit nach seiner Emeritierung im Jahre 1951 nutzte Buber, um auf Kongressen, in Vorträgen und bei öffentlichen Ehrungen - Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main 1953 - für eine dauerhafte Entspannung nicht nur im Nahen Osten, sondern auch hinsichtlich des Ost-West-Konfliktes sowie des durch den Holocaust zutiefst gestörten Verhältnisses zwischen Juden und nichtjüdischen Deutschen zu werben.
 
Die Zeit nach seiner Emeritierung im Jahre 1951 nutzte Buber, um auf Kongressen, in Vorträgen und bei öffentlichen Ehrungen - Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main 1953 - für eine dauerhafte Entspannung nicht nur im Nahen Osten, sondern auch hinsichtlich des Ost-West-Konfliktes sowie des durch den Holocaust zutiefst gestörten Verhältnisses zwischen Juden und nichtjüdischen Deutschen zu werben.
  
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Martin Bubers Judentum, das er nie verleugnete und aus dem er großes Selbstbewusstsein schöpfte, entwickelte sich aufgrund prägender Lebenserfahrungen im Hause seiner Großeltern während des Nationalsozialismus sowie in Israel und hing darüber hinaus eng mit seiner philosophischen Entwicklung zusammen. Als politisch denkender Mensch, der sich bereits im Alter von knapp zwanzig Jahren dem Zionismus zuordnete, stand er konträr zum Assimilationsjudentum Westeuropas. Sein Kulturzionismus zielte auf eine Erneuerung des gesamten, von grundlegenden Widersprüchen gekennzeichneten, vielfältigen Judentums. Buber bemühte sich, die wachsende Distanz zwischen ost- und westeuropäischem Judentum durch einen kulturellen Renaissance-Zionismus (wieder) umzukehren und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Jüdinnen und Juden zu stärken. Erst eine selbstbewusste Judenheit könne ihrer eigentlichen Mission nachkommen und den Prozess einer Erneuerung der gesamten Menschheit vorantreiben.
 
Martin Bubers Judentum, das er nie verleugnete und aus dem er großes Selbstbewusstsein schöpfte, entwickelte sich aufgrund prägender Lebenserfahrungen im Hause seiner Großeltern während des Nationalsozialismus sowie in Israel und hing darüber hinaus eng mit seiner philosophischen Entwicklung zusammen. Als politisch denkender Mensch, der sich bereits im Alter von knapp zwanzig Jahren dem Zionismus zuordnete, stand er konträr zum Assimilationsjudentum Westeuropas. Sein Kulturzionismus zielte auf eine Erneuerung des gesamten, von grundlegenden Widersprüchen gekennzeichneten, vielfältigen Judentums. Buber bemühte sich, die wachsende Distanz zwischen ost- und westeuropäischem Judentum durch einen kulturellen Renaissance-Zionismus (wieder) umzukehren und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Jüdinnen und Juden zu stärken. Erst eine selbstbewusste Judenheit könne ihrer eigentlichen Mission nachkommen und den Prozess einer Erneuerung der gesamten Menschheit vorantreiben.
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Grundlegend für eine lebendiges Judentum sei allerdings die wiederholte Forderung an die Menschheit nach Einheit, die das Leben des einzelnen mit sich selbst und in der Gesamtheit zugleich beinhalte. Um aber eine Zukunft aufzuweisen und seiner menschheitlichen Mission gerecht zu werden, müsse das Judentum sich zuerst selbst erneuern. Den spürbaren Umschwung in Richtung einer tatsächlichen „Wiedergeburt“ des Judentums beschrieb Buber vor allem als einen Prozess der Bewusstseinsveränderung. Allein in Palästina, nicht in der Diaspora, auch wenn er tief in die deutsche Kultur verwurzelt blieb, sich um eine deutsch-jüdische Symbiose bemühte und seine Auswanderung nach Palästina lange Zeit hinausschob, vermochte er ein geistiges jüdisches Zentrum zu erkennen. Hierbei hob er die Kibbuzim als freiheitliche Orte neuer Gemeinschaftsfindung lobend hervor. Palästina als kultureller Mittelpunkt des Judentums bedurfte für Buber - vor der Shoa - nicht unbedingt eines jüdischen Staates. Zugleich bemühte er sich, den Zionismus von seinem europäisch geprägten nationalistischen Zubehör zu befreien. Für ihn erstreckte sich die Funktion des Nationalismus allein auf die Selbstbehauptung des Judentums, um, angesichts einer zweitausendjährigen judenfeindlichen Tradition, aus weitgehend isolierten Individuen eine soziale (und nationale) Einheit zu formen. Langfristig hingegen überschreite der Nationalismus seine Grenzen, verselbständige sich und führe letztendlich zum Untergang des gesamten Judentums. In deutlicher Distanz zum europäischen Nationalismus und seinem zentralistischen Staatsgefüge setzte Buber auf einen begrenzten, nichtstaatlichen Nationalismus. Dieser sollte das Selbstbewusstsein aller Jüdinnen und Juden fördern und verhindern, dass die Nation zum Selbstzweck degeneriert. Jedoch musste auch er schließlich eingestehen, dass sich der jüdische Nationalismus dem europäischen anglich.
 
Grundlegend für eine lebendiges Judentum sei allerdings die wiederholte Forderung an die Menschheit nach Einheit, die das Leben des einzelnen mit sich selbst und in der Gesamtheit zugleich beinhalte. Um aber eine Zukunft aufzuweisen und seiner menschheitlichen Mission gerecht zu werden, müsse das Judentum sich zuerst selbst erneuern. Den spürbaren Umschwung in Richtung einer tatsächlichen „Wiedergeburt“ des Judentums beschrieb Buber vor allem als einen Prozess der Bewusstseinsveränderung. Allein in Palästina, nicht in der Diaspora, auch wenn er tief in die deutsche Kultur verwurzelt blieb, sich um eine deutsch-jüdische Symbiose bemühte und seine Auswanderung nach Palästina lange Zeit hinausschob, vermochte er ein geistiges jüdisches Zentrum zu erkennen. Hierbei hob er die Kibbuzim als freiheitliche Orte neuer Gemeinschaftsfindung lobend hervor. Palästina als kultureller Mittelpunkt des Judentums bedurfte für Buber - vor der Shoa - nicht unbedingt eines jüdischen Staates. Zugleich bemühte er sich, den Zionismus von seinem europäisch geprägten nationalistischen Zubehör zu befreien. Für ihn erstreckte sich die Funktion des Nationalismus allein auf die Selbstbehauptung des Judentums, um, angesichts einer zweitausendjährigen judenfeindlichen Tradition, aus weitgehend isolierten Individuen eine soziale (und nationale) Einheit zu formen. Langfristig hingegen überschreite der Nationalismus seine Grenzen, verselbständige sich und führe letztendlich zum Untergang des gesamten Judentums. In deutlicher Distanz zum europäischen Nationalismus und seinem zentralistischen Staatsgefüge setzte Buber auf einen begrenzten, nichtstaatlichen Nationalismus. Dieser sollte das Selbstbewusstsein aller Jüdinnen und Juden fördern und verhindern, dass die Nation zum Selbstzweck degeneriert. Jedoch musste auch er schließlich eingestehen, dass sich der jüdische Nationalismus dem europäischen anglich.
  
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== Sozialphilosophie ==
 
== Sozialphilosophie ==
  
Martin Bubers Sozialphilosophie richtete sich stets auf einen freiheitlichen Sozialismus aus. Begriffe wie „Gemeinschaft“ oder „Utopie“ blieben hierin zentral. Unter wesentlichem Einfluss Gustav Landauers fand er seit der Jahrhundertwende eine Möglichkeit, seinen Kulturzionismus mit einer libertären Gesellschaftskonzeption zu verbinden. Sein Gemeinschaftsbegriff umfasste ein Verständnis von Soziabilität, die, ohne äußeren Zwang, sich allein der Freiheit und Freiwilligkeit verbunden fühlte. Nur so sei die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit menschlichen Seins adäquat abzubilden. Die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit inmitten einer lebendigen Gemeinschaft - dies spiegelte Bubers Vision einer „Neuen Gemeinschaft“ wider. Vor allem betonte er das individuelle Engagement: nämlich „hier und heute“ mit der persönlichen Erneuerung zu beginnen. Im Zentrum seiner sozialphilosophischen Betrachtungen standen also stets sowohl der Einzelmensch als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Schließlich rückte die dialogische Gemeinschaftsgestaltung sogar gegenüber der individuellen Selbstfindung in den Vordergrund: „Der wahre Ort der Verwirklichung ist die Gemeinschaft...“ (Martin Buber, Der Heilige Weg. Ein Wort an die Juden und an die Völker. Dem Freunde Gustav Landauer aufs Grab [1919]. In: Ders., Der Jude und sein Judentum, S. 90). Verwirklichung und Zwischenmenschlichkeit beinhalteten dementsprechend Kreativität, gestalterische Einheit von weltlicher und geistiger Ordnung, Herzensgüte, frei vereinbartes Miteinander, gegenseitige Hilfe und Humanitarismus. Hierin lag für den Föderalisten und kommunitären Sozialisten Buber zugleich auch der Schlüssel zur menschheitlichen Selbst- und Gemeinschaftsfindung.
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Martin Bubers Sozialphilosophie richtete sich stets auf einen freiheitlichen Sozialismus aus. Begriffe wie „Gemeinschaft“ oder „Utopie“ blieben hierin zentral. Unter wesentlichem Einfluss Gustav Landauers fand er seit der Jahrhundertwende eine Möglichkeit, seinen Kulturzionismus mit einer libertären Gesellschaftskonzeption zu verbinden. Sein Gemeinschaftsbegriff umfasste ein Verständnis von Soziabilität, die, ohne äußeren Zwang, sich allein der Freiheit und Freiwilligkeit verbunden fühlte. Nur so sei die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit menschlichen Seins adäquat abzubilden. Die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit inmitten einer lebendigen Gemeinschaft - dies spiegelte Bubers Vision einer „Neuen Gemeinschaft“ wider.  
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Vor allem betonte er das individuelle Engagement: nämlich „hier und heute“ mit der persönlichen Erneuerung zu beginnen. Im Zentrum seiner sozialphilosophischen Betrachtungen standen also stets sowohl der Einzelmensch als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Schließlich rückte die dialogische Gemeinschaftsgestaltung sogar gegenüber der individuellen Selbstfindung in den Vordergrund: „Der wahre Ort der Verwirklichung ist die Gemeinschaft...“ (Martin Buber, Der Heilige Weg. Ein Wort an die Juden und an die Völker. Dem Freunde Gustav Landauer aufs Grab [1919]. In: Ders., Der Jude und sein Judentum, S. 90). Verwirklichung und Zwischenmenschlichkeit beinhalteten dementsprechend Kreativität, gestalterische Einheit von weltlicher und geistiger Ordnung, Herzensgüte, frei vereinbartes Miteinander, gegenseitige Hilfe und Humanitarismus. Hierin lag für den Föderalisten und kommunitären Sozialisten Buber zugleich auch der Schlüssel zur menschheitlichen Selbst- und Gemeinschaftsfindung.
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Da sich seine Hoffnungen auf eine gemeinschaftliche Sozialutopie primär mit den Bemühungen um eine Renaissance des Judentums begründeten, lobte er die genossenschaftlichen Siedlungen der Jüdinnen und Juden in Palästina als „Neuland sozialer Gestaltung“ (Ebd. S. 116) und bezeichnete sie als „konstruktives Element“ innerhalb der „beginnenden Menschheitsrevolution“. (Ebd. S. 117) Unter einer Erneuerung des Judentums und der gesamten Menschheit verstand er demnach, ausgehend von Gustav Landauer, eine Orientierung an bereits Erworbenem und die Freilegung von verschütteten, aber noch bestehenden Sozialnormen sowie eine grundlegende Restrukturierung sämtlicher Lebensbereiche.
 
Da sich seine Hoffnungen auf eine gemeinschaftliche Sozialutopie primär mit den Bemühungen um eine Renaissance des Judentums begründeten, lobte er die genossenschaftlichen Siedlungen der Jüdinnen und Juden in Palästina als „Neuland sozialer Gestaltung“ (Ebd. S. 116) und bezeichnete sie als „konstruktives Element“ innerhalb der „beginnenden Menschheitsrevolution“. (Ebd. S. 117) Unter einer Erneuerung des Judentums und der gesamten Menschheit verstand er demnach, ausgehend von Gustav Landauer, eine Orientierung an bereits Erworbenem und die Freilegung von verschütteten, aber noch bestehenden Sozialnormen sowie eine grundlegende Restrukturierung sämtlicher Lebensbereiche.
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Sobald Menschen beginnen, ihre sozialen Beziehungen umzuwandeln, werden sich, so Buber, auch die Herrschaftsmethoden verändern. Somit konnte der Gesellschaftsaufbau in Palästina, wollte die dort lebende Judenheit tatsächlich der Erneuerung der Menschheit voranschreiten, nur ein freiheitlich-sozialistischer, kommunitärer und föderativer zugleich sein. Als Libertärer forderte er einen gesellschaftlichen Neuaufbau, der auf der Vergesellschaftung des Bodens, der Selbstarbeit und der Selbstbestimmung über die jeweiligen Normen des Kibbuzlebens beruhen sollte. Öffentliches Engagement jedes einzelnen, wirtschaftliche Genossenschaften, Dezentralisation, Gemeindeautonomie und lebendige Basisdemokratie umfassten die wesentlichen Zielsetzungen von Bubers „Verwirklichungszionismus“. Seine Sozialutopie zielte darauf ab, dass sich die Menschen in Kommunen auf der Grundlage gegenseitigen Beistandes assoziieren; dass sie das soziale Leben, Konsum und Produktion, ohne institutionelle Bevormundung hierarchischer und zentralistischer Institutionen gestalten lernen und auf diese Weise menschliche Entfremdung dauerhaft überwinden. Bubers Staatskritik implizierte in enger Anlehnung an Landauer die Überwindung aller zentralistischen, den Freiheits-, Selbstbestimmungs- und Gerechtigkeitsidealen diametral entgegenstehenden Organisationen - auch unter sozialistischem Vorzeichen.
 
Sobald Menschen beginnen, ihre sozialen Beziehungen umzuwandeln, werden sich, so Buber, auch die Herrschaftsmethoden verändern. Somit konnte der Gesellschaftsaufbau in Palästina, wollte die dort lebende Judenheit tatsächlich der Erneuerung der Menschheit voranschreiten, nur ein freiheitlich-sozialistischer, kommunitärer und föderativer zugleich sein. Als Libertärer forderte er einen gesellschaftlichen Neuaufbau, der auf der Vergesellschaftung des Bodens, der Selbstarbeit und der Selbstbestimmung über die jeweiligen Normen des Kibbuzlebens beruhen sollte. Öffentliches Engagement jedes einzelnen, wirtschaftliche Genossenschaften, Dezentralisation, Gemeindeautonomie und lebendige Basisdemokratie umfassten die wesentlichen Zielsetzungen von Bubers „Verwirklichungszionismus“. Seine Sozialutopie zielte darauf ab, dass sich die Menschen in Kommunen auf der Grundlage gegenseitigen Beistandes assoziieren; dass sie das soziale Leben, Konsum und Produktion, ohne institutionelle Bevormundung hierarchischer und zentralistischer Institutionen gestalten lernen und auf diese Weise menschliche Entfremdung dauerhaft überwinden. Bubers Staatskritik implizierte in enger Anlehnung an Landauer die Überwindung aller zentralistischen, den Freiheits-, Selbstbestimmungs- und Gerechtigkeitsidealen diametral entgegenstehenden Organisationen - auch unter sozialistischem Vorzeichen.
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Die (Wieder-)Herstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und die „Wiedergeburt“ der Gemeinden stellten die beiden untrennbaren Eckpfeiler in Bubers humanistischer Sozialphilosophie dar. Das Gemeinschaftsleben der Menschen in Autonomie und Selbstbestimmung könne nur jenseits des Staates und gegen ihm stattfinden. Voraussetzung hierfür sei aber, dass die an einem Zusammenschluss restrukturierter Gemeinden Teilnehmenden mit Nachdruck für lebendige, direkte und unmittelbare Gemeinwesen eintreten. Die eigentliche Hoffnung aller Geschichte manifestierte sich für Buber letztendlich in einer auf Gegenseitigkeit und freier Vereinbarung begründeten libertären und kommunitären Menschengemeinschaft.
 
Die (Wieder-)Herstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und die „Wiedergeburt“ der Gemeinden stellten die beiden untrennbaren Eckpfeiler in Bubers humanistischer Sozialphilosophie dar. Das Gemeinschaftsleben der Menschen in Autonomie und Selbstbestimmung könne nur jenseits des Staates und gegen ihm stattfinden. Voraussetzung hierfür sei aber, dass die an einem Zusammenschluss restrukturierter Gemeinden Teilnehmenden mit Nachdruck für lebendige, direkte und unmittelbare Gemeinwesen eintreten. Die eigentliche Hoffnung aller Geschichte manifestierte sich für Buber letztendlich in einer auf Gegenseitigkeit und freier Vereinbarung begründeten libertären und kommunitären Menschengemeinschaft.
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Deutlich wird hier Martin Bubers Abgrenzung zum Marxismus und seine tiefe Verbundenheit mit dem libertären Sozialismus Gustav Landauers. In seinem - neben „Ich und Du“ - zweiten Hauptwerk „Pfade in Utopia“ (hebr. 1947, dt. 1950) bemühte er sich um eine philosophische Annäherung an den Anarchismus. Diesen Begriff für seine Sozialphilosophie anzuwenden, lehnte er allerdings ab, weil der Anarchismus die Aufhebung sämtlicher Herrschafts- und Machtverhältnisse anstrebt. Hieran aber wollte er aufgrund persönlicher Erfahrungen mit totalitären Ideologien und Bewegungen im 20. Jahrhundert nicht so recht glauben. Gleichwohl erstrebte auch Buber eine weitgehende Machtreduzierung. Einzig eine restrukturierte Gesellschaft könne das Erbe des (Zentral-) Staates antreten.
 
Deutlich wird hier Martin Bubers Abgrenzung zum Marxismus und seine tiefe Verbundenheit mit dem libertären Sozialismus Gustav Landauers. In seinem - neben „Ich und Du“ - zweiten Hauptwerk „Pfade in Utopia“ (hebr. 1947, dt. 1950) bemühte er sich um eine philosophische Annäherung an den Anarchismus. Diesen Begriff für seine Sozialphilosophie anzuwenden, lehnte er allerdings ab, weil der Anarchismus die Aufhebung sämtlicher Herrschafts- und Machtverhältnisse anstrebt. Hieran aber wollte er aufgrund persönlicher Erfahrungen mit totalitären Ideologien und Bewegungen im 20. Jahrhundert nicht so recht glauben. Gleichwohl erstrebte auch Buber eine weitgehende Machtreduzierung. Einzig eine restrukturierte Gesellschaft könne das Erbe des (Zentral-) Staates antreten.
  
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Martin Bubers Dialogik, gewissermaßen das Kernstück seiner Sozialphilosophie, lässt sich ebenfalls als eine Fortschreibung von Gustav Landauers Konzeption eines „Sozialistischen Beginnens“ des „werdenden Menschen“ von der „Absonderung zur Gemeinschaft“ würdigen. Neben der jüdischen und christlichen Mystik maß er vor allem der hebräischen Bibel sowie dem Fundus der Sprachphilosophie (S. Kierkegaard, L. Feuerbach u. a.) als Quelle seiner Dialogik eine zentrale Bedeutung zu. Richtungsweisend für seine Dialogik, dessen erste Ansätze sich bereits in dem 1913 erschienenen Werk „Daniel. Gespräche von der Verwirklichung“ wiederfinden, blieb das „Zwischenmenschliche“, die vor allem durch Sprache vermittelte zwischenmenschliche Interaktion. Sein Interesse galt hierbei sowohl dem „Ich“ als auch dem „Ich“ in Beziehung zu anderen Personen. Die Welt der Beziehung offenbare sich als Gegenseitigkeit, Dialog und Begegnung. Allein Begegnung und Beziehung, also Gegenseitigkeit und freie Vereinbarung, erzeugen Gegenwart, die das gegenwärtige „Du“ voraussetzt. Nachdrücklich wies Buber daraufhin, dass die von Gegenseitigkeit, Gleichheit und Verantwortlichkeit geprägte Verbindung zwischen „Ich“ und „Du“ von den zunehmend instrumentellen Lebensbedingungen unserer Zivilisation vereinnahmt wird. Dagegen setzte er lebendige, soziale, auf Gemeinschaftlichkeit angelegte Beziehungen. Erst diese ermöglichen ein freies und wechselseitiges Verhältnis zwischen „Ich“ und „Du“ - worunter er auch die Interaktion zwischen dem menschlichen „Ich“ und dem göttlichen „Du“ verstand.
 
Martin Bubers Dialogik, gewissermaßen das Kernstück seiner Sozialphilosophie, lässt sich ebenfalls als eine Fortschreibung von Gustav Landauers Konzeption eines „Sozialistischen Beginnens“ des „werdenden Menschen“ von der „Absonderung zur Gemeinschaft“ würdigen. Neben der jüdischen und christlichen Mystik maß er vor allem der hebräischen Bibel sowie dem Fundus der Sprachphilosophie (S. Kierkegaard, L. Feuerbach u. a.) als Quelle seiner Dialogik eine zentrale Bedeutung zu. Richtungsweisend für seine Dialogik, dessen erste Ansätze sich bereits in dem 1913 erschienenen Werk „Daniel. Gespräche von der Verwirklichung“ wiederfinden, blieb das „Zwischenmenschliche“, die vor allem durch Sprache vermittelte zwischenmenschliche Interaktion. Sein Interesse galt hierbei sowohl dem „Ich“ als auch dem „Ich“ in Beziehung zu anderen Personen. Die Welt der Beziehung offenbare sich als Gegenseitigkeit, Dialog und Begegnung. Allein Begegnung und Beziehung, also Gegenseitigkeit und freie Vereinbarung, erzeugen Gegenwart, die das gegenwärtige „Du“ voraussetzt. Nachdrücklich wies Buber daraufhin, dass die von Gegenseitigkeit, Gleichheit und Verantwortlichkeit geprägte Verbindung zwischen „Ich“ und „Du“ von den zunehmend instrumentellen Lebensbedingungen unserer Zivilisation vereinnahmt wird. Dagegen setzte er lebendige, soziale, auf Gemeinschaftlichkeit angelegte Beziehungen. Erst diese ermöglichen ein freies und wechselseitiges Verhältnis zwischen „Ich“ und „Du“ - worunter er auch die Interaktion zwischen dem menschlichen „Ich“ und dem göttlichen „Du“ verstand.
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Somit dechiffriert sich Bubers Dialogik auf der Grundlage der schrecklichen Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Stalinismus als ein Plädoyer zur umfassenden Erneuerung der kommunikativen Unmittelbarkeit zwischen den Menschen, um so zu einer restrukturierten, freiheitlichen Gesellschaft zu gelangen. Martin Bubers Menschenbild, das im Individuum sowohl Distanz als auch Beziehung vorfindet, nimmt den „Anderen“ als Gegenüber an. Sein Beharren auf einer Utopie dialogischer Beziehung verdeutlichte er nochmals grundlegend in dem unmittelbar vor seinem Tod vorbereiteten, postum erschienenen Buch „Nachlese“: „Sodann aber verlangt es einen Mal um Mal, seinem Mitmenschen zu danken, selbst wenn er nichts Besonderes für einen getan hat. Wofür denn? Dafür, dass er mir, wenn er mir begegnete, wirklich begegnet ist; dass er die Augen auftat und mich mit keinem anderen verwechselte; dass er die Ohren auftat und zuverlässig vernahm, was ich ihm zu sagen hatte; ja, dass er das auftat, was ich recht eigentlich anredete, das wohlverschlossene Herz.“ (S. 254)
 
Somit dechiffriert sich Bubers Dialogik auf der Grundlage der schrecklichen Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Stalinismus als ein Plädoyer zur umfassenden Erneuerung der kommunikativen Unmittelbarkeit zwischen den Menschen, um so zu einer restrukturierten, freiheitlichen Gesellschaft zu gelangen. Martin Bubers Menschenbild, das im Individuum sowohl Distanz als auch Beziehung vorfindet, nimmt den „Anderen“ als Gegenüber an. Sein Beharren auf einer Utopie dialogischer Beziehung verdeutlichte er nochmals grundlegend in dem unmittelbar vor seinem Tod vorbereiteten, postum erschienenen Buch „Nachlese“: „Sodann aber verlangt es einen Mal um Mal, seinem Mitmenschen zu danken, selbst wenn er nichts Besonderes für einen getan hat. Wofür denn? Dafür, dass er mir, wenn er mir begegnete, wirklich begegnet ist; dass er die Augen auftat und mich mit keinem anderen verwechselte; dass er die Ohren auftat und zuverlässig vernahm, was ich ihm zu sagen hatte; ja, dass er das auftat, was ich recht eigentlich anredete, das wohlverschlossene Herz.“ (S. 254)
  
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Martin Bubers Werk in seiner Gesamtheit zu erfassen, erweist sich als eine Herausforderung. Zusammen hängt dies vor allem damit, dass er mit Absicht kein umfassendes philosophisches Gedankengebäude errichtet hat: „Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder nur zu wenig gesehen worden ist... - ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“ (Aus einer philosophischen Rechenschaft (1961) In: Ders., Werke. Erster Band: Schriften zur Philosophie. München/Heidelberg 1962, S. 1114)
 
Martin Bubers Werk in seiner Gesamtheit zu erfassen, erweist sich als eine Herausforderung. Zusammen hängt dies vor allem damit, dass er mit Absicht kein umfassendes philosophisches Gedankengebäude errichtet hat: „Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder nur zu wenig gesehen worden ist... - ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“ (Aus einer philosophischen Rechenschaft (1961) In: Ders., Werke. Erster Band: Schriften zur Philosophie. München/Heidelberg 1962, S. 1114)
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Dennoch hat sich sein Denken keineswegs ohne vorhergehende präzise Fragestellungen entwickelt. Das beachtliche Spektrum seiner vielfältigen Unternehmungen - „Verdeutschung“ der Bibel, Bibelexegese, die intensive Beschäftigung mit Geschichte und Gegenwart des Judentums (Chassidismus, Assimilation, Zionismus), Betrachtungen über Philosophie und Pädagogik sowie als Romancier („Gog und Magog“, dt. 1949) - belegt vielmehr die Sorgfältigkeit seiner Themenauswahl. Die Diskrepanz zwischen Bubers Wirken und dessen öffentlicher Wirkung liegt wohl primär darin, dass er seine philosophischen Überlegungen stets in einen engen Zusammenhang mit seinem öffentlichen libertären Engagement stellte. Beide Bereiche würdigte er als gleichwertige dialogische Wesensmomente.
 
Dennoch hat sich sein Denken keineswegs ohne vorhergehende präzise Fragestellungen entwickelt. Das beachtliche Spektrum seiner vielfältigen Unternehmungen - „Verdeutschung“ der Bibel, Bibelexegese, die intensive Beschäftigung mit Geschichte und Gegenwart des Judentums (Chassidismus, Assimilation, Zionismus), Betrachtungen über Philosophie und Pädagogik sowie als Romancier („Gog und Magog“, dt. 1949) - belegt vielmehr die Sorgfältigkeit seiner Themenauswahl. Die Diskrepanz zwischen Bubers Wirken und dessen öffentlicher Wirkung liegt wohl primär darin, dass er seine philosophischen Überlegungen stets in einen engen Zusammenhang mit seinem öffentlichen libertären Engagement stellte. Beide Bereiche würdigte er als gleichwertige dialogische Wesensmomente.
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Hinzu kommt, dass ohne vorherige Rezeption der von Buber benutzten anarchistischen Literatur - P.-J. Proudhon, P. Kropotkin und G. Landauer - ein umfassendes Verständnis seiner Sozialphilosophie nicht möglich ist. Dies gilt vor allem für Gustav Landauers kommunitären Anarchismus. Dessen „Aufruf zum Sozialismus“ (1911) hat Martin Buber im Kulturzionismus und religiösen Sozialismus sowie in seiner Dialogphilosophie und Pädagogik weitergetragen. Wie weit sein Einfluss reichte, beweist die Tatsache, dass er beispielsweise auch Martin Luther King und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung inspirierte. Hierzulande ist es inzwischen gelungen, die sozialphilosophischen und kulturkritischen Gehalte des Libertären Buber aufzunehmen und zumindest ansatzweise im Rahmen einer Wiederaneignung anarchistischer Theorie- und Praxisansätze neu zu beleben.
 
Hinzu kommt, dass ohne vorherige Rezeption der von Buber benutzten anarchistischen Literatur - P.-J. Proudhon, P. Kropotkin und G. Landauer - ein umfassendes Verständnis seiner Sozialphilosophie nicht möglich ist. Dies gilt vor allem für Gustav Landauers kommunitären Anarchismus. Dessen „Aufruf zum Sozialismus“ (1911) hat Martin Buber im Kulturzionismus und religiösen Sozialismus sowie in seiner Dialogphilosophie und Pädagogik weitergetragen. Wie weit sein Einfluss reichte, beweist die Tatsache, dass er beispielsweise auch Martin Luther King und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung inspirierte. Hierzulande ist es inzwischen gelungen, die sozialphilosophischen und kulturkritischen Gehalte des Libertären Buber aufzunehmen und zumindest ansatzweise im Rahmen einer Wiederaneignung anarchistischer Theorie- und Praxisansätze neu zu beleben.
  
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* Siegbert Wolf: Martin Buber zur Einführung, Hamburg 1992 (= Zur Einführung, Bd. 73)
 
* Siegbert Wolf: Martin Buber zur Einführung, Hamburg 1992 (= Zur Einführung, Bd. 73)
 
* Gilya Gerda Schmidt, Martin Buber’s Formative Years. From German Culture to Jewish Renewal, 1897-1909. Tuscaloosa/London 1995
 
* Gilya Gerda Schmidt, Martin Buber’s Formative Years. From German Culture to Jewish Renewal, 1897-1909. Tuscaloosa/London 1995
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* Siegbert Wolf, Martin Buber. In: Archiv Bibliographia Judaica (Hrsg.), Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 4. München, New Providence, London, Paris 1996, S. 251-301.
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* Siegbert Wolf, Paula Buber. In: Ebd. S. 302f.
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* Siegbert Wolf, Salomon Buber. In: Ebd. S. 304-309. [Großvater Martin Bubers] 
 
* Maurice Friedman, Begegnung auf dem schmalen Grat. Martin Buber - ein Leben. Münster 1999
 
* Maurice Friedman, Begegnung auf dem schmalen Grat. Martin Buber - ein Leben. Münster 1999
 
* Yigal Wagner, Martin Bubers Kampf um Israel. Sein zionistisches und politisches Denken. Potsdam 1999
 
* Yigal Wagner, Martin Bubers Kampf um Israel. Sein zionistisches und politisches Denken. Potsdam 1999
 
* Eleonore Lappin, Der Jude 1916-1928. Jüdische Moderne zwischen Universalismus und Partikularismus. Tübingen 2000
 
* Eleonore Lappin, Der Jude 1916-1928. Jüdische Moderne zwischen Universalismus und Partikularismus. Tübingen 2000
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* Siegbert Wolf, Il vero luogo è la comunità: Landauer e Buber. In: Amedeo Bertolo (Hrsg.), L'Anarchico e L'Ebreo. Storia di un incontro. Mailand 2001, S. 77ff.
 
* Paul Mendes-Flohr (Hrsg.), Martin Buber. A Contemporary Perspective. Syracuse/Jerusalem 2002.
 
* Paul Mendes-Flohr (Hrsg.), Martin Buber. A Contemporary Perspective. Syracuse/Jerusalem 2002.
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* Siegbert Wolf, "Zion wird mit Gerechtigkeit erlöst". Martin Bubers Konzeption der Binationalität zur Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes - und was davon geblieben ist. In: Dialog, Frieden, Menschlichkeit. Beiträge zum Denken Martin Bubers. Im Auftrag der Martin Buber-Gesellschaft herausgegeben von Wolfgang Krone, Thomas Reichert und Meike Siegfried. Berlin 2011, S. 25-51.
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* Siegbert Wolf, "...vom Gebot einer Gerechtigkeit getrieben und das Herz von ihm bewegt" - Martin Buber und Deutschland nach der Shoah. In: Thomas Reichert/Meike Siegfried/Johannes Waßmer (Hrsg.), Martin Buber neu gelesen. Lich/Hessen 2013, S. 213-247 [= Martin Buber-Studien 1].
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* Dominique Bourel, Martin Buber. Was es heißt, ein Mensch zu sein. Biografie. Gütersloh 2017.
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* Siegbert Wolf, Schuld und Versöhnung. Martin Buber und die Deutschen in den Nachkriegsjahren. In: Ursula Frost/Johannes Waßmer/Hans-Joachim Werner (Hrsg.), Dialog und Konflikt. Das dialogische Prinzip in Gesellschaft, Religion, Politik und Philosophie. Bodenburg/Nds. 2018, S. 313-348 [= Martin Buber-Studien 3].
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* Siegbert Wolf, "Hier ist das Leben schwer, aber irgendwie sinnreicher als in Europa jetzt" - Martin Bubers Alija 1938 und sein Wirken in Jerusalem bis zur Staatsgründung 1948. In: nurinst 2018. Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte. Schwerpunktthema: Flucht, Vertreibung, neue Heimat. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Jim G. Tobias u. Nicola Schlichting. Nürnberg 2018, S. 11-28.
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* Siegbert Wolf, Martin Buber e la politica. Prefazione. In: Francesco Ferrari, La comunità postsociale. Azione e pensiero politico di Martin Buber. Roma 2018, S. 7-10. 
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* Siegbert Wolf, "...der nach der Tat noch mehr als nach der Erkenntnis verlangt." Martin Buber - ein Anarchist? In: ZfBeg - Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext (Freiburg i. Br.), H. 1-2/2018: Martin Buber. Neue Interpretationen, S. 36-46.
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* Siegbert Wolf, "...zusammen in einer großen Menschheitssache" Martin Buber und Gustav Landauer - eine dialogische Begegnung. In: ZfBeg - Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext (Freiburg i. Br.), H. 2-3/2019: Kultur berührt Religion. Beispiele aus Judentum und Christentum, S. 226-239.
  
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'''Autor: [[Benutzer:Siegbert_W|Siegbert Wolf]]'''
  
'''Autor: Siegbert Wolf'''
 
  
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'''Quelle''': Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie. Hrsg. von Hans Jürgen Degen. Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993ff. (hier leicht überarbeitet).
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 14:27 Uhr

Lexikon der Anarchie: Personen


Martin Buber (1878-1965)

Martin Buber (geb. 8. Februar 1878 in Wien; gest. 13. Juni 1965 in Jerusalem). Der freiheitliche Religions- und Kulturphilosoph gehört mit seinen Bemühungen um einen "Hebräischen Humanismus" und seiner Vision einer nicht entfremdeten Welt, eine konsequente Fortschreibung von Gustav Landauers Werk, zu den bedeutendsten Denkern im 20. Jahrhundert.


Leben und Werk

Aufgewachsen bei seinen wohlhabenden und hochgebildeten Großeltern im galizischen Lemberg, vermittelte ihm das von jüdischer Tradition und europäischer Aufklärung geprägte großelterliche Haus eine lebenslange Nähe zum Judentum - anfänglich vor allem zur Frömmigkeits- und Erweckungsbewegung des seit Mitte des 18. Jahrhunderts im osteuropäischen Judentum beheimateten Chassidismus. Dessen Botschaft verbreitete er in zahlreichen Nachdichtungen.

1896 begann Martin Buber in Wien mit dem Studium der Philosophie. Hinzu kamen in Leipzig, Berlin und Zürich die Fächer Kunst- und Literaturgeschichte, Psychologie, Germanistik, klassische Philologie und Nationalökonomie. In einer 1904 abgeschlossenen Dissertation „Zur Geschichte des Individuationsproblems: Nikolaus von Cues und Jakob Böhme“ legte er seine intensive Beschäftigung mit der Mystik der Renaissance und Reformation nieder.

Noch während seines Studiums erfolgte Bubers lebenslanges Engagement für die von Theodor Herzl (1860-1904) begründete Bewegung des modernen Zionismus. Allerdings bewertete er den Zionismus im Gegensatz zu Herzl primär als Kulturbewegung zur geistigen Erneuerung des Judentums und nicht als politische, auf Palästina ausgerichtete Territorialidee.

Im Frühjahr 1899 begegnete er der aus Bayern stammenden Germanistikstudentin Paula Winkler (1877-1958), die unter dem Pseudonym Georg Munk (seit 1912) literarisches Ansehen erlangte. Nachdem Paula Winkler Anfang 1907 rituell zum Judentum konvertiert war, heirateten beide noch im gleichen Jahr.

Aufgrund konträrer Auffassungen über die inhaltliche Ausgestaltung der zionistischen Idee trennte sich Buber 1903 von seinem Mentor Herzl und unterbrach zeitweise jegliche Aktivitäten für den Zionismus, blieb allerdings dessen kulturellen Aussagen weiterhin verbunden. In der Folgezeit widmete sich Buber eingehend der jüdischen Überlieferung, vor allem dem Chassidismus und der Mystik: „Die Geschichten des Rabbi Nachman“ (1906), „Die Legende des Baalschem“ (1908), „Drei Reden über das Judentum“ (1911). Schließlich übernahm er ein Lektorat beim Frankfurter Verlag „Rütten und Loening“ und edierte dort seit 1906 die insgesamt vierzigbändige sozialpsychologische Monographienreihe „Die Gesellschaft“.

Neben der Lebensgefährtin Paula Buber gehörte auch der libertäre Kulturphilosoph und Schriftsteller Gustav Landauer (1870-1919) zu seinen engsten Vertrauten. Mit Landauer verband ihn eine seit der Jahrhundertwende währende langjährige Freundschaft. Beide verkehrten damals in der zivilisationskritischen, am Landleben interessierten Berliner „Neuen Gemeinschaft“. Vor allem Bubers Sozialphilosophie, seine Dialogik und sein Gemeinschaftsdenken verdanken dem gedanklichen Einfluss Landauers viel.

Trotz weitgehender öffentlicher Zurückgezogenheit und intensiven wissenschaftlichen Forschungen gehörte Martin Buber zu den ersten Mitstreitern des von Gustav Landauer 1908 gegründeten „Sozialistischen Bundes“ (SB). Diese libertäre Vereinigung zielte auf ein exemplarisches „Beginnen“ in Richtung einer freiheitlichen Gesellschaft. Ihre autonomen Ortsgruppen in Deutschland und der Schweiz organisierten sich nach den Grundsätzen freier Vereinbarung, genossenschaftlich und föderativ, ohne Zentralinstanz. Im Anschluss an die „Neue Gemeinschaft“ und den „Sozialistischen Bund“, an dessen Zusammenkünften Buber in Berlin bis 1911 teilnahm, stellte der „Forte-Kreis“ unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg das dritte Gemeinschaftsprojekt beider dar. Er sollte als eine transnationale Vereinigung die Menschheit Europas gegen den bevorstehenden Krieg wachrütteln. Allerdings verhinderte nationalistische Engstirnigkeit jegliche Wirksamkeit dieses Personenkreises, der sich unmittelbar nach Kriegsbeginn bereits wieder auflöste. Auch Buber entzog sich diesem Kriegstaumel anfänglich nicht. Jedoch rang er sich schließlich nach einer heftigen Kontroverse mit seinem Freund Gustav Landauer zu einer eindeutigen Antikriegshaltung durch.

1916 zog die vierköpfige Familie Buber von Berlin ins südhessische Heppenheim an der Bergstraße, wo sie bis zu ihrer erzwungenen Emigration aus NS-Deutschland 1938 lebte. Im gleichen Jahr gründete Buber die Monatsschrift „Der Jude“. Mit diesem von ihm acht Jahre lang herausgegebenen Periodikum zielte er auf eine Überwindung der bestehenden Gegensätze innerhalb des Judentums - West- und Ostjudentum, Assimilation, Zionismus - und warb zugleich für dessen Regeneration.

Um zu einem lebendigen, gemeinschaftlichen Judentum zu gelangen, legte er den Schwerpunkt seines Engagements auf die Erziehung. Vor allem die Erwachsenenbildung im Rahmen einer Reformierung des gesamten Bildungs- und Erziehungswesens nahm einen Hauptanteil in Bubers Denken und öffentlichem Wirken nach dem Ersten Weltkrieg ein. Davon zeugen umfassende Bemühungen - zum Beispiel die Lehrtätigkeiten am Freien Jüdischen Lehrhaus, an der Universität Frankfurt am Main sowie an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Die zwanziger Jahre gestalteten sich für ihn zu einem überaus produktiven Lebensabschnitt: zahlreiche Lehrverpflichtungen (auch in der Schweiz und den Niederlanden), Buchveröffentlichungen - „Der große Maggid und seine Nachfolge“ (1922), „Ich und Du“ (1923), „Die chassidischen Bücher“ (1928) -, Übersetzungstätigkeiten sowie die Begründung einer dem inter-konfessionellen Religionsgespräch verpflichteten Zeitschrift: „Die Kreatur“ (1926-1930). Darüber hinaus begann er 1925 zusammen mit dem Philosophen und jüdischen Theologen Franz Rosenzweig (1886-1929) mit der „Verdeutschung“ (Buber) der hebräischen Bibel. Damit sollte das deutsche Judentum wieder an den hebräischen Originaltext herangeführt werden, um es auf eine kulturelle Renaissance hin vorzubereiten. 1961, im Alter von dreiundachtzig Jahren, konnte Martin Buber die als „Buber-Rosenzweig-Bibel“ bekannte Neuübersetzung schließlich vollenden. Infolge der NS-Machtübernahme 1933 verlor Buber seine Honorarprofessur an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Zugleich hielt er bis zur Emigration unbeirrt an seinen Bemühungen um eine geistige Erneuerung des Judentums fest: So stand er ab Herbst 1933 in Frankfurt am Main dem „Freien Jüdischen Lehrhaus“ vor und initiierte darüber hinaus die bis 1938 geleitete „Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung“ bei der Reichsvertretung der deutschen Juden, dem damaligen Dachverband des deutschen Judentums.

Die Emigration nach Palästina 1938 ging einher mit einer dauerhaften Trennung vom deutschen Kulturraum. An der Hebräischen Universität in Jerusalem konzentrierte sich Buber sogleich auf seine akademische Lehrtätigkeit als Ordinarius für Sozialphilosophie und allgemeine Soziologie.

Neben seinen dortigen wissenschaftlich-publizistischen und pädagogischen Aktivitäten - u.a. Gründung des „Seminars für Erwachsenenbildner“ (1949) - widmete er dem jüdisch-arabischen Konflikt im Nahen Osten wachsende Aufmerksamkeit. Wiederholt stellte Buber seine kulturzionistisch-humanistischen Ansichten einer friedlichen Koexistenz beider Bevölkerungen heraus. Sein Engagement einer gesamtpalästinensischen Perspektive bezog stets auch die arabische Bevölkerung mit ein. Soziale Regeneration, Ausbau des Kibbuzwesens und Neuzusammensetzung der jüdischen Gemeinschaft ließen sich für ihn ohne einen Modus Vivendi mit den palästinensischen AraberInnen nicht verwirklichen. Im 1925 gegründeten, von Gustav Landauer gedanklich beeinflussten „Brit Schalom“ („Friedensbund“), dem es um ein friedliches Miteinander von PalästinenserInnen und Juden/Jüdinnen ging, plädierte Martin Buber für ein binationales, die Gleichwertigkeit nationaler und bürgerlicher Rechte betonendes Gemeinwesen auf föderativer, mit Minderheitenstatus versehener Grundlage in Palästina. Für dieses Ziel engagierte er sich Ende der dreißiger Jahre auch in der Liga für jüdisch-arabische Verständigung sowie im „Ichud“ („Vereinigung“) (1942). Infolge der historischen Ereignisse der dreißiger und vierziger Jahre in Europa, vor allem des Machtantritts der Nationalsozialisten, der zu Auschwitz und damit zur Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden führte, nahm Buber schließlich die Realität des am 14. Mai 1948 proklamierten Staates Israel hin. Anstelle eines binationalen Palästina favorisierte er seitdem die Idee einer Nahostföderation mit einem internationalisierten Jerusalem.

Die Zeit nach seiner Emeritierung im Jahre 1951 nutzte Buber, um auf Kongressen, in Vorträgen und bei öffentlichen Ehrungen - Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main 1953 - für eine dauerhafte Entspannung nicht nur im Nahen Osten, sondern auch hinsichtlich des Ost-West-Konfliktes sowie des durch den Holocaust zutiefst gestörten Verhältnisses zwischen Juden und nichtjüdischen Deutschen zu werben.


Judentum

Martin Bubers Judentum, das er nie verleugnete und aus dem er großes Selbstbewusstsein schöpfte, entwickelte sich aufgrund prägender Lebenserfahrungen im Hause seiner Großeltern während des Nationalsozialismus sowie in Israel und hing darüber hinaus eng mit seiner philosophischen Entwicklung zusammen. Als politisch denkender Mensch, der sich bereits im Alter von knapp zwanzig Jahren dem Zionismus zuordnete, stand er konträr zum Assimilationsjudentum Westeuropas. Sein Kulturzionismus zielte auf eine Erneuerung des gesamten, von grundlegenden Widersprüchen gekennzeichneten, vielfältigen Judentums. Buber bemühte sich, die wachsende Distanz zwischen ost- und westeuropäischem Judentum durch einen kulturellen Renaissance-Zionismus (wieder) umzukehren und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Jüdinnen und Juden zu stärken. Erst eine selbstbewusste Judenheit könne ihrer eigentlichen Mission nachkommen und den Prozess einer Erneuerung der gesamten Menschheit vorantreiben.

Grundlegend für eine lebendiges Judentum sei allerdings die wiederholte Forderung an die Menschheit nach Einheit, die das Leben des einzelnen mit sich selbst und in der Gesamtheit zugleich beinhalte. Um aber eine Zukunft aufzuweisen und seiner menschheitlichen Mission gerecht zu werden, müsse das Judentum sich zuerst selbst erneuern. Den spürbaren Umschwung in Richtung einer tatsächlichen „Wiedergeburt“ des Judentums beschrieb Buber vor allem als einen Prozess der Bewusstseinsveränderung. Allein in Palästina, nicht in der Diaspora, auch wenn er tief in die deutsche Kultur verwurzelt blieb, sich um eine deutsch-jüdische Symbiose bemühte und seine Auswanderung nach Palästina lange Zeit hinausschob, vermochte er ein geistiges jüdisches Zentrum zu erkennen. Hierbei hob er die Kibbuzim als freiheitliche Orte neuer Gemeinschaftsfindung lobend hervor. Palästina als kultureller Mittelpunkt des Judentums bedurfte für Buber - vor der Shoa - nicht unbedingt eines jüdischen Staates. Zugleich bemühte er sich, den Zionismus von seinem europäisch geprägten nationalistischen Zubehör zu befreien. Für ihn erstreckte sich die Funktion des Nationalismus allein auf die Selbstbehauptung des Judentums, um, angesichts einer zweitausendjährigen judenfeindlichen Tradition, aus weitgehend isolierten Individuen eine soziale (und nationale) Einheit zu formen. Langfristig hingegen überschreite der Nationalismus seine Grenzen, verselbständige sich und führe letztendlich zum Untergang des gesamten Judentums. In deutlicher Distanz zum europäischen Nationalismus und seinem zentralistischen Staatsgefüge setzte Buber auf einen begrenzten, nichtstaatlichen Nationalismus. Dieser sollte das Selbstbewusstsein aller Jüdinnen und Juden fördern und verhindern, dass die Nation zum Selbstzweck degeneriert. Jedoch musste auch er schließlich eingestehen, dass sich der jüdische Nationalismus dem europäischen anglich.


Sozialphilosophie

Martin Bubers Sozialphilosophie richtete sich stets auf einen freiheitlichen Sozialismus aus. Begriffe wie „Gemeinschaft“ oder „Utopie“ blieben hierin zentral. Unter wesentlichem Einfluss Gustav Landauers fand er seit der Jahrhundertwende eine Möglichkeit, seinen Kulturzionismus mit einer libertären Gesellschaftskonzeption zu verbinden. Sein Gemeinschaftsbegriff umfasste ein Verständnis von Soziabilität, die, ohne äußeren Zwang, sich allein der Freiheit und Freiwilligkeit verbunden fühlte. Nur so sei die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit menschlichen Seins adäquat abzubilden. Die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit inmitten einer lebendigen Gemeinschaft - dies spiegelte Bubers Vision einer „Neuen Gemeinschaft“ wider.

Vor allem betonte er das individuelle Engagement: nämlich „hier und heute“ mit der persönlichen Erneuerung zu beginnen. Im Zentrum seiner sozialphilosophischen Betrachtungen standen also stets sowohl der Einzelmensch als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Schließlich rückte die dialogische Gemeinschaftsgestaltung sogar gegenüber der individuellen Selbstfindung in den Vordergrund: „Der wahre Ort der Verwirklichung ist die Gemeinschaft...“ (Martin Buber, Der Heilige Weg. Ein Wort an die Juden und an die Völker. Dem Freunde Gustav Landauer aufs Grab [1919]. In: Ders., Der Jude und sein Judentum, S. 90). Verwirklichung und Zwischenmenschlichkeit beinhalteten dementsprechend Kreativität, gestalterische Einheit von weltlicher und geistiger Ordnung, Herzensgüte, frei vereinbartes Miteinander, gegenseitige Hilfe und Humanitarismus. Hierin lag für den Föderalisten und kommunitären Sozialisten Buber zugleich auch der Schlüssel zur menschheitlichen Selbst- und Gemeinschaftsfindung.

Da sich seine Hoffnungen auf eine gemeinschaftliche Sozialutopie primär mit den Bemühungen um eine Renaissance des Judentums begründeten, lobte er die genossenschaftlichen Siedlungen der Jüdinnen und Juden in Palästina als „Neuland sozialer Gestaltung“ (Ebd. S. 116) und bezeichnete sie als „konstruktives Element“ innerhalb der „beginnenden Menschheitsrevolution“. (Ebd. S. 117) Unter einer Erneuerung des Judentums und der gesamten Menschheit verstand er demnach, ausgehend von Gustav Landauer, eine Orientierung an bereits Erworbenem und die Freilegung von verschütteten, aber noch bestehenden Sozialnormen sowie eine grundlegende Restrukturierung sämtlicher Lebensbereiche.

Sobald Menschen beginnen, ihre sozialen Beziehungen umzuwandeln, werden sich, so Buber, auch die Herrschaftsmethoden verändern. Somit konnte der Gesellschaftsaufbau in Palästina, wollte die dort lebende Judenheit tatsächlich der Erneuerung der Menschheit voranschreiten, nur ein freiheitlich-sozialistischer, kommunitärer und föderativer zugleich sein. Als Libertärer forderte er einen gesellschaftlichen Neuaufbau, der auf der Vergesellschaftung des Bodens, der Selbstarbeit und der Selbstbestimmung über die jeweiligen Normen des Kibbuzlebens beruhen sollte. Öffentliches Engagement jedes einzelnen, wirtschaftliche Genossenschaften, Dezentralisation, Gemeindeautonomie und lebendige Basisdemokratie umfassten die wesentlichen Zielsetzungen von Bubers „Verwirklichungszionismus“. Seine Sozialutopie zielte darauf ab, dass sich die Menschen in Kommunen auf der Grundlage gegenseitigen Beistandes assoziieren; dass sie das soziale Leben, Konsum und Produktion, ohne institutionelle Bevormundung hierarchischer und zentralistischer Institutionen gestalten lernen und auf diese Weise menschliche Entfremdung dauerhaft überwinden. Bubers Staatskritik implizierte in enger Anlehnung an Landauer die Überwindung aller zentralistischen, den Freiheits-, Selbstbestimmungs- und Gerechtigkeitsidealen diametral entgegenstehenden Organisationen - auch unter sozialistischem Vorzeichen.

Die (Wieder-)Herstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und die „Wiedergeburt“ der Gemeinden stellten die beiden untrennbaren Eckpfeiler in Bubers humanistischer Sozialphilosophie dar. Das Gemeinschaftsleben der Menschen in Autonomie und Selbstbestimmung könne nur jenseits des Staates und gegen ihm stattfinden. Voraussetzung hierfür sei aber, dass die an einem Zusammenschluss restrukturierter Gemeinden Teilnehmenden mit Nachdruck für lebendige, direkte und unmittelbare Gemeinwesen eintreten. Die eigentliche Hoffnung aller Geschichte manifestierte sich für Buber letztendlich in einer auf Gegenseitigkeit und freier Vereinbarung begründeten libertären und kommunitären Menschengemeinschaft.

Deutlich wird hier Martin Bubers Abgrenzung zum Marxismus und seine tiefe Verbundenheit mit dem libertären Sozialismus Gustav Landauers. In seinem - neben „Ich und Du“ - zweiten Hauptwerk „Pfade in Utopia“ (hebr. 1947, dt. 1950) bemühte er sich um eine philosophische Annäherung an den Anarchismus. Diesen Begriff für seine Sozialphilosophie anzuwenden, lehnte er allerdings ab, weil der Anarchismus die Aufhebung sämtlicher Herrschafts- und Machtverhältnisse anstrebt. Hieran aber wollte er aufgrund persönlicher Erfahrungen mit totalitären Ideologien und Bewegungen im 20. Jahrhundert nicht so recht glauben. Gleichwohl erstrebte auch Buber eine weitgehende Machtreduzierung. Einzig eine restrukturierte Gesellschaft könne das Erbe des (Zentral-) Staates antreten.


Dialogik

Martin Bubers Dialogik, gewissermaßen das Kernstück seiner Sozialphilosophie, lässt sich ebenfalls als eine Fortschreibung von Gustav Landauers Konzeption eines „Sozialistischen Beginnens“ des „werdenden Menschen“ von der „Absonderung zur Gemeinschaft“ würdigen. Neben der jüdischen und christlichen Mystik maß er vor allem der hebräischen Bibel sowie dem Fundus der Sprachphilosophie (S. Kierkegaard, L. Feuerbach u. a.) als Quelle seiner Dialogik eine zentrale Bedeutung zu. Richtungsweisend für seine Dialogik, dessen erste Ansätze sich bereits in dem 1913 erschienenen Werk „Daniel. Gespräche von der Verwirklichung“ wiederfinden, blieb das „Zwischenmenschliche“, die vor allem durch Sprache vermittelte zwischenmenschliche Interaktion. Sein Interesse galt hierbei sowohl dem „Ich“ als auch dem „Ich“ in Beziehung zu anderen Personen. Die Welt der Beziehung offenbare sich als Gegenseitigkeit, Dialog und Begegnung. Allein Begegnung und Beziehung, also Gegenseitigkeit und freie Vereinbarung, erzeugen Gegenwart, die das gegenwärtige „Du“ voraussetzt. Nachdrücklich wies Buber daraufhin, dass die von Gegenseitigkeit, Gleichheit und Verantwortlichkeit geprägte Verbindung zwischen „Ich“ und „Du“ von den zunehmend instrumentellen Lebensbedingungen unserer Zivilisation vereinnahmt wird. Dagegen setzte er lebendige, soziale, auf Gemeinschaftlichkeit angelegte Beziehungen. Erst diese ermöglichen ein freies und wechselseitiges Verhältnis zwischen „Ich“ und „Du“ - worunter er auch die Interaktion zwischen dem menschlichen „Ich“ und dem göttlichen „Du“ verstand.

Somit dechiffriert sich Bubers Dialogik auf der Grundlage der schrecklichen Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Stalinismus als ein Plädoyer zur umfassenden Erneuerung der kommunikativen Unmittelbarkeit zwischen den Menschen, um so zu einer restrukturierten, freiheitlichen Gesellschaft zu gelangen. Martin Bubers Menschenbild, das im Individuum sowohl Distanz als auch Beziehung vorfindet, nimmt den „Anderen“ als Gegenüber an. Sein Beharren auf einer Utopie dialogischer Beziehung verdeutlichte er nochmals grundlegend in dem unmittelbar vor seinem Tod vorbereiteten, postum erschienenen Buch „Nachlese“: „Sodann aber verlangt es einen Mal um Mal, seinem Mitmenschen zu danken, selbst wenn er nichts Besonderes für einen getan hat. Wofür denn? Dafür, dass er mir, wenn er mir begegnete, wirklich begegnet ist; dass er die Augen auftat und mich mit keinem anderen verwechselte; dass er die Ohren auftat und zuverlässig vernahm, was ich ihm zu sagen hatte; ja, dass er das auftat, was ich recht eigentlich anredete, das wohlverschlossene Herz.“ (S. 254)


Zur aktuellen Wirkung

Martin Bubers Werk in seiner Gesamtheit zu erfassen, erweist sich als eine Herausforderung. Zusammen hängt dies vor allem damit, dass er mit Absicht kein umfassendes philosophisches Gedankengebäude errichtet hat: „Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder nur zu wenig gesehen worden ist... - ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“ (Aus einer philosophischen Rechenschaft (1961) In: Ders., Werke. Erster Band: Schriften zur Philosophie. München/Heidelberg 1962, S. 1114)

Dennoch hat sich sein Denken keineswegs ohne vorhergehende präzise Fragestellungen entwickelt. Das beachtliche Spektrum seiner vielfältigen Unternehmungen - „Verdeutschung“ der Bibel, Bibelexegese, die intensive Beschäftigung mit Geschichte und Gegenwart des Judentums (Chassidismus, Assimilation, Zionismus), Betrachtungen über Philosophie und Pädagogik sowie als Romancier („Gog und Magog“, dt. 1949) - belegt vielmehr die Sorgfältigkeit seiner Themenauswahl. Die Diskrepanz zwischen Bubers Wirken und dessen öffentlicher Wirkung liegt wohl primär darin, dass er seine philosophischen Überlegungen stets in einen engen Zusammenhang mit seinem öffentlichen libertären Engagement stellte. Beide Bereiche würdigte er als gleichwertige dialogische Wesensmomente.

Hinzu kommt, dass ohne vorherige Rezeption der von Buber benutzten anarchistischen Literatur - P.-J. Proudhon, P. Kropotkin und G. Landauer - ein umfassendes Verständnis seiner Sozialphilosophie nicht möglich ist. Dies gilt vor allem für Gustav Landauers kommunitären Anarchismus. Dessen „Aufruf zum Sozialismus“ (1911) hat Martin Buber im Kulturzionismus und religiösen Sozialismus sowie in seiner Dialogphilosophie und Pädagogik weitergetragen. Wie weit sein Einfluss reichte, beweist die Tatsache, dass er beispielsweise auch Martin Luther King und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung inspirierte. Hierzulande ist es inzwischen gelungen, die sozialphilosophischen und kulturkritischen Gehalte des Libertären Buber aufzunehmen und zumindest ansatzweise im Rahmen einer Wiederaneignung anarchistischer Theorie- und Praxisansätze neu zu beleben.


Hauptwerke

  • Werke. 1. Band: Schriften zur Philosophie, München/Heidelberg 1962
  • Werke. 2. Band: Schriften zur Bibel. a.a.O. 1964
  • Werke. 3. Band: Schriften zum Chassidismus. a.a.O. 1963
  • Einsichten. Aus den Schriften gesammelt, Wiesbaden 1953 (weitere Aufll.)
  • Hinweise. Gesammelte Essays. Zürich 1953
  • Der Jude und sein Judentum. Gesammelte Aufsätze und Reden, Köln 1963 (weitere Aufll.)
  • Nachlese. Heidelberg 1965
  • Die Schrift. Verdeutschung von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig. Neu bearbeitete, vollendete Ausgabe in vier Bänden: Die fünf Bücher der Weisung. Köln 1953, Bücher der Geschichte, Köln 1955, Bücher der Kündung, Köln 1957, Die Schriftwerke. Köln 1962 (weitere Aufll.)
  • Drei Reden über das Judentum. Frankfurt/M. 1911
  • Daniel. Gespräche von der Verwirklichung. Leipzig 1913
  • Ich und Du. Leipzig 1923 (weitere Aufll.)
  • Kampf um Israel. Reden und Schriften (1921-1923). Berlin 1933
  • Gog und Magog. Eine Chronik. Heidelberg 1949
  • Pfade in Utopia. Heidelberg 1950 (weitere Aufll.)
  • Moses. Heidelberg 1952 (weitere Aufll.)
  • Reden über Erziehung. Heidelberg 1953 (weitere Aufll.)
  • Die Schriften über das dialogische Prinzip. Heidelberg 1954 (weitere Aufll.)
  • Begegnung. Autobiographische Fragmente. Hrsg. von Paul Arthur Schilpp u. Maurice Friedman. Stuttgart 1960
  • Logos. Zwei Reden. Heidelberg 1962
  • Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten. Hrsg. von Grete Schaeder. 3 Bde, Heidelberg 1972ff.
  • Ein Land und zwei Völker. Zur jüdisch-arabischen Frage. Hrsg. u. eingeleitet von Paul R. Mendes-Flohr. Frankfurt/M. 1983 (weitere Aufl.)
  • Briefwechsel Martin Buber-Ludwig Strauß 1913-1953. Hrsg. v. Tuvia Rübner und Dafna Mach. Frankfurt/M. 1990
  • Buber für Atheisten. Ausgewählte Texte. Hrsg. von Thomas Reichert. Gerlingen 1996
  • The First Buber. Youthful Zionist Writings of Martin Buber. Hrsg. von Gilya G. Schmidt. Syracuse, New York 1999
  • The Martin Buber Reader. Essential Writings. Hrsg. von Asher D. Biemann. New York 2002
  • Martin Buber-Werkausgabe. Im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Israel Academy of Sciences and Humanities hrsg. von Paul Mendes-Flohr und Peter Schäfer. 21 Bde [plus Registerband], Gütersloh 2001ff.
  • Zeitschrift “Im Gespräch” hrsg. von der Martin-Buber-Gesellschaft. Potsdam, Nr. 1/2000ff.


Bibliographien (Auswahl)

  • Maurice Friedman: Bibliographie (1897-1962). In: Paul Arthur Schilpp/Maurice Friedman (Hrsg.), Martin Buber. Stuttgart 1963, S. 640ff.
  • Martin Buber. Eine Bibliographie seiner Schriften 1897 bis 1978. Zusammengestellt von Margot Cohn u. Rafael Buber. Jerusalem 1980
  • Willy Schottroff unter Mitarbeit von B. Görich, I. Henning u. U. Henninger, Bibliographie der Buber-Literatur. In: Werner Licharz/Heinz Schmidt (Hrsg.): Martin Buber (1878-1965). Internationales Symposium zum 20. Todestag, Frankfurt/M. 1989, Bd. 2, S. 272ff.


Literatur (Auswahl)

  • Hans Kohn, Martin Buber. Sein Werk und seine Zeit. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte Mitteleuropas 1880-1930. Hellerau 1930 (Wiesbaden 1979)
  • Joseph Bloch/Haim Gordon (Hrsg.), Martin Buber. Bilanz seines Denkens. Freiburg/Basel/Rom/Wien 1983
  • Maurice Friedman, Martin Buber’s Life and Work. 3 Bde, New York 1972ff.
  • Heiner Koechlin, Pfade in Utopia. In: Ders., Philosophie des freien Geistes. Essays und Vorträge. Berlin 1990, S. 109ff.
  • Werner Licharz/Heinz Schmidt (Hrsg.), Martin Buber (1878-1965). Internationales Symposium zum 20. Todestag. 2 Bde, Frankfurt/M. 1989
  • Paul R. Mendes-Flohr, Von der Mystik zum Dialog. Martin Bubers geistige Entwicklung bis hin zum ,Ich und Du’. Königstein/Ts. 1978
  • Helmut Rüdiger, Martin Buber. Ein anarchistischer Sozialist. In: Ders., Sozialismus in Freiheit. Beiträge zum freiheitlichen Sozialismus. Wetzlar 1978, S. 133f.
  • Grete Schaeder: Martin Bubers Hebräischer Humanismus. Göttingen 1966
  • Paul A. Schilpp (Hrsg.), The Philosophy of Martin Buber. La Salle, Illinois/London 1967
  • Gershom Scholem, Martin Bubers Auffassung des Judentums. In: Ders., Judaica II, Frankfurt/M. 1970, S. 133ff.
  • Ernst Simon, Martin Buber und das deutsche Judentum. In: Robert Weltsch (Hrsg.), Deutsches Judentum. Aufstieg und Krise. Stuttgart 1963, S. 27ff.
  • Ders.: Nationalismus, Zionismus und der jüdisch-arabische Konflikt in Martin Bubers Theorie und Wirksamkeit. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts Tel-Aviv, 9 (1966), Nr. 33, S. 21ff.
  • Robert Weltsch, Einleitung zu: Martin Buber, Der Jude und sein Judentum. Gesammelte Aufsätze und Reden, Köln 1963, S. XIff.
  • Gerhard Wehr, Der deutsche Jude Martin Buber. München 1977
  • Siegbert Wolf: Martin Buber zur Einführung, Hamburg 1992 (= Zur Einführung, Bd. 73)
  • Gilya Gerda Schmidt, Martin Buber’s Formative Years. From German Culture to Jewish Renewal, 1897-1909. Tuscaloosa/London 1995
  • Siegbert Wolf, Martin Buber. In: Archiv Bibliographia Judaica (Hrsg.), Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 4. München, New Providence, London, Paris 1996, S. 251-301.
  • Siegbert Wolf, Paula Buber. In: Ebd. S. 302f.
  • Siegbert Wolf, Salomon Buber. In: Ebd. S. 304-309. [Großvater Martin Bubers]
  • Maurice Friedman, Begegnung auf dem schmalen Grat. Martin Buber - ein Leben. Münster 1999
  • Yigal Wagner, Martin Bubers Kampf um Israel. Sein zionistisches und politisches Denken. Potsdam 1999
  • Eleonore Lappin, Der Jude 1916-1928. Jüdische Moderne zwischen Universalismus und Partikularismus. Tübingen 2000
  • Siegbert Wolf, Il vero luogo è la comunità: Landauer e Buber. In: Amedeo Bertolo (Hrsg.), L'Anarchico e L'Ebreo. Storia di un incontro. Mailand 2001, S. 77ff.
  • Paul Mendes-Flohr (Hrsg.), Martin Buber. A Contemporary Perspective. Syracuse/Jerusalem 2002.
  • Siegbert Wolf, "Zion wird mit Gerechtigkeit erlöst". Martin Bubers Konzeption der Binationalität zur Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes - und was davon geblieben ist. In: Dialog, Frieden, Menschlichkeit. Beiträge zum Denken Martin Bubers. Im Auftrag der Martin Buber-Gesellschaft herausgegeben von Wolfgang Krone, Thomas Reichert und Meike Siegfried. Berlin 2011, S. 25-51.
  • Siegbert Wolf, "...vom Gebot einer Gerechtigkeit getrieben und das Herz von ihm bewegt" - Martin Buber und Deutschland nach der Shoah. In: Thomas Reichert/Meike Siegfried/Johannes Waßmer (Hrsg.), Martin Buber neu gelesen. Lich/Hessen 2013, S. 213-247 [= Martin Buber-Studien 1].
  • Dominique Bourel, Martin Buber. Was es heißt, ein Mensch zu sein. Biografie. Gütersloh 2017.
  • Siegbert Wolf, Schuld und Versöhnung. Martin Buber und die Deutschen in den Nachkriegsjahren. In: Ursula Frost/Johannes Waßmer/Hans-Joachim Werner (Hrsg.), Dialog und Konflikt. Das dialogische Prinzip in Gesellschaft, Religion, Politik und Philosophie. Bodenburg/Nds. 2018, S. 313-348 [= Martin Buber-Studien 3].
  • Siegbert Wolf, "Hier ist das Leben schwer, aber irgendwie sinnreicher als in Europa jetzt" - Martin Bubers Alija 1938 und sein Wirken in Jerusalem bis zur Staatsgründung 1948. In: nurinst 2018. Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte. Schwerpunktthema: Flucht, Vertreibung, neue Heimat. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Jim G. Tobias u. Nicola Schlichting. Nürnberg 2018, S. 11-28.
  • Siegbert Wolf, Martin Buber e la politica. Prefazione. In: Francesco Ferrari, La comunità postsociale. Azione e pensiero politico di Martin Buber. Roma 2018, S. 7-10.
  • Siegbert Wolf, "...der nach der Tat noch mehr als nach der Erkenntnis verlangt." Martin Buber - ein Anarchist? In: ZfBeg - Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext (Freiburg i. Br.), H. 1-2/2018: Martin Buber. Neue Interpretationen, S. 36-46.
  • Siegbert Wolf, "...zusammen in einer großen Menschheitssache" Martin Buber und Gustav Landauer - eine dialogische Begegnung. In: ZfBeg - Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext (Freiburg i. Br.), H. 2-3/2019: Kultur berührt Religion. Beispiele aus Judentum und Christentum, S. 226-239.

Autor: Siegbert Wolf



Quelle: Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie: Encyclopaedia of Anarchy. Lexique de l'anarchie. - Hrsg. von Hans Jürgen Degen. - Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993-1996 (5 Lieferungen). - Loseblattsammlung in 2 Ringbuchordnern (alph. sortiert, jeder Beitrag mit separater Paginierung). Für die vorliegende Ausgabe wurde er überarbeitet.

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